Kapitel 13: Ablenkung

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Irgendwo auf dem Schiff hatte Captain Marvel das Spiel "Ludo" gefunden
(AN: englisches Mensch ärgere dich nicht, bzw. das deutsche Mensch ärgere dich nicht basiert auf dem Spiel Ludo)
Und es Loki erklärt. Der Gott hatte erst abwehrend reagiert, als ihr aus Versehen herausgerutscht war, dass es ein Brettspiel für Kinder wäre, doch als sie ihm das Prinzip mit dem Rauswerfen erklärt hatte, fing er an sich mehr und mehr für das Spiel zu interessieren.

"Welche Farbe?", fragte Carol.
Sie hatte das hölzerne Spielbrett auf dem Boden ausgebreitet, den Samtbeutel mit den Spielfiguren hielt sie in den Händen und war dabei vier gelbe Holzfiguren heraus zu suchen.
Loki, der ihr gegenüber auf dem Boden kniete blickte vom Spielbrett auf.

"Gibt es Grün?"

Sie grinste:"Was hätte ich auch anderes erwarten können. Klar, hier."

Sie schob die hellgrünen Spielfiguren zu ihm hinüber und Loki stellte sie auf die ihnen vorgesehenen Felder.

"Ist grün eigentlich deine Lieblingsfarbe?", fragte Carol.
Loki musste man jede Information aus der Nase ziehen, von alleine erzählte der Gott ja niemals etwas über sich.
Generell war er wenig gesprächig, dafür war er ein guter Zuhörer und er fand immer die richtigen Worte.
Gute Qualitäten für einen Freund.

"Meine Lieblingsfarbe? Du meinst die Farbe, die ich am Meisten mag?"

Sie nickte.

"Ich hab da noch nie drüber nachgedacht. Ich denke schon"

"Mhm ok. So.", murmelte sie, als sie das letzte Knallgelb angepinselte Holzmännchen an seinen Platz gestellt hatte.
"Willst du würfeln?"

Loki würfelte und hatte prompt eine Sechs.
Na das konnte ja was werden, dachte Captain Marvel. Wenn das so weiterging würde das Spiel die beiden auch nicht lange unterhalten.
Und dann müsste sie sich etwas neues ausdenken, um Loki abzulenken. Sie wollte ihn nicht mit seinen Gedanken alleine lassen und sie war zwar keine Psychologin, aber sie war sich dennoch sicher, dass Ablenkung die beste Lösung für ihn war, um zumindest für den Moment glücklich zu sein. Oder zumindest nicht traurig und einsam,
wie der Gott des Schabernacks schon viel zu lange in seinem Leben gewesen war.
Und so nervös wie er neulich war, stand er viel zu nah an einer Panikattacke, als dass er bei der Rettung des Universums irgendwie von Nutzen sein könnte, also musste Ablenkung her.

Carol Danvers brauchte eine Weile, bis sie auch eine Sechs würfelte und Loki hatte schon fast alle Spielfiguren im Ziel, doch plötzlich würfelte Carol immer mehr Sechsen nacheinander. Loki starrte frustriert auf seine letzte Figur, die mit einer Eins ins Ziel kommen könnte, er würfelte jedoch keine.

"Ich gewinne!", flötete Carol, während sie mit der letzten gelben Spielfigur immer näher ans Ziel rückte.

"Nein wirst du nihicht.", flötete Loki zurück und schüttelte den Würfel im Würfelbecher wild durch.
Carol beobachtete ihn belustigt:
Sie konnte sich gut vorstellen, dass das das erste Brettspiel war, das er jemals gespielt hatte.
Es ziemte sich bestimmt nicht für einen Prinzen in seiner Freizeit Spiele zu spielen. Wahrscheinlich  hatten Thor und er in ihrer Kindheit einen Haufen Unterricht von ihrem Vater bekommen, dann hatte Loki zusätzlich noch mit seiner Mutter Zaubern gelernt und Kampfkunst-Unterricht oder so etwas ähnliches mussten sie auch gehabt haben.

