Kapitel 2: Dunkel

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Es dauerte eine Weile, bis der Gott des Donners begriff, was er dort sah.
Loki, weinend auf dem Boden zusammengekauert wie ein verletztes Tier, in seiner Joturn-Form.

Was sollte er denn nun bloß machen?

"Loki?"

Der Gott des Schabernacks hob den Kopf, erkannte durch den Tränenschleier seinen Bruder und versuchte panisch aufzustehen, schwankte jedoch und wurde mehr oder weniger von Thor aufgefangen.

Lokis Herz pochte angsterfüllt. Thor hatte ihn noch nie so gesehen, noch nie wenn er wie eines dieser Monster aussah.

Thor stützte seinen Bruder und schluckte benommen.
Er hatte Loki die Schuld für dessen eigenen Tod gegeben, war nahezu wütend auf ihn gewesen, dass er so leichtsinnig gewesen war und versucht hatte, Thanos direkt anzugreifen, doch nun begriff er, dass sein Bruder an nichts, was passiert war die Schuld hatte.

Loki hatte Angst gehabt und deswegen so gehandelt. Und nun sah Thor zum ersten Mal, wie groß die Ausmaße dieser Angst eigentlich waren.

Der Gott des Donners war überfordert, er wusste nicht, wie er Loki helfen konnte.
Er hatte seinen Bruder schließlich noch nie so verzweifelt gesehen.
Wütend, vollkommen irre und nahezu böse, ja. Aber die Verzweiflung, die Angst und die Trauer, die sich darunter verborgen hatten, hatte er nie wahrgenommen. Bis jetzt.
Er brachte Loki zurück in dessen Zimmer und setzte sich neben ihm auf das Bett, welches aufgrund Thors Gewicht deutlich Schieflage bekam.
Loki starrte mit glasigen Augen an die Wand und lange Zeit sprach niemand von ihnen auch nur ein Wort.
So saßen Odins Söhne nur dort und starrten ins Nichts.

Thor griff schließlich so plötzlich Lokis Hand, dass dieser überrascht zusammenzuckte, Thor anstarrte und peinlich berührt schnell wieder den Kopf wegdrehte.
Thor drückte Lokis Hand und legte den Kopf auf Lokis Schulter.
"Ich bin immer da, Bruder.", brummte er leise und der Gott des Schabernacks spürte plötzlich einen großen Teil der Last von sich genommen.
Das Atmen ging einfacher und er spürte das Vertrauen in seinen Bruder wachsen.

Das war eines von Lokis Problemen:
Das Vertrauen.
Er hatte sein Vertrauen in so gut wie jeden verloren und wusste nicht, ob es jemals wieder zurückkehren würde.

Loki schloss die Augen und drückte Thors Hand kurz. Reden konnte und wollte er jetzt nicht.

Nach einiger Zeit setzte Thor sich auf und Loki öffnete die Augen.
Ihre Blicke fanden sich und Thor lächelte:
"Jetzt siehst du dir wieder ähnlich. Denkst du ich kann wieder in mein eigenes Zimmer gehen oder brauchst du mich noch?"

Und der Gott des Donners hatte Recht:
Die Illusion war zurück und verdeckte Lokis wahre Gestalt.
Der Gott des Schabernacks lächelte leicht und nickte.
"Ich werde noch ein wenig schlafen.", log er mit rauer Stimme und sein Bruder nickte kurz.
"Gut.", antwortete er und verließ den Raum.
Loki war wieder allein.
Schlafen würde er nicht, konnte er auch garnicht.

Er setzte sich im Schneidersitz auf sein Bett und schnippte mit den Fingern.
Sogleich tauchten 3 kleine, lilafarbene, pulsierend leuchtende Schlangen auf, die sich seinen rechten Arm hinaufschlängelten.
Ablenkung war es, was er jetzt brauchte.

Er schloss die Augen, sah das pulsierende Licht trotz der geschlossenen Lider und entspannte sich.
Jedoch nicht zu sehr, er wollte nicht einschlafen, nur um Gestalten und Gefühle der Alpträume in seine reale Welt mitzunehmen und daran zu Grunde zu gehen.

Als eine der größeren Sonnen das schwarz des Weltalls in eine Mischung aus Rot-orange und dunkelblau verwandelte fühlte sich Loki ausgelaugt und schlapp.
Die Illusionen der Leuchtschlangen hatten sich schon beinahe verflüchtigt, sie waren durchsichtig und blass geworden und die Wärme die sie ausstrahlten, war komplett verschwunden.
Der Gott fuhr mit der flachen Hand durch die Luft und sie lösten sich vollends auf.
Er streckte sich, stieg aus dem viel zu kleinen, viel zu wackeligen Bett und strich sich über den verspannten Nacken.
Die Stunden des Sitzens spürte er in jeder Faser seines Körpers.

In der Küche wurde er bereits von seinem Bruder und der Frau begrüßt.

"Wo ist Rocket? ", fragte er heiser und achtete darauf, dass sich sein körperlicher und geistiger Zustand nicht auf die Illusion auswirkte.
Es war zwar einfacher die Illusion so aussehen zu lassen, wie er sich fühlte, doch dass würde nur Thors Mitleid erwecken.
Er wollte kein Mitleid, schon garnicht von seinem immer so starken Bruder.
Er liebte Thor, doch er hatte Angst wie dieser ihn behandeln würde, wenn er wüsste wie oft er sich so fühlte wie letzte Nacht.

"Hier", gähnte der Waschbär und nun konnte Loki auch sehen wo er war:
Er lag in der Spüle.
Warum auch immer.

"Oookayy.", seufzte Loki und rieb sich über die müden Augen.

Die Frau, die sich selbst einen Captain nannte, räusperte sich.
Thor, Loki und Rocket blickten zu ihr hinüber.

"Also. Der Plan lautet:
Wir müssen Dr. Strange ausfindig machen, dieser muss uns ermöglichen in die Zukunft zu reisen die gerade zersplittert, um dem Dr. Strange aus der Zukunft, der, wohlgemerkt nicht dieser Dr. Strange ist, da das verändern dieser jetzigen Vergangenheit-"

Rocket grunzte genervt: "Wir müssen also Dr. Strange finden und ihn dazu bringen uns ihn die Zukunft zurückzuschicken aus der wir kommen und uns dort selber den Zeitstein geben?"

Captain Marvel schüttelte ihren Kopf.
"Wir dürfen uns selbst niemals begegnen, ansonsten implodiert die Zeit."

Thor strich sich über den Bart:
"Also wir fliegen nach Midgard, besuchen den Zauberer, erzählen ihm was passieren wird beziehungsweise was wir getan haben und überzeugen ihn davon, uns in der Zukunft einen Stück seines Infinity Steins zu geben, sodass wir die Zeit zurückdrehen und alles wieder in Ordnung bringen können. Und wir müssen uns beeilen, denn..."

Er beendete den letzten Satz nicht, nickte jedoch Richtung eines der Fenster, das man durch die offene Küchentür sehen konnte.

Loki erschauerte, als er zwischen den dunkelblau, violett und feuerrot- gefärbten Himmelsabschnitten, die vor verschiedenen Sternensystemen nur so leuchteten, eine Finsternis erblickte.
Sie schien sich langsam zu bewegen, als ob sie leben würde.

"Was hat das zu bedeuten?", knurrte Rocket mit heiserer Stimme.

Loki starrte auf die Stelle, an dem die Schwärze gerade einen Stern verschluckt hatte.
Er schüttelte langsam den Kopf:
"Dass wir uns beeilen müssen."

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