Lap 15

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«Hey», ich muss kurz grinsen, als ich die Brünette sehe, die vor meinem Haus steht. «Hast du etwa vergessen, was wir vorhaben?», fragt Aurora nach. Die kleine Brünette hat mich kurz nach dem aufeinandertreffen in der Bäckerei bei Instagram angeschrieben und wir haben ein Treffen ausgemacht. «Ich habe nichts vergessen», sage ich und schnappe die Tasche, die ich neben die Türe gelegt habe. Ich ziehe mir eine dünne Jacke an, bevor ich mit den Rucksack umhänge und auch aus der Tür trete. «Wo hat es hier in der Nähe einen See?» Ich schliesse den Mustang auf. «Ein paar Dörfer von hier, höchstens eine Viertelstunde mit dem Auto», meine ich auf die Frage von Aurora und setze mich in das geliebte Auto. «Schicker Karren», kommentiert Aurora es, als sie gerade ihre Umhangtasche zwischen ihre Beine legt. Ich lasse das ganze unkommentiert. Was soll ich sagen? Ich weiss, dass es ein schicker Karren ist.

«Also, machen wir ein Spiel», Aurora grinst mich an, was will sie jetzt spielen? Ich bin am Autofahren. «Jeder Fragt zehn Fragen abwechslungsweise. Dann lernen wir uns vielleicht besser kennen.» Ich lache kurz auf, bevor ich sage: «Du bist also so ein Mensch, der andere mit Kennen-Lernspielen kennenlernt.» - «Vielleicht. Also sag, bist du dabei?», sagt die Brünette neben mir, ich spüre ihren festen Blick, der auf mir liegt. «Klar. Lady's first», sage ich, schaue die Brünette kurz an, bevor ich wieder nach vorne schaue. «Wie kannst du dein Auto finanzieren?», fragt Aurora und schaut auch wieder nach vorne aus dem Auto. «Mein Vater finanziert das Auto und ich fahre nur damit rum», antworte ich ihr ehrlich, bevor ich dann meine Frage stelle, «Wo hast du vor Carsen gewohnt?» Aurora kommt ein Grinsen auf die Lippen, bevor sie verträumt sagt: «Österreich.» Österreich ist, wenn ich recht haben mag, in Europa in der Nähe der Schweiz. «Wieso wohnst du nicht mit deinen Schwestern?» - «Du meinst, weil du vor einem ruhigen Haus geklingelt hast?», hacke ich nach und schaue ihr zu, wie sie zögernd nickt, «Ich wohne eigentlich mit meinen Schwestern zusammen, aber im Moment habe ich ziemlich viel Stress mit dem Motorsport und da lebe ich gerne in dem ruhigen zu Hause meines Vaters.» Die Brünette nickt langsam, bevor ich dann zu meiner nächsten Frage ansetzte: «Wieso bist du von Österreich weggezogen?» - «Familiendrama. Meine Eltern haben sich geschieden und mein Vater wollte daraufhin halt wieder in sein Heimatsland ziehen und weil ich mit meinem Vater eine bessere Beziehung habe, bin ich mit ihm mitgegangen. Ich muss aber schon sagen, ich vermisse die Berge von Österreich», sagt Aurora und kaut auf ihrem Fingernagel herum. Sie ist also genauso ein Scheidungskind wie ich. «Warst du schon einmal am Erzbergrodeo?» Ich muss kurz grinsen. Erzbergrodeo, ich möchte wirklich einmal dahin, aber es ist nun einmal ein extrem weiter Weg und in meinem Zeitplan hat es keine Zeit. «Nein, möchte aber einmal», antworte ich ihr und stelle schon meine nächste Frage, «Was sind deine Hobbies?» Die Brünette antwortet erst einmal nicht gerade, sie scheint wirklich zu überlegen. «Naja... ich reite gerne und früher habe ich noch Hockey gespielt, aber seit dem Umzug habe ich jetzt nicht mehr gespielt.» Eine Reiterin also. «Deine Hobbies?», fragt Aurora gerade hingegen. «Motorrad- und Autofahren», sage ich sofort, eine einfache Frage. «Wieso bist du dann so gut gebaut?», seufzt Aurora. Ich muss leicht grinsen, da findet jemand mein Körper gut. «Eine Frage nach der anderen», lasse ich die kleine Brünette zappeln. «Also, was für ein Verhältnis hast du mit den anderen Jones?», frage ich nach, schaue die kleine Brünette kurz an. «Gar kein Verhältnis. Ich hasse meine Cousine und meine Cousins, ausser natürlich den jüngsten. Aber ich hänge halt mit ihnen ab, weil ich sonst alleine in den Pausen wäre», sagt sie schnell, als hätte sie die Antwort schon vorgeplant. «Also, wieso hast du jetzt so einen guten Körper, wenn du 'nur' Motorrad und Auto fährst?», fragt Aurora noch einmal ihre Frage. «Naja, fahr du einmal ein paar Stunden mit dem Motorrad im Freien, dann brauchst du schon gewisse Muskeln. Und auch das Autofahren ist nicht einfach nur in ein Auto sitzen und ein bisschen aufs Gas drücken. Um diese zwei Dinge überhaupt zu meistern, muss man schon auch nebenbei noch trainieren, sonst steigst du halb tot aus dem Auto aus nach einem Rennen.» Aurora gibt nur ein leichtes 'Hm' von sich und schaut weiter aus dem Fenster. Dieses Mädchen muss definitiv einmal auf ein Motorrad gesetzt werden!