Nun standen beide Figuren direkt vor ihrem jeweiligen Ziel und wer als erstes eine Eins würfelte hätte gewonnen.
Die beiden Erwachsenen vergaßen für einen kurzen Moment,  dass sie keine kleinen Kinder mehr waren und würfelte wie wild um die Wette und grinsten den anderen hämisch an, wenn dieser keine Eins würfelte.

Schließlich würfelte Carol doch noch eine Eins und Loki fauchte:
"NEIN!" Und hielt ihre Hand fest, als sie die Figur auf ihren Platz im Ziel schieben wollte.
Belustigt beobachtete sie ihn:
Er grinste, seine Augen leuchteten und seine Wangen waren leicht gerötet.
Das Spiel schien ihm wirklich Spaß zu machen!

"Ich verbiete dir zu gewinnen!", knurrte er und sein Grinsen wurde breiter und schelmischer.
In diesem Moment konnte sie sich gut vorstellen, wie Loki als Kind gewesen sein musste: bevor Odin und Thor ihn in diese stille, unterwürfige Rolle gepresst hatten.

Sie zwinkerte ihm zu und bevor er sich versah hatte sie die Figur mit der anderen, freien Hand gepackt und ins Ziel gestellt.
Loki sammelte seine eigenen Spielfiguren ein und stellte sie zurück an den Anfang.

"Nochmal?", fragte er.

"Immer, gerne doch!", lächelte sie.

Einige Male spielten sie noch, doch als auch der Gott des Schabernacks einsehen musste, dass es in diesem Spiel absolut keine Strategie gab und er alles dem Zufall überlassen musste, wurde ihm bald langweilig.

"Wieso spielt man das?", fragte er schließlich, als Carol das Spielbrett wieder in die Holzbox zurückpackte.

"Weil es ein Zeitvertreib ist. Und weil es Spaß macht.", antwortete sie. Sie verstand was er sagen wollte und stimmte ihm zu: etwas zu spielen wo man nur durch den Zufall gewann war eigentlich ziemlich sinnlos.

"Aha. "
Er reichte ihr den Samtbeutel und sie presste diesen flach auf das Spielbrett, damit der Deckel der Holzschachtel vernünftig draufpasste.

Er richtete sich auf und ging zum Steuerbildschirm hinüber:
Noch 17 Stunden. Zwei Stunden lang hatten sie das sinnlose Spiel gespielt.
Die Angst keimte wieder auf, irgendwo in der Nähe seiner Bauchgegend, und er atmete tief ein und aus.

"Carol?", fragte er. Er konnte nicht auchnoch die restlichen 17 Stunden auf so nahem Raum mit ihr zusammensitzen.
Es lag nicht an ihr,  er mochte sie ja, aber er brauchte Zeit für sich allein. So lange mit irgendjemanden zusammen zu sitzen lag nicht in seiner Natur und wenn er es mal konnte, hatte er es durch Jahre der Einsamkeit wieder verlernt.
Er hoffte nur, das diese verdammten Kopfschmerzen verschwanden, wenn er endlich wieder an die frische Luft kam und nicht nur den künstlichen Sauerstoff einatmete,  der in das kleine Raumschiff gepumpt wurde.

"Was ist?"

"Ist es in Ordnung wenn ich mich zurückziehe? Ich muss jetzt mal für mich allein sein."

Besorgt musterte sie ihn, doch abgesehen davon, dass er müde aussah schien es ihm eigentlich gut zu gehen. Sie hatte immer etwas Angst ihn alleine zu lassen, da sie wusste was für Attacken er manchmal bekam.
Grausam, dachte sie: all die Jahre hatte er mit niemandem darüber reden können und war immer allein gewesen.

"Schon gut. Geh schon.", lächelte sie.
Er lächelte schwach zurück und stolzierte,  etwas wackelig, aus dem Steuerraum hinaus, den Gang hinunter und zu seinem Zimmer hinüber.

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Meinungen?? Bald treffen die beiden auf Dr Strange, ihn zu schreiben wird soo viel Spaß machen 😍😍

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