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„Nathan, kannst du mich mit in die Schule nehmen? Ich habe keine Lust auf mein Fahrrad und ja...", Summer kommt aus der Küche gestürmt und fängt mich somit auf den Weg ins Badezimmer ab. „Wenn du um Punkt 7.15 Uhr bereit bei meinem Auto stehst, Ja", meine ich und schaue meiner kleinen Schwester zu, wie sie es verspricht und wieder zurück in die Küche geht. „Nathan! Nimmst du uns auch mit? Bitte!" Manchmal hasse ich es, im gleichen Schulhaus zu sein wie meine Schwestern. „Steigt doch gerade alle ein! Schließlich bin ich ja das Taxi!", brumme ich und betrete das Badezimmer. Dort schnappe ich meine Zahnbürste und gebe ein bisschen Zahnpasta darauf bevor ich beginne die Zähne zu putzen, dabei laufe ich wie immer herum und gehe in die Küche. „Nur eine von euch allen kann mitkommen, Max hat mir den Audi R8 gegeben und dort hat es nur zwei Plätze, klärt das jetzt selbst, außer du Angel, du musst mit dem Fahrrad gehen, sonst wird es ein zu großer Umweg", seufzend schiebe ich meine Zahnbürste wieder in meinen Mund und schaue zu wie meine vier Schwestern, ja vier Schwestern, beginnen zu streiten wer mitfahren darf und wer nicht. Max ist eigentlich auch nur ein erfundener Name für meinen anscheinenden Trainer, der ist in Wahrheit aber mein Vater und trainiert mich nur manchmal. „Kannst du nicht Max sagen du willst ein größeres Auto? Oder wieso kaufst du dir nicht selbst eines?", meine Mutter sieht mich mit ihren grauen Augen an. Ich nehme wieder meine Zahnbürste in die Hand bevor ich meiner Mutter antworte: „Mom, du weißt doch selbst wie viel ein Auto kostet. Obwohl ich viel verdiene, ich kann nicht hier alles finanzieren und dazu noch ein Auto kaufen." Ja, ich finanziere unsere Wohnung, unsere Schulen, unser Essen und unsere Steuern. Mit dem Rennsport verdient man viel, was wir mehr als genug brauchen können, aber eben auch nicht so viel, dass ich mir alles kaufen kann was ich will. „Ich weiss das ja zu schätzen Nathan, aber es kann doch nicht sein, dass du so ein kleines Auto bekommst...", während meine Mutter weiter redet mache ich mich auf den Weg ins Badezimmer, solange es noch frei ist. „Mom! Darüber haben wir schon gesprochen! Es wird sich nichts ändern!", rufe ich durch die Wohnung nachdem ich ausgespuckt habe und die Zahnbürste kurz mit Wasser abgewaschen habe. Jetzt muss ich nur noch meine braunen Haare mit Gel richten und dann bin ich fertig. Schnell suche ich unter dem Schminkzeug meiner Schwestern mein Haar Gel und öffne dann das kleine Döschen, nehme ein bisschen auf meine Fingerspitzen und verteile es in meinen dunkelbraunen Haaren. „Das Badezimmer ist frei!", rufe ich, als ich den Schritt aus dem Badezimmer wage und sofort kommt mir Hope entgegen. „Ich fahre heute mit dir Brüderchen", meint sie während wir uns kreuzen. „Alles klar." Schon wieder ist das Badezimmer besetzt. Mit vier Schwestern, alle über 12. Jahre alt, hat man Glück, wenn man am Morgen noch ins Badezimmer kommt, ohne gerade von allen Seiten weggedrängt zu werden, deshalb muss ich meistens während die Mädchen frühstücken ins Badezimmer gehen. „Nathan zu dem Thema von vorhin, ich habe ja bald eine Stelle als Putzfrau, dann musst du ja nicht mehr alles zahlen und du kannst dir ein Auto kaufen", kommt meine Mutter wieder auf das Thema zurück. Ich seufze wieder bevor ich antworte: „Noch einmal Mom, es wird sich nichts ändern. Als Putzfrau verdienst du auch nicht so viel um sechs Personen zu ernähren und ihnen ein Dach über dem Kopf zu finanzieren." Nachdenkend sieht meine Mutter auf den Eichentisch hinunter, sie scheint eine Lösung zu suchen. Aber gäbe es eine Lösung, hätte ich diese schon gefunden. Solange ich doch gut verdiene, kann ich meiner Mutter unter die Arme greifen. „Nathan, ich bin froh, dass du so gutherzig zu mir bist", meine Mutter schaut wieder vom Tisch auf. Mit einem ehrlichen, dankenden Blick sieht sie mich an. „Ich will schließlich, dass es meiner Familie gut geht, solange ich helfen kann", abwinkend lehne ich mich gegen die Wand, nahe beim Tisch. Darüber haben wir schon so häufig gesprochen und trotzdem wird es immer wieder Thema. Klar sollte nicht der siebzehn Jährige Sohn für die Familie sorgen, aber bei uns geht es nicht anders. „Hope, bist du schon fertig im Bad? Ich sollte auch noch hinein!", Sky, die Zwillingsschwester von Hope, steht vom Tisch auf und macht sich auf den Weg ins Badezimmer. „Wir könnten echt noch ein zweites Badezimmer brauchen, Mom", Angel, die auch irgendwann noch ins Badezimmer sollte, sieht zu meiner Mutter. „Ich weiss Schatz, aber wir können in nächster Zeit noch nicht in eine neue Wohnung", meint meine Mutter. Sie redet mit Angel immer so, als wäre sie noch ein kleines Kind, obwohl sie zwölf ist. „Angel, ich verspreche dir, eines Tages wirst du wie eine Prinzessin leben können", meine ich zu meiner kleinen Schwester, die mich begeistert ansieht. Was meine Mutter nicht weiß ist, dass ich jeden Monat ein tausend Dollar auf die Seite lege, dass wir einmal schön wohnen können.

Driving is my drugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt