Alena war froh, eine weitere Probe im Chor hinter sich zu haben. Das Singen bereitete ihr zwar an sich viel Freude, aber wären ihre vier Freundinnen nicht, wäre sie schon zum Halbjahr aus dem Chor ausgetreten. Sie und ihre Freundinnen gingen zusammen in die 8b der Pohlmann-Schule. Es war ein Gymnasium, welches im Juni jedes Jahr eine Probenfahrt veranstaltete. Normalerweise war eine Probenfahrt eine Woche lang, doch wegen des Schuljubiläums sollte es ein langes Schulkonzert werden. Es würde morgens um 8 Uhr anfangen und bis abends um 8 Uhr durchgängig Musik geben. Dieser Marathon sollte ein einmaliges Erlebnis werden. Deshalb gestattete die Schulleitung eine einmonatige Probenfahrt. An den Freitagen würde der Schulstoff nachgeholt werden und am Samstag sowie Sonntag der zweiten Woche durften alle nach Hause. Eine Menge Sonderregelungen für Heimweh, Geburtstage, Verletzungen sowie Verstöße gegen die Schulordnung waren aufgestellt worden, doch Alena hatte alles bis auf eins vergessen: Wenn jemand auf der Probenfahrt Geburtstag hat, darf er sich vorher aussuchen, ob er in der Jugendherberge oder zuhause gefeiert werden will. Alena war eine jener Gruppe, die diese Sonderregelung betraf. Sie hatte am letzten vollständigen Tag Geburtstag. Für ihre Freunde hatte sie kleine Pakete mitgebracht, die sie an ihrem Geburtstag verschenken wollte. Außerdem hatte ihre Mutter versprochen, am Freitagabend ihren Geburtstag nachzufeiern. Doch Alena freute sich viel mehr auf die Party am Donnerstagabend. Doch erstmal, so beschloss sie, würde sie sich an der Probenfahrt freuen! Sie wurde aus ihren Grübeleien gerissen, als sie in der Essensausgabe drankam. Da es sich zum Abend hin draußen angenehm abkühlte, setzten sich die fünf auf die letzte freie Bank auf der Terrasse. Sie stocherte in ihrem Nudelsalat herum und dachte an die Proben. Warum war sie so gelangweilt von dem Chor? Die Lehrerin war ok, die Sängerinnen, aus denen der Chor ausschließlich bestand, waren soweit Alena sie kannte ganz nett, doch die Stücke sprachen Alena nicht an. Sehr zur Freude der anderen sangen sie hauptsächlich Mainstream. Alena hatte nichts gegen diesen Stil, sie hörte sogar ausschließlich, was im Radio kam, und hatte – wie alle anderen auch – ihre Lieblings- und ihre „geht gar nicht"-Lieder. Doch zum Singen war ihr Mainstream zu normal. Ja, sie trällerte oft die aktuellen Hits vor sich hin, doch lag der Sinn in einem Chor ihrer Meinung nach an einem höheren Niveau als dem des einfachen Trällerns von Liedern. Doch sie begnügte sich mit dem Chor, da sie das Singen nicht aufgeben wollte und für Gesangsunterricht kein Geld da war. Außerdem hatte sie so die Möglichkeit, mit auf die Probenfahrt zu fahren. Alenas Gedanken schweiften ab zu den Geldsorgen ihrer Mutter und das Leben daheim. Sie war geradezu froh über die Unterbrechung dieser düsteren Gedanken, als die anderen ins Zimmer wollten. Doch schon diese Fahrt hatte endlose Gespräche über den zu Bezahlenden Preis mit der Schule gegeben, doch letzten Endes konnte Alena mitfahren und fuhr das „Unterbrechungswochenende" mit zu Cran.
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Probenfahrt
Teen Fiction5 Mädchen, Jan, Deli, Caro, Alena und Cran, fahren für einen Monat auf die sogenannte Probenfahrt. Während dieser Zeit lernen sie sich besser kennen, und eines ist sicher: Jede sieht die anderen nachher in einem anderen Licht...