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Kapitel 24: Erinnerungen

-unbestimmte Zeit später-

"Was plagt dich, Bruder"

Loki stand an der 3 Meter großen Fensterfront und starrte gedankenverloren auf den Gegenstand in seiner Hand.
Es war das rote Seidenband mit dem glitzernden, braunen Stein.

"Guten Abend, denke ich.", grüßte der Gott des Schabernacks den Gott des Donners.

"Das beantwortet meine Frage nicht, Loki.", donnerte Thor, freundlich aber wie immer zu laut.

Loki seufzte und strich mit dem Daumen über die raue Oberfläche des Anhängers.
Ein Segen und Gleichzeitig ein Fluch war es, dieses Halsband.

Wenn er sich nicht erinnern könnte, täte es nichtmehr so furchtbar weh.
Er war Ratlos, wusste nicht was er nun tun sollte und...
Er vermisste sie.
Mit jeder Faser seines Körpers.

"Es ist nur...Mir geht diese eine Person nicht mehr aus dem Kopf. Egal wie sehr ich vergessen will- es geht nicht mehr."

Er legte die flache Hand an die Stirn, nur um zu erkennen, dass er vor Verweiflung Hitze besaß, die dem Fieber ähnelte.
Nur bekamen Götter kein Fieber.

"Einen Mann oder eine Frau?", fragte Thor leise.

"Eine Frau.", flüsterte Loki.
"Die mutigsten die ich jemals kennengelernt habe."

Verwirrt trat Thor neben ihn und legte ihm einen Arm um die Schultern:
"Dann, was hält dich ab, Bruder? Finde sie."

"Ich weiß nicht wo sie ist. Und sie kann sich nicht an mich erinnern... Das war ein Art Fluch."

Er hatte niemandem jemals erzählt, was wirklich geschehen war.
Niemand wusste von den Zeitreisen, und niemand durfte es erfahren.
Er konnte keine weiteren Paradoxen zulassen.

"Dann geh zu ihr und sorge dafür, dass sie dich nicht mehr vergisst. Heimdall zeigt dir den Weg"

"Heimdall hasst mich, Thor."

"Tut er nicht. Außerdem bin ich König und...", er zwinkerte Loki zu:"...und seinem König darf man sich nicht widersetzen."

"Wäre ich doch bloß König geblieben, dann wärst du jetzt mein Laufbursche.", grinste Loki hämisch.

"Du warst nie König, du Narr", flüsterte Thor liebevoll und drückte seinen kleinen Bruder fest an sich.

So etwas hatte es früher nicht gegeben und dem Gott des Feuers war niemals klar gewesen, wie sehr er es vermisst hatte.
Wie sehr er vermisst hatte Familie zu haben...und Freunde.

Ihm war schon lange nicht mehr kalt gewesen.

Angst und Panik waren verschwunden.

"Ich werde immer ein König sein, Thor. Nur König anderer Dinge als von Asgard."

"Und mal wieder sprichst du in Rätseln, mein Bruder. Und das nur, damit mir wieder einmal klar wird, dass du der Schlaue von uns beiden bist ."

Loki klopfte ihm auf den Rücken:
"Sag das nicht. Und jetzt rede bitte mit Heimdall. Oder ich gehe ein wie eine...Eine..."

"-Topfpflanze.", kicherte Thor, ließ ihn los und verschwand mit wehendem Umhang durch das Tor und in die Tiefen des Raumschiffs.

Loki strich sich müde durch das Gesicht,-die Sehnsucht hatte ihm das Schlafen schwergemacht-, und lachte leise.

"Ja, Bruderherz "wie eine Topfpflanze"  "

Langsam schritt er in derselben Richtung wie Thor davon.

Als er in Heimdalls Räumen ankam, hatte ihn der Allsehende natürlich schon erwartet.
Wie konnte es denn auch anders sein?

"Du hast also eine Freundin, Loki, Sohn von Laufey."

Man hörte dem Gelbäugigen an, dass er den Gott nur provozieren wollte. Diese Fede würde wohl niemals enden.

"Dessen Sohn bin ich nicht, Heimdall. Meine Eltern sind Frigga und Odin gewesen."
Loki ließ sich nicht so leicht reizen. Nicht mehr.

Heimdalls Augen funkelten streitlustig, aber er blieb wie immer ruhig.
"Ich kann dich zu deiner Freundin bringen."

Loki blinzelte schnell und nervös:
"Sie ist nicht meine....ähh...Freundin. Wir...ähm..."

Heimdalls Mundwinkel zuckten belustigt: Der Wächter Asgards liebte es, den Prinzen in Verlegenheit zu bringen.
Es war nicht wirklich so, dass er den jüngeren Bruder nicht mochte, tatsächlich hatte Loki ihn schon immer irgendwie fasziniert.
Heimdalls Leben war niemals besonders spannend gewesen, bis der Gott des Schabernacks anfing sich gegen  seine Adoptivfamilie zu sträuben und die Tatsache, dass sich der Gott immer wieder an ihm vorbeischlich und sich vor seinen Blicken verbergen konnte, hatte ihn ziemlich beeindruckt.
Es klang vielleicht sehr selbstsüchtig, aber der Allsehende war beinahe glücklich darüber gewesen, dass durch Lokis Verrat etwas Abwechslung in seinen Alltag kam.

Er mochte häufig mit Loki streiten und er war sich auch sicher, dass der junge Gott ihn nicht ausstehen konnte, aber er selbst respektierte ihn sehr.

"Wollen wir gleich los?", fragte Heimdall ruhig.
Er hatte das Gefühl, dass Loki ziemlich viel an der Menschenfrau lag.
Die Menschenfrau,  die so viel mehr als das war. Sie konnte so viel stärker sein, stärker als Thor, Loki und er zusammen.
Sie wusste es bloß noch nicht.

Loki blickte skeptisch an sich herab und stellte sich vor, wie verwirrt Carol sein würde, wenn blötzlich ein Blauer Typ in Lederkleidung und Hellgrünen Umhang vor ihrer Haustür stehen würde...
Nein, er musste sich unbedingt etwas menschlicheres zum Anziehen suchen.

"Ich würde mich noch eben umziehen, wenn das o.k ist."

Heimdalls Mundwinkel zuckten immernoch.
"Jaja das wäre o.k"

Thor grinste über die Menschensprache, die sich Loki immer mehr aneignete.  Normalerweise war er derjenige, über den gelacht wurde.

****

Loki stand vor seinem Kleiderschrank und überlegte, ob er lieber Krawatte oder Fliege zu dem Anzug tragen sollte, den er sich herausgesucht hatte.
Oder nichts von beidem, um den Kleidungsstil etwas aufzulockern?
Er hatte doch keine Ahnung wie Menschen sich zu welchen Anlässen anzogen!
Die trugen ja nicht einmal Umhänge!

"Ähem!"

Loki fuhr herum:  sein Bruder stand im Türrahmen und beobachtete ihn belustigt.

"Wie lange stehst du bitte schon da?!", knurrte er genervt und ließ die Finger über eine dunkelrote Krawatte gleiten.
Diese?

"Nicht lange. Brauchst du Hilfe?"

Der Gott des Feuers seufzte und drehte sich zu Thor.
"Ehrlich gesagt: ja. Was zur Hölle soll ich anziehen damit sie mich nicht gleich wieder wegschickt? !"

Thor grinste:"mit dem Anzug liegst du niemals falsch schätze ich. Aber...naja...Ich weiß ja, dass du jetzt zufrieden mit dem bist was du bist aber-"

Loki runzelte die Stirn:"-Ich sollte vermutlich doch lieber als Mensch gehen, hm? Ich denke da könntest du sogar Recht haben."

Sein Bruder trat neben ihn und ließ ebenfalls den Blick über Lokis Kleidung wandern.
Seine Augen blieben an einem dunkelgrünen Samtschal hängen, der zerknüllt in einem der Fächer lag.
Er griff danach und hielt ihn Loki hin.
"Versuch das Mal. Anstatt der Krawatte."

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Was Carol wohl denkt, wenn sie Loki so herausgeputzt sieht?😏🤗

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