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Kapitel 8: Freunde?

Loki und Carol hatten eine ganze Weile nicht miteinander geredet, ehrlich gesagt war der Gott ihr sogar aus dem Weg gegangen. Ihm war die ganze Sache irgendwie peinlich.
Er war sich nicht sicher warum, denn an der Behandlung seines Vaters damals war er ja am wenigsten Schuld nur...
Es war einfach ungewohnt.
Er vertraute Carol, er vertraute ihr wirklich, aber dieses Mitleid verwirrte ihn irgendwie.
Immerhin war die Entschuldigung der Asgardianer für sein Handeln immer gewesen "Es ist halt Loki".

Niemand außer Thor hatte jemals nachgefragt warum er tat was er tat. Und selbst Thor schien nicht ganz zu verstehen, wie man sich fühlte, wenn sein ganzes Leben eine Lüge war, aber zumindest hatte er es versucht.
Loki könnte wetten, Thor hätte besser reagiert als er, vermutlich wäre er ein noch besserer Sohn für Odin geworden und der Gott des Schabernacks wünschte sich manchmal, sein Kopf würde auch so einfach funktionieren wie der seines Bruders.

Der Weg zum Ziel war bei ihm immer gerade und der Schnellste, wobei er bei Loki immer verzweigt verdreht und über Kreuz mit den falschen Wegen lag.
Er wusste ja selber nicht,  wieso er so war.

Und jetzt schlich er wie ein Feigling fort von der Frau, obwohl sie ihn verstand.

Als Captain Marvel ihn schließlich fand (sie hatte nach ihn gesucht aus der Angst, irgendwas Falsches gesagt zu haben. Sie wollte ihn ja nicht verletzen), stand er an einem kleineren Fenster und starrte auf den Weltraum hinaus.
Sie stellte sich schweigend neben ihn.

"Ich bin nicht sauer.", murmelte er.

"Wie bitte?!", fragte sie verwirrt,  im Glauben sich verhört zu haben. Konnte er jetzt auch Gedanken lesen?
-warte, konnte er das vielleicht wirklich?
Und...Die ganze Zeit? Das wäre vielleicht peinlich!

"Ich denke du glaubst ich bin sauer. Ich brauchte nur etwas Zeit zum Nachdenken, das ist alles.", sagte er etwas lauter.

Sie nickte nachdenklich.
"Hm. Ist bestimmt nicht leicht für dich, stimmt's? Anderen deine Gefühle und Gedanken zu zeigen?"

"Ja.", sagte Loki knapp.

Captain Marvel nickte erneut und beobachtete ihn von der Seite. Er wirkte, als ob er zwanghaft aus dem Fenster sehen würde um sie nicht angucken zu müssen.
Sie hatte doch was Falsches gesagt.
Sonst würde er doch nicht so reagieren!

"Du, Loki?", fragte sie schließlich unsicher.

"Hm?"

"Sind wir eigentlich Freunde?"

Keine Reaktion, das glaubte zumindest Carol.
Die Gedanken des Gottes überschlugen sich jedoch.

Sind wir eigentlich Freunde?

Er erinnerte sich an ein Ereignis in seiner Kindheit, damals, als ihn die Asgardianer höchstens seltsam anguckten, weil er sich im Gegensatz zu Thor in die Räume des Palasts zurückzog und las.
Er hatte damals einen Bekannten gehabt, ein Kind aus dem Volk.
Robert war sein Name,  wenn er sich recht entsinnen konnte.
Seine Kindheit war nur so unendlich lange her...
Zumindest hatten die beiden viel miteinander gemacht und Robert mochte ihn wirklich.
Doch eines Tages hatte Robert den Gott gefragt, ob sie Freunde wären und Lokis Reaktion war eher...negativ.

"Ich brauche keine Freunde.", hatte er gefaucht.
Thor hatte Freunde, Loki nicht.
Er wollte jemanden der ihm unter allen Umständen loyal war, nicht jemand,  der sich auf die Selbe Stufe stellte wie er.
Er hatte viel über "Freunde" gelesen, die sich gegenseitig verraten hatten.
Für ihn war damals klar, dass Robert, wenn er sich als genauso wertvoll sah wie Loki,  ihm niemals loyal sein konnte. Wieso sollte er denn von Loki abhängig sein, ihm treu bleiben, wenn er eben nicht unter ihm stand?
Verrat gab es nur unter Gleichgesinnten, sagte er sich.

Heute wusste er, dass dies nur das Denken eines Prinzen gewesen ist, der keiner war.

"Ist schon gut. Vergiss es.", sagte Carol und drehte sich schon zum Gehen um, er aber hielt sie an der Schulter fest.

"Meinst du es Ernst?", fragte er und als sie ihn ansehen wollte drehte er schnell den Kopf weg.

"Ja! Sonst würde ich doch nicht fragen!", meinte die Frau und verdrehte die Augen.
Sie streckte ihm ihre Hand hin:
"Freunde?"

"Freunde.", sagte er leise und ergriff sie kurz.
Dann ließ er los und drehte sich wieder zum Fenster.
Sie lächelte, schenkte seiner hochgewachsenen,  schlanken Gestalt noch einen letzten Blick und verschwand durch eine Tür in einen anderen Teil des Raumschiffs.

Loki betrachtete sein Gesicht in der Spiegelung des Fensters.
Das Gesicht.
Gehören tat es ihm ja nicht wirklich, das WAR nicht er,  oder doch?
Sind andere Kreaturen so wie sie aussehen, überlegte er.
Sie hatten sich ihr Aussehen ja nicht ausgesucht...

Aber hatte er sich sein Aussehen ausgesucht? Er hatte ja sein halbes Leben nicht einmal gewusst, dass er eine Illusion beschwor.
War das Aussehen das er hatte nun sein echtes oder war nur die Gestalt dieser...Dieser blauen Teufel, das, was er war?

Ich bin mehr als das., dachte er plötzlich.

Er war nicht wie Laufey und dessen Volk er war wie Odin und Thor, er war nicht Laufeys Sohn sondern Odins.

"Und jetzt habe ich einen Freund.", murmelte er und drehte sich von der Spiegelung weg.
Er schritt durch eine andere Tür als der Captain und fand sich nach einigen Abzweigungen im Steuerraum wieder.
Dieses Mal hielt er dreimal Ausschau, ob sich Carol irgendwo befand.

Er wollte sich nicht noch einmal überrumpeln lassen, das war doch... peinlich.
Er war schließlich der Gott des Schabernacks!

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Meeeinuuungeeen?