Es war still zwischen ihnen. Jeder hing seinen Gedanken nach.
'Sind es die gleichen? Denkt Felix an dasselbe wie ich?', fragte sich Jako nicht zum ersten Mal.
Er hatte sich das schon oft gefragt.
So unterschiedlich sie auch zu sein schienen, so unterschiedlich sie auch waren... Irgendwie schwammen sie doch auf einer Wellenlänge.
Wellenlänge. Was für ein seltsames Wort.
Wie misst man die Länge einer Welle?
Eine Welle wird ausgelöst, wenn Wind über Wasser streicht. Oder wenn jemand etwas ins Wasser hineinwirft, einen Stein zum Beispiel. Dann breiten sich kreisförmige Wellen aus. Ein Kreis... Ist eine Welle also unendlich lang?
Er setzte die Flasche erneut an, trank einen Schluck der kühlen Mate. Blickte empor.
'Einer der schönsten Plätze der Welt ist auf einem Dach in einer Stadt', dachte sich Jako. 'Niemand sieht dich und du kannst alles sehen'
Und hier zu sitzen, mit seinem besten Freund, mit dem er auf einer Wellenlänge schwamm, war etwas ganz Besonderes. Etwas sehr Wertvolles.
Wellenlänge. Schon wieder dieses Wort.
Wieder stellte sich Jako die Frage, woran Felix wohl grade dachte. Er würde wohl kaum über die Länge von Wellen philosophieren.
Ob er an ihn denkt? An ihre Band, Fewjar? An ihre Anfangszeit?
Damals, als sie bis spät in die Nacht Song geschrieben haben, Musik komponiert. Als die Drehs draußen waren und ungemütlich und nachts. Als alles in den Startlöchern stand. Wie lange sie an ihren Projekten gearbeitet haben.
Wie viel Arbeit sie wohl in jedes einzelne und in alle Alben zusammen investiert haben?
Na gut, sie schrieben immer noch nachts, arbeiteten manchmal nächtelang. Manche Gewohnheiten lassen sich nicht ablegen.
Eine ewig lange Zeit ist vergangen. Neun Jahre. Ein halbes Teenagerleben.
Und doch kommt es ihm so kurz vor. Niemals hätten sie es so weit gebracht, wenn sie nicht auf einer Wellenlänge geschwommen wären.
'Wellenlänge...'
Nun trank Felix einen Schluck.
'Woran Jako wohl denkt?'
Er betrachtete den Mann neben sich aus den Augenwinkeln, trank noch einen Schluck Mate, dachte über ihn nach und über sich.
Jako strich sich eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht, setzte die Flasche an seine Lippen.
Felix musste leicht lächeln und schaute wieder auf die Stadt.
'Woran er wohl grade denkt...'
Dieser verrückte Kerl. Ein Perfektionist und ein Künstler, durch und durch. Das waren sie beide, doch Jako war schon immer exzentrisch gewesen, emotional, aufbrausend.
Felix war eher der Ruhige, der Stille.
Egal wie man es dreht und wendet: Sie sind sich kaum ähnlich. Und doch verbindet sie so viel.
'Andre'
Fewjar's neuestes Mitglied. Sie dachten beide an ihn und an das Glück, ihn zum Freund zu haben.
Tranken beide einen Schluck.
Hingen beide ihren Gedanken nach.
'Wie kommt es, dass Menschen so gut auf einer Wellenlänge schwimmen können?', fragte sich Jako.
Er dachte dabei nicht nur an Andre, sondern auch an Niklas, an Marti und Steve, an Davis. An ihre Freunde.
'Wellenlänge', dachte er sich. 'Was für ein komisches Wort'
Sie waren doch alle so unterschiedlich. Wie können sie da auf 'einer Wellenlänge' sein?
'Vielleicht sind es nicht unsere Eigenschaften, die uns auf einer Höhe halten. Auch wenn wir im Wasser schwimmen, schwimmen wir ja nicht auf verschiedenen Höhen'
Jako schüttelte den Kopf. Und wenn mit 'Welle' nun gar keine Welle im Wasser gemeint war, sondern eine Frequenzwelle? Na super, all die Gedanken umsonst.
'Woran Felix wohl grade denkt?'
Felix... räusperte sich."Jako?"
"Ja, Felix?"
"Ich... Ich glaube, die Frage klingt jezz ziemlich blöd, aber... Wie misst man die Länge einer Welle?"
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Berliner Cluster Oneshots
Hayran KurguSCHLAGEN SIE JEZZ ZU! Nur solange der Vorrat reicht! Einfach Buch zur Bibliothek hinzufügen und LOS GEHTS! Aber ich werde hier nicht nur klassischerweise Froid, Fewjar, Jarti, die Spacefrogs und andere mehr oder weniger erfolgreich verkuppeln - NEIN...