Jan - Kapitel 16

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Alleine ging Jan durch das weitläufige Gelände der Jugendherberge. Es gab 12 Häuser, die in einer Häuserzeile nebeneinander angeordnet waren. Ein wenig davon entfernt befand sich das große Gemeinschaftshaus.

Fast alle Probenräume waren in Haus 1 untergebracht, ebenso wie der Speisesaal.

Insgesamt etwa 150 Schüler würden hier nun einen Monat wohnen. Davon waren viele in Jans Jahrgang, einige in ihrer Klasse. Außer Deli, Alena, Caro und Cran waren das Lukas und Nele, mit denen sie nicht so gut befreundet war, und Paul, der erst am Mittag ankommen würde und der Freund von Deli war.

Einige Schüler würden früher gehen oder ein wenig später kommen. Einige Schüler wurden jeden Abend abgeholt und morgens wieder hergebracht. Doch darüber machte sich Jan wenig Gedanken. Solche Schüler waren nicht in ihrem engeren Freundeskreis. Stattdessen dachte sie über Alenas Geburtstag nach. Schon vor Wochen hatten Jan, Deli, Caro und Cran angefangen, eine Party für Alena zu planen. Sie hatten sogar Kuchen, den Delis Mutter am Donnerstag vorbeibringen würde, und einen ganzen Haufen Naschtüten, die sie vor Alena verstecken würden, bis der letzte Tag gekommen war.

Jan konnte nur hoffen, dass Alenas Beichte ihre Clique nicht spalten würde. Die Pläne waren so sorgsam ausgearbeitet worden...

Aber nach solchen Gedanken war Jan gerade nicht. Sie setzte sich auf einen der knorrigen Bäume. Und auf einmal fühlte sie sich so viel reifer als noch vor einem Tag. Ihr Umgang mit Alenas Geständnis schien ihr so erwachsen, so vernünftig. Jan dachte nicht daran, dass Erwachsene Meister des Verdrängens waren, einer unliebsamen Kunst. Jan dachte nicht daran, dass Cran viel reifer damit umgegangen war, wenngleich doch nicht erwachsener. Jan dachte nicht daran. Sie dachte an sich selbst, was nicht verkehrt sein muss. Jan erhob sich von dem Ast und schlenderte weiter.

Am Rand des Geländes war ein Spielplatz und die Selbstversorgerhäuser. Die Probenfahrt belegte auch diese Häuser, allerdings mussten sich die dort untergebrachten Schüler und Schülerinnen nicht selbst versorgen, sondern aßen wie alle anderen im Speisesaal.

Jan bewegte sich gemächlich zurück zum Gebäudekomplex. Vor ihm, auf der Wiese, waren ein kleiner Brunnen und eine Tischtennisplatte, wie Jan erfreut feststellte. Auch von der Wiese aus konnte man das Haus 1 betreten. Jan landete im Flur vor dem Speisesaal. Hier standen auch zwei Automaten, einer für Heißgetränke wie Kaffee, Kakao und Suppe, einer für Kaltgetränke in der Flasche und Süßes. Jan überlegte kurz, ob sie sich etwas holen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Sie ging aus dem Haus hinaus, auf die sonnige Seite der Häuserzeile. Sie blieb vor den Fenstern des Probenraums der Big Band stehen und lauschte. Sie setzte sich auf das Fensterbrett, lehnte sich am Fensterrahmen an und schloss die Augen.

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