Time

Kapitel 21: Es kommt näher

"Ich...denke ich habs jetzt."

Dr Strange, im Schneidersitz meditierend und dabei schwebend, meldete sich auch endlich wieder zu Wort.

Carol Danvers, bis eben noch müde an Lokis Schulter gelehnt, hob den Kopf und fragte aufgeregt:
"Und,  wie machen wir's?"

"Wir?", dachte Loki bitter:"Sie hat gut reden und ist fröhlich. Auf ihr lastet ja auch nicht das gesamte Gewicht des Universums"
Außerdem vermisste er ihre Wärme an seiner Seite, musste er sich eingestehen. Er könnte sich dran gewöhnen, jemanden wie Carol zu haben.

" "Wir" machen garnichts. Sie werden sich nämlich an rein gar nichts erinnern, Mrs Danvers."

Sie setzte dazu an, ihn zu unterbrechen, doch Strange ließ sie mit einer Handbewegung verstummen,  bevor sie überhaupt einen Ton herausbrachte.
Das musste er Loki unbedingt beibringen.
Wäre echt hilfreich,  Menschen redeten erstaunlich viel, dafür dass einige von ihnen nur geringe Intelligenz besaßen. Damit war natürlich nicht Carol Danvers gemeint, auf die hielt er große Stücke.

"Nur Loki wird sich noch erinnern können. Ich werde die drastischste Maßnahme vollziehen, die es gibt..."

Er stockte, als wäre er nicht sicher. Doch das war er, er hatte schließlich lange genug darüber nachgedacht. Es gab keine andere Möglichkeit.

"Die wäre?", flüsterte Carol. In ihrer Stimme schwang Angst mit und...Trauer? Wieso denn Trauer?, wunderte der Gott des Feuers sich.

"Ich drehe die Zeit zurück. Für uns alle. Niemand wird sich mehr erinnern können, weil wir noch nicht in diesem Zeitpunkt angekommen sind und somit keine Erinnerungen an ihn haben. Für Loki habe ich allerdings etwas."

Er stand auf, immernoch in der Luft schwebend und holte ein kleines, unscheinbares Kästchen aus dunklem Holz von einem der Schränke.
Misstrauisch beobachtete Loki ihn:
Was war dort drin? Eine Waffe?

Weit gefehlt, es war eine Halskette, bestehend aus einem glitzernden,  dunkelbraunen, Speerspitzenförmigen Anhänger und einem kurzen, weinroten Seidenband.
Nicht gerade die Art von Schmuckstück, die Loki tragen würde, aber was sollte das ganze überhaupt? Inwiefern sollte ihm eine von Menschen gefertigte Kette dabei helfen, Thanos zu besiegen?

Doktor Strange, der seinen verwirrten Gesichtsausdruck zu bemerkt haben schien, lächelte leicht.
"Die einzige ihrer Art: Erinnerungen werden gespeichert und können nicht verloren gehen. Da Sie ja schon wissen, wie Thanos versuchen wird Sie umzubringen, können sie sich jetzt schon Gedanken machen, wie sie uns alle retten. Na, wie wäre das?"

Er wirkte mitlerweile wie einer dieser Menschen, die einem andauernd irgendeine teure Sache andrehen wollten und sie so anpries,  als ging es dabei um ihr Leben und nicht um einen Job.
Strange's Gesichtsausdruck wurde düster.

"Wenn es nicht um das Wohl des Universums ginge, würde ich das hier nicht machen.
Ich bin so unglaublich sauer, nur damit sie Bescheid wissen."

Mit einer fließenden Handbewegung schwebte er mit seinem seltsamen Umhang richtung eines der kleineren, Bullaugenartigen Fenstern.
In diesem Moment wirkte es zwar so, als würde er den Umhang kontrollieren, aber Loki wusste inzwischen, dass dieser ein Eigenleben hatte.
Spätestens als der Umhang Dr Strange während ihres Gesprächs abgetippt hatte und dieser kurz irritiert geguckt hatte war ihm das aufgefallen.

"Mir wäre es lieber gewesen, wenn die Hälfte des Universums ausgelöscht worden wäre als wenn die gesamte Zeit zerstört wird und wir den wohl schlechtesten Helden losschicken, damit er alles wieder in Ordnung bringt."

Seine Stimme wackelte unsicher, denn der Anblick der sich ihm bot war wahrlich furchterregend.

Das schwarze Nichts zog sich in Rissen durch den Himmel und über die Gebäude und bald würde es auch das Sanctum Sanctorum erreicht haben.
Die Zeit lief ihnen davon,  oder viel eher:
Sie jagte ihnen nach.

"Der schlechteste Held? Dankeschön. Ich fühle mich geehrt. Echt ermutigend.", meinte Loki sarkastisch und verdrehte die Augen.

"Wir haben kaum noch Zeit.", flüsterte Strange heiser und die Furcht war auf sein so unglaublich ebenmäßiges Gesicht geschrieben.

Carol sah noch trauriger aus, was den Gott verwirrte. Er würde sie retten, würde alles dafür geben, wieso war sie denn dann so deprimiert??

Stephen Strange griff sich in den Nacken und löste sein Amulett, ein metallernes Auge mit einem grünen Stein darin, von seinem Hals.

Er führte eine erneute Handbewegung aus und das Auge öffnete sich.
Er nahm den hellen, grünen Stein heraus und starrte ihn unsicher an, als suche er immernoch nach einer anderen Lösung.
Es gab keine.

Er atmete tief durch und begann leise zu sprechen:
"Das ist ein Infinity Stein. Der Time-stone. Ich würde ihn mit meinem Leben verteidigen. Mit seiner Hilfe kann ich die Zeit zurückdrehen...komplett meine ich. Nur...kann ich das nur einmal tun. Den Stein wird das zerstören. Ich wünschte es gäbe einen anderen Weg, aber es gibt keinen."

Er ging zu einem Stuhl hinüber,  der an einem niedrigen Tisch neben den Bücherregalen stand (vermutlich zum studieren von den fetten Wälzern,  die die Regale füllten) und ließ sich darauf fallen.
"Sie müssen wissen, dass ich ohne diesen Stein jetzt nicht mehr leben würde. Er hat mir und... eigentlich allen Menschen vor einiger Zeit das Leben gerettet! Ihn aufzugeben fällt mir verdammt schwer."

Carol Danvers runzelte die Stirn:"Aber...Wenn der Stein zerstört wird, ist es dann nicht auch so, als ob er nie existiert hätte? Würden Sie und all die Menschen dann nicht sterben?"

"Fast.", antwortete Strange:"Niemand außer natürlich Loki könnte sich erinnern, dass der Stein jemals existiert hat, aber alle Ereignisse bis zu diesem Zeitpunkt an, die bereits feststehen, dabei ist Thanos' Sammeln der Infinity Steine ausgeschlossen, werden sich nicht ändern. Das...hoffe ich zumindest. Wenn alles gutgeht, sollte es so sein."

"Strange.", sagte Loki plötzlich.

"Hm?"

"Sie sind eigentlich ganz in Ordnung."
Er lächelte leicht.

Verwirrt hob der Doktor die Brauen:"Woher kommt der Sinneswandel? Ich hatte eher das Gefühl, Sie würden mich hassen."

"Ich hab nicht gesagt, dass ich sie mag. Aber ich schätze es sehr, dass sie bereit sind alles zu riskieren um uns zu helfen. Das würde nicht jeder tun. Und ich sehe dadurch vielleicht meinen Bruder wieder..."

Sein Lächeln wurde traurig:
"Allein für ihn muss ich es schaffen. Er hat versucht mich zu retten, obwohl ich ihm so oft in den Rücken gefallen bin. Es ist Zeit, dass ich endlich mal zurückzahle,  was mir gegeben wurde"