Kapitel 21 -Scranton

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"Da seid ihr ja endlich!", Sam rief uns schon weitem entgegen und stellte seinen Laptop auf die Seite. Er war wirklich sehr muskulös und sah nicht schlecht aus mit seinen lockigen braunen Haaren und seinen stahlblauen Augen. Wäre nicht die Tatsache, dass er mich nicht ausstehen kann, dann fände ich ihn sogar attraktiv. Als wir näher kamen, stand er auf und begrüßte Kate. "Ich bin Sam, das ist Liam, Jace und das ist Cas.", er schüttelte ihr die Hand und zeigte ihr den Van. "Emma, ich bin stolz auf dich.", Liam sah mir direkt in die Augen und lächelte schüchtern. "Leute, Emma und ich gehen kurz spazieren.", Liam hob seine Pistole hoch und schob mich von den Anderen weg.

"Ist alles okay?", es war ein komisches Gefühl allein mit ihm zu sein und das nachts vor dem Gebäude meiner Alpträume. "Ich wollte dir etwas erzählen.", er schlenderte neben mir her und sah wie immer perfekt aus, während ich in blutverschmierter Kleidung rumlief. Dass er so gut aussieht, liegt an den Pillen, die er bekommen hat, weshalb er und die anderen Jungs besonders stark, schnell und schlau sind, außerdem sehen sie besonders gut aus. "Ich habe dir bisher nichts über mich erzählt und ich wollte das ändern.", er war nervös, denn er wusste nicht, wie er anfangen sollte. "Ich kann mich nur an Bruchteile meiner Vergangenheit erinnern, da die Jungs und ich eine Gehirnwäsche von den Typen vom Staat bekommen haben, in letzter Zeit bekomme ich aber Flashbacks und kann mich an immer mehr erinnern, trotzdem reicht das nicht aus, um die Lücken zu füllen." Er blieb stehen und sah mich an. Plötzlich dachte ich an den Strand bei Mans Harbour zurück, diese Sehnsucht in seinen Augen und die gleiche Sehnsucht vor ein paar Stunden, als er mich sah. Was hatte das zu bedeuten?

"Emma, du bist mir sehr wichtig und ich möchte dich nicht verlieren.", er griff nach meiner Hand und sah mir in meine Augen. "Liam, du mir auch, aber ich weiß nicht, ob wir das gleiche empfinden und ich will nicht verletzt werden.", diese Worte zu sprechen, machte mich traurig, denn er meinte es nur freundschaftlich, aber ich empfinde mehr. "Ich werde dich nicht verletzen.", er legte seine Finger unter mein Kinn und zog mich zu sich. Mein Herz begann schneller zu pochen und die Schmetterlinge in meinem Bauch begannen von Neuem ihre Runden zu kreisen. Mein Kinn kribbelte und meine Lippen schrien nach seinen. Langsam beugte er sich zu mir und war kurz davor mich zu küssen. "Liam, wir sollten -", flüsterte ich, aber wurde unterbrochen. "Leute, wir wollen los.", Kate kam ums Eck und im Bruchteil einer Sekunde kehrte die gewohnte Härte in Liam's Gesicht zurück und er war wie ausgewechselt.

Eine lange Autofahrt später hielt Jace an einem Restarant und zog die Handbremse. Ich wurde sofort wach, als Kate mich am Knie berührte. "Leute, lasst uns gehen, ich bin am verhungern.", Cas konnte schon nicht mehr still sitzen und erinnerte mich an einen Hund, der kurz davor war sein Leckerli zu bekommen.

Wir liefen ins Restaurant und setzten uns wie immer in die hinterste Ecke, um alles und jeden da drin zu sehen. Liam setzte sich neben mich und rückte von Mal zu Mal näher zu mir. Manchmal berührten sich unsere Beine und meine Haut fing an zu kribbeln. "Wir sollten besprechen, wie wir nach Chicago kommen, das sind immerhin 12 Stunden Fahrt und wir sollten vielleicht mal unser Fahrzeug wechseln. Cas könnte schnell eins kurzschließen.", überlegte Jace. "Wir könnten am Stück fahren, da sind wir schnell da und Kate kann zu ihrer Mutter nach Hause.", schlug Liam vor. "Wir müssen uns nicht so sehr beeilen, ich kann warten.", lachte Kate und rückte näher zu Liam. "Ich denke, wir sollten uns schon beeilen, du bist ja nicht unser einziger Auftrag.", überlegte Sam und sah Kate wütend an. Was hat er denn jetzt? Ich blickte ihn fragend an, doch er schüttelte nur mit dem Kopf. Kate lachte nervös und blickte in der Runde herum. "Leute, ich hatte gestern in meiner Zelle einen Flashback, in dem ein Haus vorkam und da war auch eine Adresse. Wie wär's, wir bleiben erst einmal in einem Haus." "Wo steht dieses Haus? Gehört es zu deiner Vergangenheit?", fragte ich und freute mich schon auf ein Bett. Er zog seine Kette aus und gab sie mir, an ihr hing ein Schlüssel, auf dem eine Adresse eingraviert war. Scranton, Roaring Brook Township, PA 18444, USA. "Ich glaube, das gehörte mir mal. Jace, gib' mir mal deinen Computer.", er gab die Adresse im Internet ein und bekam Fotos von einer Straße in der Nähe des Hauses, "Ich kann mich daran erinnern. Wir fahren dorthin."

Plötzlich ertönten Schüsse in dem Restaurant. Die Jungs zückten ihre Pistolen und ich meine Messer, gleichzeitig standen wir auf und rannten zu den Toiletten. Wir teilten uns auf verschiedene Kabinen auf und warteten. Liam kam in meine Kabine und zog mich auf den Klodeckel. "Liam?", krächzte ich und bekam nicht mehr heraus. "Shhht.", er legte seine Hand auf meinen Mund und rückte näher zu mir. Ich konnte seine Hand und die Pistole darin an meinem Rücken spüren und zitterte aus Angst. Er entriegelte die Pistole und lauschte. Die Tür zu den Toiletten wurde aufgetreten und schwere Schritte hallten durch den Raum. "Wo sind sie? Sie haben gerade gesagt, dass sie hier reingerannt sind.", schrie ein Mann mit tiefer Stimme. Ich hörte ein Klicken und umklammerte den Griff meines Messers fester. "Nein bitte, ich hab sie gerade gesehen, ich schwöre.", das klang nach einer älteren Dame, sie wurde bestimmt bedroht. Ich blickte von der Tür zu Liam, doch er erwiderte meinen Blick nicht, stattdessen starrte er gebannt zur Tür und wartete auf einen Ton. "Wenn sie schwören können, dann können sie auch die Wahrheit sagen.", die Dame wurde aus dem Raum gezerrt und der Mann begann Tür für Tür einzutreten. Plötzlich ertönte ein Schuss und eine leise Träne rann meine Wange runter. Liam blickte mich an und auch sein Blick zeigte mir Trauer und Angst. Er ließ meinen Mund los und zielte stattdessen auf die Tür. Die Tür neben uns wurde eingetreten. Was war das gerade für ein Schuss, ich dachte er wäre tot? Gleich kam unsere. Doch es wurde still.

"Wenn ihr, wie heißt du?", fragte der Mann. Kate wimmerte ihren Namen und fing an zu schluchzen. Liam starrte mich an und ein kalter Schauer lief mir meinen Rücken runter und ich geriet in leise Panik. "Wenn ihr Kate wiedersehen wollt, kommt raus.", schwere Schritte verließen den Raum mitsamt Kate. Cas stürmte aus seiner Kabine und entriegelte seine Pistole. Ein Schuss. Viele Schreie. Ein weinendes Baby in der Nähe. "Leute. Kommt!", Cas rief nach uns und wir stürzten aus unseren Kabinen. Kate lag am Boden, sie wurde am Bein angeschossen. Ich stolperte zu ihr und sah mir die Wunde an. "Streifschuss. Sie ist gerade nur im Schockzustand.", erkannte ich. "Woher weißt du das?", fragte mich Cas und starrte auf die Wunde. "Der Schuss hat eine Wundrinne hinterlassen, daran erkennt man das.", erklärte ich und zeigte auf Kate's Bein. Jace und Sam nahmen Kate an den Beinen und unter den Schultern und trugen sie in den Van.

"Cas hol' ein neues Auto, wir packen solange zusammen.", befahl Liam. "Darf Emma mitkommen?", fragt Cas und schielte zu Liam. Er nickte und Cas und ich rannten sofort los. Auf der anderen Straßenseite hinter vielen Bäumen fanden wir einen SUV und betrachteten die Ausstattung. "Siehst du sieben Sitze?", fragte mich Cas und ich schaute in den Kofferraum, während er das Fenster aufbrach. "Ja, sind sieben.", rief ich. "Setz' dich rein und mach' hinten Platz für Kate.", befahl mir Cas, während er den Motor startete. "Wo hast du das gelernt?", fragte ich erstaunt. "Keine Ahnung, das ist für mich wie kauen. Ich kann's einfach. Das verlernt man nie, auch nach einer Hirnwäsche nicht. Du kannst ja auch Kämpfen, obwohl du dich nie an ein Training erinnern kannst.", erklärte er mir, während ich hinten Decken und Lebensmittel aufräumte. Cas drehte den Wagen und ich sprang auf die hinteren Sitze, während die anderen die Taschen verstauten und Kate sicher hinlegten.

"Nächster Halt: Scranton!", rief Cas.

Verboten - Schicksal und VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt