Kapitel 28 -Komm' zurück

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Ich schlug die Decke zurück und setzte mich aufrecht auf. Liams Blick folgte meinen Bewegungen, doch plötzlich wandte er sich ab und atmete tief durch. "Warum habt ihr das getan?", fragte er mit herunterhängenden Schultern. "Es ist das beste für unsere Gruppe. Wenn sie bei dir war, warst du nicht mehr wiederzuerkennen. Sam und ich dachten uns, dass wir das ändern sollten und da wir eh auf dem Weg zu ihrem Zuhause waren, haben wir das beschleunigt.", erklärte ich, während er mich enttäuscht ansah. Einen Moment lang war es still und er wandte mir den Rücken zu. Unter seinem grauen T-Shirt konnte man die feinen Linien seiner Muskeln sehen und ich wollte ihn so sehr berühren, ihm sagen, dass es mir unendlich leid tut, doch ich habe zu viel kaputt gemacht. "Emma...", seine Stimme brach ab und er begann zu schluchzen, "Ich habe sie geliebt." Mein Herz zersprang in tausende Scherben und in mir bildete sich ein Loch. Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Das kann nicht sein. Er wollte mich doch in New York küssen und er hatte mir gesagt, ich sei ihm wichtig. "Es tut mir so leid.", ich versuchte die Tränen zu unterdrücken, doch ich schaffte es nicht, "Wirklich. Es tut mir unendlich leid und ich würde, wenn ich könnte das Ganze rückgängig machen." Liam streckte seine Hand nach mir aus und strich mir die Tränen aus dem Gesicht. Meine Haut begann zu kribbeln und schrie nach mehr, doch ehe ich mich versah, zog er seine Hand wieder zurück. "Ich werde etwas Zeit brauchen.", sagte er stumm, verließ das Zimmer und ließ mich zurück.

Vor der Tür fragte Jace, wohin Liam gehe, doch Liam antwortete nicht. Darauf folgte das aufeinanderprallen von ihren Schultern und den Knall einer Tür. Nach wenigen Momenten kam Jace herein und sah mich erschrocken an. "Was hat er gesagt?", fragte er, nachdem er sich zu mir gesetzt hatte. "Er braucht etwas Zeit.", mehr sagte ich nicht. Mehr konnte ich nicht.

Die nächsten Tage verliefen gleich. Wir wachten auf und warteten auf Liam, bis wir einschliefen. Ich machte mir die ganze Zeit Vorwürfe, dass es meine Schuld sei und, dass er wegen mir nicht zrückkommen wollte. Während der Wartezeit verfielen wir alle in ein Loch und sprachen kaum mehr. Am sechsten Tag des Wartens wollte Sam Liam suchen gehen und verschwand auch für zwei Tage, bis er zurück kam und nur einen Brief mit sich brachte. Der Brief war von Liam, das heißt Sam hatte Liam tatsächlich gefunden, doch so wie es aussieht, wollte Liam nicht zurück kommen.

Hallo Leute,

ich bin in einem anderen Hotel untergekommen und werde dort einige Tage verbringen, um das Geschehene zu verarbeiten. Nehmt es mir nicht übel.

Liam

In den nächsten Tagen las ich den Brief immer und immer wieder, um vielleicht eine versteckte Nachricht zu entdecken, doch mehr als diese zwei Sätze gab es nicht. An einem der endlosen Abenden rief ich die Anderen zusammen, damit wir uns einen Plan überlegen konnten.

"Wir müssen Liam zurückholen,", fing ich an, "Habt ihr Ideen, wie wir das anstellen sollen?" "Sam weiß doch, wo er ist. Soll er uns zu ihm führen und wir reden noch einmal mit ihm.", schlug Cas vor. "Cas, das geht nicht.", wandt Sam ein, "Außerdem brauchen auch wir mal eine Pause von ihm, nach dem, was passiert ist." Cas und Jace stimmten ihm zu, doch ich konnte das nicht einfach so lassen. "Ohne Liam können wir weder ein anderes Hotel beziehen, noch einkaufen oder uns durch die Straßen bewegen. Er koordiniert unsere Pläne und bringt uns von A nach B. Ohne ihn sind wir aufgeschmissen.", sagte ich, "Sam, bring uns einfach hin. Den Rest mache ich." Sam schnaubte und fuhr sich durch die Haare. "Bist du dir sicher? Er will uns wirklich nicht sehen.", er blickte mich fragend an, nahm aber bereits seine Jacke.

Liams Hotel war im selben Stadtteil wie unseres, doch sah viel luxuriöser aus. An der Rezeption gab man uns die Zimmernummer und ich ging alleine in den dritten Stock. Ich klopfte an Zimmer 327 und dachte darüber nach, was ich als erstes sagen soll. Als Liam mir öffnete, schrubbte er sich gerade mit einem Hadtuch durch die Haare und ließ mich herein. Er hatte nur eine dunkle Jeans an und ich konnte gar nicht anders, als hinzusehen. Er sah so perfekt aus, als wäre er aus einem Bilderbuch ausgeschnitten. "Wir wollen, dass du zurück kommst. Wir brauchen dich und du brauchst uns.", begann ich, als ich endlich meinen Blick von ihm losreißen konnte. "Ich brauche euch nicht. Schau dich um.", er brauchte uns tatsächlich nicht, denn das Zimmer war wunderschön mit dem dunklen Boden, den hellen Möbeln und dem Ausblick auf den Lake Michigan und er passte hier genau rein. "Ich dachte, dass dieses Menschenretten dein Ding wäre. Offensichtlich ist es das doch nicht.", warf ich ihm an den Kopf und bereute es im selben Moment, "Es tut mir leid, ich hätte das nicht sagen dürfen. Du siehst doch selbst, dass es besser für unsere Gruppe war, dass wir Kate nach Hause gebracht haben." "Emma, versteh' doch, dass ich nicht zurück kommen möchte.", er sprach so leise, doch seine Worte lösten so viel in mir aus. Gleichzeitig kehrte er mir den Rücken zu und nahm ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit von einer Kommode. "Liam, ich brauche dich.", flüsterte ich mit Tränen in den Augen zurück, "Weißt du noch in New York in der Einkaufspassage? Wie du mir sagtest, ich sei dir wichtig und du mich küssen wolltest. Liam, ich liebe dich und ich werde damit nicht aufhören. Komm' bitte zurück." Ungläubig drehte er sich zu mir um und blickte mich lange an. "Emma...", er wusste nicht, was er sagen soll und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Sein Gesicht verzerrte sich. "Wenn ich ehrlich bin, ich habe dich auch schon seit wir uns kennen, sehr bewundert.", Blut schoss in meine Wangen und Schmetterlinge fingen an, ihre Runden in meinem Bauch zu drehen. "Echt?", rutschte es mir raus. Liam lachte und stellte das Glas wieder ab. Sein Lachen klang wie eine Melodie in meinen Ohren, doch ich verstand überhaupt nicht, warum er lachte. "Ja. Das habe ich. Ich bewundere es sehr, wie mutig du bist und wie du dich über die kleinsten Dinge des Lebens freust. Außerdem bewundere ich sehr, dass du dich bedingungslos um mich und die Jungs kümmerst." Ich fiel ihm um den Hals und war endlos glücklich. Er stand einige Sekunden erstarrt da, doch irgendwann legte auch er seine Arme um mich und flüsterte mir ins Ohr: "Ich liebe dich, Emma."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 01, 2019 ⏰

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