Kapitel 20 -Pass auf!

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In einer halben Stunde geht es los, wir werden flüchten. Kate und ich hatten uns vor einer Stunde nach der Versammlung auf dem Gang in die Abstellkammer zurückgezogen und telefonierten etwas mit den Jungs, um die Zeit zu vertreiben. "Emma, wir haben Cas auch noch geschickt, damit er vom anderen Ende den Tunnel gräbt.", erzählte mir Jace, statt mich zu begrüßen. "Waren da keine Kameras?", fragte ich. "Sam hat sich in das System von dem Lager gehackt und hat die Kameras rund um Gebäude ausgeschaltet. Komischerweise haben die noch nichts bemerkt.", antwortete Jace und lachte. "Wir gehen jetzt los, wir müssen jetzt was erledigen. Sag Sam, dass er die Kameras auf dem Gang ausschalten soll.", ich zitterte aus Vorfreude und stotterte nur noch vor mich hin.  "Schon erledigt, ihr müsst noch die Schlüsselkarte vom Gefängnis holen, da konnte sich Sam nicht durchhacken. Bis später, Kleines!", Jace atmete hörbar besorgt aus, was auch mir zunehmend Sorgen bereitete.

"Komm Kate, wir müssen in das Büro vom Rektor und die Ersatzschlüsselkarte holen, dann sind wir hier draußen.", ich flüsterte so leise es ging und lief auf den Gang raus. Sie schlich mir hinterher, während ich uns in Richtung des Büros führte. Am Büro angekommen, blieben wir einen Moment stehen und lauschten an der Tür. Stille. Kate lächelte und öffnete die Tür. Dunkelheit verschluckte uns sofort und wir warteten einen Moment und lauschten in die Stille hinein, doch wir konnten nur unseren eigenen Atem und das Blut in unseren Ohren rauschen hören.

"In der Mitte steht sein Schreibtisch, hier mein Handy, dann hast du Licht, ich bleibe an der Tür und passe auf.", ich gab Kate mein Handy und öffnete die Tür einen Spalt breit. Sie schlich zum Schreibtisch und schaltete das Handy ein. Sie öffnete eine Schublade, doch da waren nur ein paar Blätter und Stifte, in der zweiten Schublade waren eingesammelte Besitztümer der Schüler. "Emma, darf ich was mitnehmen?", ich hörte ein Rascheln und blickte zu ihr, "Nimm' mit, was in deine Tasche passt." Sie nahm etwas aus der Schublade und packte es in die Tasche ihrer Jacke. Nun öffnete sie die letzte Schublade und nahm einen Schlüsselbund heraus. Die Schlüssel klimperten aneinander, dann ein Kichern von Kate und die Schublade wurde geschlossen. "Erledigt, wir können gehen.", Kate lief zurück zu mir und zeigte mir die Schlüsselkarte auf der ein Aufkleber mit der Aufschrift "Keller" war. Wir schlossen das Büro und liefen durch die schier endlos langen Gänge bis zur Treppe neben den Schlafsälen.

Vorsichtig stiegen wir in der Dunkelheit die Treppen runter, bis vor uns eine massive Eisentür erschien. Neben der Tür leuchtete ein Tastenfeld und ein Lesegerät für die Karte. Kate gab mir die Karte und nickte mit dem Kopf in Richtung Tür. Ich steckte die Karte in das Gerät, ein grünes Licht erleuchtete und die Tür öffnete sich nach Links und Rechts mit einem Zischen. Ich entnahm die Karte wieder und steckte sie in meine Hosentasche. Kate lief voran und gemeinsam liefen wir durch einen Vorraum bis zu den Zellen. "Liam?", fragte ich in die Dunkelhaut. Kate nahm meine Hand und drückte sie leicht, sie hatte bemerkt, dass ich Angst hatte. Ist ja auch komich mitten in der Nacht umzingelt von Sträflingen in Zellen im dunkeln zu stehen und nicht zu wissen, wo deine Rettung ist.

"Emma, Zelle 239", Liam's Stimme ertönte und Kate und ich atmeten die angestaute Luft aus. Ich schaltete den Bildschirm meines Handys ein und suchte nach einem Schild, wo die Nummern der Zellen standen. An der Wand neben der Tür, durch die wir gerade gekommen sind, waren blaue Pfeile angebracht, auf denen Nummern standen. Auf dem Schild nach rechts stand "Zelle 101 - 201". "Kate, nach links.", ich nahm ihre Hand und zog Kate nach links. "Emma, ich bin hier.", ich stoppte und leuchtete auf die Zelle rechts neben mir. Liam's Gesicht war erleuchtet von dem grellen Licht des Handys und ich war unendlich froh ihn zu sehen. "Hallo.", er lächelte mich an und sofort flogen die ersten Schmetterlinge in meinem Bauch los. "Hallo Liam.", diese wenigen Tage in diesem Lager kamen mir so unendlich vor, doch jetzt, wo ich Liam sah, wusste ich, dass dieses Warten ein Ende hatte.

"Emma, pass auf!", schrie Kate. Ein Pistolenlauf wurde mir in den Rücken gedrückt und eine Hand wurde mir an den Mund gehalten. Ich schielte zu Kate rüber und erkannte, dass sie begann zu weinen und ihre Wangen bereits nass waren. Polizisten hielten uns fest und wir konnten uns nicht bewegen. Zu gern hätte ich jetzt das Messer rausgeholt und dem Polizisten in seine schmutzigen Hände gerammt, doch leider ging das nicht. Kate schluchzte und ich hörte, wie die Pistole an ihrem Rücken entriegelt wurde, was sie nur noch mehr zum Weinen brachte.

Dir wird nichts passieren, ich beschütze dich.

Das versuchte ich ihr mit meinem Blick zu sagen, doch sie wendete ihren Blick von mir. Das Licht wurde plötzlich eingeschaltet und ich zuckte bei diesem grellen Licht zusammen, was dazu führte, dass die Pistole fester an meinen Rücken gedrückt wurde. "Ich dachte, ich konnte euch vertrauen.", die Stimme des Rektors ertönte und schwere Schritte folgten seiner tiefen, rauen Raucherstimme. "Eine Schandtat nach der anderen. Ob eure Eltern stolz auf euch wären?", er machte sich über uns lustig, doch zum Lachen war mir nicht zumute. Ich biss in die Hand des Polizisten und er ließ mein Gesicht los. "Sie Mistkerl, ziehen sie nicht meine Eltern mit rein! Sie haben nichts getan! Sie haben nie etwas getan, sie waren nie da!", ich schrie, doch wurde immer leiser und ertrank fast in meinen eigenen Tränen. Ich blickte auf und sah in der Ecke eine Kamera, an ihr leuchtete ein rotes Licht, was bedeutet, dass sie eingeschaltet ist. Sie war auf mich gerichtet und fokussierte gerade. Das musste Sam sein.

                *** Währenddessen im Van ***

"Jace, ruf Cas an, er soll zurück kommen und Waffen holen.", rief Sam. "Was? Wieso? Er ist gleich durch.", rief Jace aus dem Kofferraum zurück und blickte aus Sam's zweitem Laptop auf, während er die Bewegungen des GPS-Gerätes an Cas beobachtete. "Jetzt ruf ihn doch an! Er soll sofort zurück kommen! Emma ist in Gefahr und Kate auch.", rief Sam langsam aggressiv. Jace holte sein Handy raus und rief Cas an. "Cas, komm zurück! Nein, brich gleich durch, jetzt noch nicht. Sei leise, du kannst manchmal echt ein Idiot sein. Hol Waffen und brich dann durch, wirf Liam eine zu und Emma kümmert sich um den Rest.", rief Jace ins Telefon und legte auf. Wenige Augenblicke kam Cas angerannt und schnappte sich zwei Fernschusswaffen und zwei Pistolen. "Bis gleich! Das wird ein Spaß!", lachte Cas und hielt die zwei Fernschusswaffen in die Luft. Er rannte zurück zum Loch, wo er heute morgen angefangen hat zu graben, er rannte durch den Tunnel bis ans Ende und schnappte sich seine Spitzhacke, um das Ende durchzugraben. Er atmete tief ein und fing an zu schlagen. "Das macht mehr Spaß, als ich dachte!", lachte er. Er hörte Stimmen und lauschte. "Emma, auch wenn du das Experiment der Regierung bist, wirst du heute Nacht dein Ende finden. Es tut mir leid, aber es gibt genug von solchen Mädchen wie dir!", das war bestimmt ein Offizier und schon stieß Cas den Rest des Tunnels mit der Spitzhacke durch.

Er schnappte sich eine Pistole und warf sie Liam zu, er fing sofort an, auf die Poizisten rund um den Rektor zu schießen und Cas schoss mit einer Fernschusswaffe auf die Polizisten bei den Mädchen, als Emma befreit war, zückte sie das Messer unter ihrer Uniform und rammte sofort das Messer in den Arm eines Polizisten, der auf sie zukam. Als Kate befreit war und Emma dies bemerkte, warf Emma die Schlüsselkarte Kate zu, um die Zelle zu öffnen. In diesem Moment stürzte sich ein Polizist auf Emma, doch sie war stärker und rammte ihr Küchenmesser in sein Bein, er zuckte vor Schmerz zusammen und zog das Messer aus seinem Bein, warf es aber weit von Emma weg. "Scheiße!", schrie Emma. Ein weiterer Polizist stürzte auf Emma zu und sie musste nun ohne Waffen kämpfen. Er griff nach ihren braunen Haaren, die zu einem Zopf zusammengebunden waren und sie trat mit ihrem Bein nach hinten, als er losließ, schlug sie mit ihrem Knie unter sein Kiefer, was ein knacksendes Geräusch erzeugte. Mit der Faust schlug sie ihm ins Gesicht und schuckte ihn von sich.

Plötzlich kehrte Stille ein und die Schreie der Insassen, der Lärm der Pistolen und das Rütteln an den Gitterstäben verstummte. Alle Polizisten lagen am Boden, aber der Rektor war verschwunden. Emma bemerkte erst jetzt, dass Liam bereits neben ihr stand und jegliche Polizisten erschossen hatte und Cas bei Kate stand und sie mit seinem breiten Oberkörper gedeckt hatte. Emma zog ihre blutverschmierte Jacke aus und warf sie auf den Boden, atmete aus, blickte um sich herum und streifte sich eine Haarsträhne aus dem genauso blutverschmierten Gesicht. "Wir haben es geschafft.", rief Cas und ließ seine Pistole fallen, "Hat Spaß gemacht, darf ich nochmal?", fragte er und lachte. Liam legte lachend seinen Arm um Emma und gemeinsam liefen sie durch den Tunnel zurück zum Van, wo sie schon von Sam erwartet wurden.

Verboten - Schicksal und VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt