Time

Kapitel 7: Erinnerungen

Wirklich geschlafen hatte Loki in dieser Nacht nicht.
Zu groß war die Angst vor erneuten Alpträumen, doch zumindest ein wenig traumlos dösen hatte er können.
Ihm war klar, dass er, wenn er nicht wenigstens versuchte, zur Ruhe zu kommen, erneut einer Schlafstörung erliegen würde und das war etwas, was seinem Kopf nicht wirklich gut tat.
Er konnte nicht schon wieder den Verstand verlieren, dieses Mal hing nicht nur sein eigenes Wohl davon ab, sondern auch das Wohl des gesamten Universums.

Der Gedanke war irgendwie gruselig.
Wie konnten diese Helden das nur aushalten? Verantwortlich für so viele  Kreaturen zu sein?
Hatten sie auch so eine riesige Angst vor dem Scheitern?
Er hätte Thor fragen sollen, als dieser noch da war...

Generell würde er alles geben um sich noch einmal mit seinem Bruder unterhalten zu können. Er hatte so viele Fragen.
Hatte Thor einen Plan gehabt?
Hatte er Loki einfach nur aus Sentimentalitäten gerettet oder gab es einen tieferen Grund?

Der Gott starrte in die Dunkelheit.
Was wenn es einen besonderen Ablauf gab für den er wichtig war und  Thor hatte ihm diesen nicht mehr erklären können?

Er hoffte sie würden bald in Midgard ankommen und diesem Alptraum ein Ende machen.
Und hoffentlich holte sie die Zeit nicht ein.
Was wohl mit dem Universum passieren würde, wenn die Zeit alles auffraß?
Gab es dann noch ein Universum?
Oder begann die Zeit wieder von vorne und alle Kreaturen fielen in ihrer Entwicklung zurück?

Loki würde alles dafür geben, Thanos zu besiegen und Thor zurück zu holen. Ihm war egal wie schwer es wäre.
Er würde, Er musste es einfach schaffen.

Nach einiger Zeit stand er schließlich auf und begab sich wieder in den Kontrollraum.
Carol war nicht mehr dort, sie musste auch ins Bett gegangen sein.
Er ging zum Steuerbildschirm hinüber und rief die Übersichtsfunktion auf.
In grünen Buchstaben erschienen Koordinaten ihrer Position, Zeitangaben wie lange sie noch bis nach Midgard brauchen würden und wie lange es dauern würde, bis sie erneut in Lichtgeschwindigkeit reisen konnten.

Sie waren nur noch einige Galaxien von der "Erde" entfernt und mit den kleinen Sprüngen in Lichtgeschwindigkeit brauchten sie voraussichtlich noch 3 Tage.
Hoffentlich würde die Geschwindigkeit reichen um nicht von dem schwarzen Nichts eingeholt zu werden...

Loki schloss die Funktion wieder, drehte sich um und...
...erschreckte sich beinahe zu Tode.

"Hi.", sagte Captain Marvel, die anscheinend die ganze Zeit hinter dem Gott im Türrahmen gelehnt hatte und ihn beobachtete.

"Ich dachte du wärst-Ich- wo- wieso..."

Er atmete tief ein und aus und begann erneut:
"Ich mag ein Gott sein aber mein Leben endet auch irgendwann und ich bin nur noch eine Herzattacke davon entfernt. Also bitte. Schleich. Dich.Nicht.An."

"Alles klar, Chef.", lächelte sie, stellte sich neben ihn und drückte auf dem Bildschirm herum.

"Kennst du dich mit Technik aus? Du hast so gewirkt als wüsstest du genau was du tust.", fügte sie hinzu.

Loki zuckte mit den Schultern:
"Du meinst ob ich das Ding fliegen könnte? Vermutlich. Kennt man ein Raumschiff kennt man alle, nicht wahr?"

Sie sah ihn nachdenklich von der Seite an:
"Das hat dein Bruder auch immer gesagt..."

