Kapitel 12: Du und ich für das Wohl aller

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Es würde nur noch einen Tag bis zu ihrer Ankunft in Midgard dauern und Loki hielt eine seltsame Angst gepackt.
Er war nervös und spürte das Schicksal des gesamten Universums auf seinen Schultern lasten, doch anmerken lassen tat er sich das nicht.

Obwohl er der Gott der Lügen war, hatte Captain Marvel dennoch eine Ahnung von dem, was er fühlte, denn er war seltsam still und lachte wenig, und wenn, dann tat er es sichtlich gequält.
Carol wünschte, sie könnte ihm irgendwie helfen, doch tief in ihr drin wusste sie, dass es alles von Loki abhängen würde.
Sie hatte zwar auch besondere Kräfte, doch hatte sie deren Reichweite noch nicht ganz austesten können.
Bei ihren Kämpfen an Thors Seite hatte sie nur feststellen können, dass sie gegenüber menschlicher Waffen beinahe immun war, sie konnten sie nicht verletzen. Carol Danvers konnte sich allerdings vorstellen, dass sie gegenüber außerirdischer Waffen wie Lokis Magie durchaus verwundbar war, was sie besonders dann beunruhigte, wenn der Gott sich nicht unter Kontrolle hatte.
Aber hatte sie deswegen Angst vor ihm?
Nicht wirklich.
Sie und Loki waren Freunde, da war sie sich sicher und sie vertraute ihm.
Ihr war klar, wieso die Menschen in ihm nur den Irren sahen, doch die waren auch noch nie Tag und Nacht mit dem Mann auf engstem Raum eingesperrt gewesen.
Wenn man sich fast durchgehend sah, wusste man irgendwie wie der andere dachte.
Nicht,  was die Person dachte, aber wie ihr Kopf funktionierte, wie sie reagierte, wie sie sprach und sich verhielt.
Captain Marvel fragte sich manchmal,  ob Loki ebenfalls das Gefühl hatte, sie so gut zu kennen. Vermutlich, denn er hatte einen Blick der so viel tiefer ging als der der meisten Leute.
Sie konnte sich nicht vorstellen ihn anzulügen,  denn er würde sie bestimmt sofort durchschauen.
Er wäre ein lausiger Gott der Lügen, wenn er nicht einmal erkennen würde, wenn eine andere Person log.

Jede Minute kamen sie Midgard ein weiteres Stück näher und jede Minute wurde Loki ein bisschen nervöser. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt und er musste sich mit ganzer Kraft davon abhalten, ruhelos im Steuerraum herumzulaufen und seine Freundin damit genauso fertig zu machen.
Seine Freundin.
Nie hatte er gedacht, dass er jemals einen Freund haben würde, geschweige denn, dass es ein Midgardianer sein würde.
Verrückt.

Er fing an, an seinem Umhang herum zu zupfen und hörte schnell wieder damit auf, als er merkte,  dass Carol ihn beobachtete.
Er legte seine Hände zurück in seinen Schoß und blickte ratlos zu ihr hibüber:
"Und...Was machen wie jetzt bis wir in Midgard ankommen? In-"
Er warf einen kurzen Blick auf den Steuerbildschirm:"19 Stunden."
Carol zuckte mit den Schultern.
"Kei-ne Ah-nung.", summte sie.
Stille, die Frau starrte gedankenverloren in die Luft, der Mann knetete, immernoch rastlos, seine Hände.

Er sprang auf:"Es muss doch irgendetwas auf diesem Schiff geben, was wir noch nicht gemacht haben. Neunzehn Stunden herumsitzen, das hält doch niemand aus!"

Carol Danvers hob den Kopf, den sie vorher auf den über einer Stuhllehne verschränkten Armen gebettet hatte und beobachtete ihn verwirrt.

"Sag mal Loki...Kann es sein, dass du etwas nervös bist?"

"Was? Ich? Nein. Wie kommst du darauf?", rasselte er seine Antwort herunter und lachte dann unbeholfen und gequält auf.
Er schwankte und Carol sprang erschrocken auf.
"Loki!"

Er stolperte zurück und fasste sich in den Nacken, dort, wo Thanos kurz davor gewesen war sein Genick zu brechen. Nun war von der brutalen Tat nur noch ein gelblich verblassender Bluterguss und etwas Schorf übrig, denn auch schwere Wunden heilten an ihm innerhalb weniger Tage, doch der Gott spürte durch die Angst erneut den Druck des Metallhandschuhs und das.Atmen.ging.wieder.so.schwer.

Captain Marvel stürzte zu ihm hinüber und half ihm in einen der Stühle. Loki vergrub das Gesicht in den Händen, er zitterte am ganzen Körper.
Überfordert beobachtete sie ihn:
Was sollte sie denn jetzt bloß machen?

"Ich kann das nicht.", flüsterte Loki mit wackelnder Stimme, die jeden Augenblick zu brechen schien.
Egal was er alles verbrochen hatte, so würde er jedem leidtun.

"Was kannst du nicht?", fragte sie. Sie würde ihn so lange begleiten wie sie konnte, auch wenn ihr klar war, dass sie ihm am Ende wahrscheinlich nichtmehr helfen können würde.

"Ich kann nicht alle retten! Es kann doch nicht alles an mir, an uns hängen bleiben. An 2 Personen! Selbst die Avengers waren mehr und sie haben es auch nicht geschafft. Wie soll ich, wie sollen wir-", presste er leise zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Vorsichtig legt Carol ihre Hände auf seine, was dazu führte, dass er sie sinken ließ.
Fragend guckte er ihr in die Augen.
Sie drehte seine Handflächen nach oben.
"Schau. Das sind deine Hände.  Du hast damit Dinge vollbracht von denen andere nur Träumen können. Du beherrscht Magie, Herrgott noch eins, du hast 300 Jahre geübt um so gut zu sein wie jetzt! Wenn einer alle retten kann, dann doch wohl du!"

Er blickte nicht auf seine Hände, sondern in ihre Augen.
Diese Augen gehörten zu der einzigen Person die ihn jetzt noch verstand.
Er lächelte, und bevor er es verhindern konnte, verließ ein Schwall Gefühle in Form von Worten seinen Mund.

"Weißt du, ich kann das alles gar nicht glauben. Ich hab so viel verloren: Thor, meinen Vater, meine Mum und trotzdem so viel gewonnen: dich.
Ich hätte nie gedacht dass ich jemals einer Person so vertrauen würde und-"
Er unterbrach sich, als er merkte was er da sagte.
Das klang ja mal so absolut gar nicht nach ihm! Er hatte das Gefühl, dass er sich seit seinem beinahe- Tod so sehr verändert hatte, dass er eine komplett neue Person geworden ist. Er war sich nicht sicher, was der Grund dafür war, doch es hing höchstwahrscheinlich mit der Menschenfrau zusammen.

Carol lächelte und ihre Augen strahlten vor Freude.
Sie drückte Lokis Hand:
"Siehst du. Auch wenn es in manchen Punkten im Leben so aussieht als ginge es nicht weiter, man darf niemals aufgeben. Man kann es schaffen. Wenn man will kann man alles schaffen und ich bin mir sicher du schaffst auch das hier."

_____
Ich weiß ja:
Drama, Drama, Drama,
Aber ich lebe für das Drama.

Meinungen???


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