Caro - Kapitel 3

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Seit Monaten freute Caro sich schon auf die Probenfahrt. Sie konnte es kaum glauben, dass sie wirklich im Bus saßen und gerade Hameln hinter sich zurückgelassen hatten. Gerade grölte der gesamte Bus „He, ho, Captain Jack" und Deli neben ihr führte sie an. Eigentlich hatte Caro vorgehabt, während der Fahrt zu lesen, aber dafür musste es ruhig sein und an Ruhe war im Moment nicht zu denken. Trotzdem störte das Gejodel Caro nicht, auch wenn sie nicht mitsang. Stattdessen lehnte sie sich zurück, um die schlaflose letzte Nacht auszugleichen. Sie schloss die Augen und schaffte es – trotz der Grölerei – tatsächlich, ein Nickerchen zu machen. Doch nur wenig später wurde sie von Cran geweckt, die mit ihr sowie den anderen Promiraten spielen wollte. Caro durfte für Cran bestimmen, Diese für Alena; Diese wiederum suchte für Jan aus, die für Deli aussuchte. Caro's Promi wurde von Deli ausgesucht – einmal reihum. Caro überlegte lange – sollte sie Lillifee nehmen? Prinz Harry – oder die Queen? Schließlich entschied sie sich für Ken aus Barbie, da sie dieses Lied oft aus Spaß sangen. Rasch fand Caro heraus, dass Deli sich für sie auch Ken ausgesucht hatte. „Was für ein Zufall!", lachte Cran, die nach Caro auch ziemlich schnell herausgefunden hatte, das beide den gleichen 'Promi' verkörperten. Nun schaffte es Caro auch endlich, in ,Tribute von Panem' weiterzulesen. Sie hatte die komplette Triologie mitgenommen und sich fest vorgenommen, sie am Ende der Probenfahrt durchgelesen zu haben. „Du liest das auch?", fragte Cran. „Wie cool! Ich habe es schon 6-mal durchgelesen und 4-mal geguckt!" Cran lachte. „Übertrieben, ich weiß. Und du?" Caro fragte sich, ob sie sich schämen sollte, als sie gestand: „Ich lese das Buch grad das erste Mal." Cran lachte. „Dann will ich dir mal nichts verraten" sagte sie und drehte sich mit einem Zwinkern zu Alena. Caro versuchte, sich in das Buch zu vertiefen, doch es gelang ihr nicht. Sie war viel zu aufgeregt um klar denken zu können oder gar dem Buchverlauf folgen zu können. Sie steckte das Buch in ihre mit Proviant übervolle Tasche – typisch Eltern! Nachdem sie das Buch endlich in ihre Tasche gequetscht hatte (vorher hatte es doch auch gepasst! Was war bloß immer auf Fahrten mit Taschen los?) bemerkte sie, dass Jan gerade Karten für ein Spiel mit Deli austeilte. „Hey", fragte sie, „Was spielt ihr?" „Mau Mau", erwiderte Deli. „Willst du mitspielen?" Obwohl Caro keine Karten spielen konnte, gewann sie gleich die erste Runde. „Anfängerglück", dachte sie sich – und diese Vermutung schien sich zu bestätigen: Nach dieser glorreichen ersten Runde gewann sie kein einziges Mal, bis die ersten Schilder die Jugendherberge ausweisen. Die drei spielten immer noch Karten, als sich der Bus an steilen Abhängen vorbeihangelte und Applaus aufbrandete, als die Häuser für sie das erste Mal sichtbar wurden, als Cran Caro beinahe dazu zwang aus dem Fenster zu schauen. Sie hörten erst auf, als Caro beim Aussteigen einfach die Karten aus der Hand genommen wurden - typisch Alena. Caro war viel zu verblüfft, um sofort zu realisieren, dass sie die letzten im Bus waren. Doch nach ein paar Sekunden merkte sie schließlich doch an: „ Leute, wenn mich nicht alles täuscht, sind wir da!" Sie fädelte einen Arm durch einen Tragegurt – zu mehr reichte es bei ihrer Aufregung nicht – und rannte zum Gepäckwagen. Dort standen schon Cran und Alena, welche bereitwillig die Karten zurückgab. „Zwei Asse!", bemerkte sie bewundernd. „Du Glückspilz!" Doch Caro registrierte Alenas Kommentar gar nicht, sondern starrte wie gebannt das Haus mit der Nummer 12 an, in das sie alle ihre Koffer bringen sollten. Sie war wirklich ein Glückspilz!

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