Loki lächelte.
"Tja, adoptiert oder nicht wir sind eben doch Geschwister."

"Adoptiert?", fragte sie irritiert.

Dem Gott wurde warm. Hatte Thor es ihr nicht erzählt?
Warum? War er etwa der Ansicht...dass es nicht wichtig war?

"Ich bin kein Asgardianer wie Thor. Odin- unser Vater- hat mich in Joturnheim gefunden. Ausgesetzt."

Jotunheim, dachte die Frau. Thor hatte etwas über Jotunheim erzählt...aber was?
Es fiel ihr wieder ein:
"Aber...Thor hat gesagt du hättest einmal versucht Jotunheim zu zerstören. Warum?"

Loki presste die Lippen aufeinander.
Sollte er es ihr zeigen?
Er würde es auch alles erneut spüren müssen, aber...
Sie würde ihn vermutlich niemals verstehen, wenn er ihr nicht zeigen konnte wie er sich gefühlt hatte.

"In Ordnung. Erschreck dich nicht.", flüsterte er und berührte sie mit den Fingern an der Stirn.
Für einen kurzen Moment fühlte er ihr ganzes aufgewühltes Ich, dann konzentrierte er sich auf die Erinnerung die er irgendwo im letzten Winkel seines Kopfes verstaut hatte.

All die Wut all die Trauer die Captain Marvel durchströmte, sie hatte das Gefühl zu zerplatzen.
Waren das wirklich die Gefühle die Loki gespürt hatte bevor er versucht hatte diese gesamte Spezies auszurotten?
Wie konnte eine einzige Person nur so viel auf einmal fühlen?

Doch es sollte nicht nur bei den Gefühlen bleiben, denn nun sah sie auch, was er gesehen hatte.
Nicht so, als ob sie einen Film gucken würde,  sondern als ob sie Loki wäre.
Die Erinnerungen waren Lückenhaft, an manchen Stellen brach eine Szene einfach ab und wurde durch die nächste ersetzt, doch Carol verstand auch so.

Das erste was sie sah war das Gesicht einer Kreatur,  das sie ein wenig an das von Loki erinnerte, also an Loki wenn er blaue Haut und rote Augen hatte.
Die Kreatur sah fies aus und ziemlich ausgehungert. Narben von unzähligen Kämpfen bedeckten ihren Oberkörper, der beinahe vollkommen nackt war.
Mit stählernem Griff hielt das Wesen Carols, nein, Lokis Arm fest und als Carol hinabblickte ließ Lokis Entsetzen ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagen.
Ihre Hand war bei der Berührung genauso blau geworden, wie die Haut der Kreaturen.
Das dumpfe Gefühl von Verwirrung benebelte ihre Sinne.

Einen Moment später fand sie sich in einem goldenen Gang vor einem eckigen, gläsernen Ding, das aussah als wäre es mit Schneestürmen gefüllt.
Sie hob es von seinem Platz und beobachtete, wie das Blau ihre Arme hochkroch.
Angst, Verwirrung, Panik, Trauer
Wurden zu einem einzigen Gefühl:
Wut

Hass, Zorn, den sie dem Mann entgegenbrachte, der dort vor ihr stand, in goldenem Gewand eines Königs.
Lokis...Vater?

Mörderisches Verlangen nach Liebe, so konnte man das Gefühl vermutlich am besten beschreiben.

Und urplötzlich fand sie sich in der Wirklichkeit wieder, mit ihren eigenen Gefühlen,  ihren eigenen Gedanken und den Gott des Schabernacks mit weit aufgerissenen Augen vor sich und...verstand ihn.

Sie hatte vorher schon gedacht sie würde ihn verstehen, doch das was er fühlte war so viel mehr als die Verzweiflung die sie zu unterdrücken suchte.
Sie konnte nicht verstehen, wie er das aushielt.

"Oh Loki...", flüsterte sie betrübt.

Das hatte niemand verdient.

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Uuuund wie immer:
Meinungeeen??:))