«Hättest du mir nicht sagen können, dass man noch wandern muss?», grummelt Aurora, die ohne Kraft probiert hinter mir den Weg hoch zu kommen. «Gehen», korrigiere ich sie, «dafür braucht man auch nicht gerade Muskeln des Jahrtausend.» Mädchen sind so komplizierte Wesen. Sie sagen immer, sie seien so unglaublich stark, aber müssen sie einmal einen Hügel hinaufgehen jammern sie des Jahrtausends. «Man braucht sehr wohl Muskel, Beinmuskeln», grummelt die Brünette nicht gerade begeistert und probiert mit mir Schritt zu halten. «Dann geh einmal trainieren», seufze ich über sie. Wenn man halt besser einen Hügel hochkommen will, muss man trainieren. «Aber ich hasse es zu trainieren. Vor allem alleine!», stöhnt Aurora und hält schon wieder an. «Dann trainieren wir zusammen. Du hast keine Ausrede mehr.» Aurora schaut mich mit einem Blick an, mit dem sie mich wohl am liebsten Töten würde. Ich helfe ihr doch bloss nur, und dazu muss auch ich nicht mehr alleine trainieren.

«Na, bist du fit?», motiviert grinse ich die kleine Brünette an, die mit herunterhängenden Mundecken vor der Haustüre meines Vaters steht. «Nein.» Ich lache kurz, bevor ich mein schwarz-weissen Turnbeutel umhänge und die Tür hinter mit zu ziehe. «Was machen wir heute? Gehen wir ins Gym? Kann ich wenigstens jetzt noch die letzte Strecke im Auto geniessen?», seufzt Aurora und schaut mich flehend an. «Nope. Erstens, ich habe keinen Autoschlüssel dabei. Zweitens, ich weiss nicht einmal wo es hier in der Nähe ein Gym hätte. Wir setzten auf die altmodische Art und Weise. Jetzt gehen wir einmal normal zum Waldhaus, von da an werden wir dann joggend den Sportparcour quer durch den Wald machen», erzähle ich ihr meinen Plan motiviert. «Du willst mich killen oder?», fragt sie ohne Verständnis nach. Der Parcour ist zwar nicht gerade einfach und man wird auch schwitzen, aber er ist machbar, wenn man ein Stück weit Motivation zeigt. «Nein, jetzt los geht's!» Ich schaue noch einmal Aurora an, bevor ich los laufe. Aurora ist komplett im Kontrast angezogen zu mir. Sie hat ein engen, langärmligen pinken Pullover an und dazu noch dunkelgraue Leggins. Hingegen ich habe kurze, schwarze lockere Hosen und ein einfaches, weisses kurz arm T-Shirt. «Du machst das häufig, oder?», fragt Aurora und schaut mich kurz, mit zusammengepressten Lippen an. «Nein, eigentlich nicht. Mir bleibt kaum Zeit um noch in den Wald zu gehen. Wenn ich eigentlich etwas mache, dann ist es am Morgen eine Runde über die Felder joggen oder halt zu Hause in meinem Zimmer einfache Übungen ohne irgendwelche Geräte», antworte ich ihr locker. «Du meinst Liegestützen, Rumpfbeugen und so?», fragt sie nach, was ich mit einem Nicken beantworte. Auch ohne irgendwelche Hilfsmittel kann man gut zu Hause alleine in seinem Zimmer trainieren. «So viel Motivation werde ich niemals aufbringen können.»

«So, jetzt sind es zirka nur noch drei Kilometer, das schaffst du! Du hast locker schon dreiviertel der Strecke geschafft, dann schaffst du auch noch den Rest!», motiviere ich Aurora, die keuchend hinter mir herläuft. «Aber...», schnauft Aurora und hält an. Mit ihrem Armen stützt sie sich auf ihren Knien auf, während sie unregelmässig atmet. «Ein und Aus atmen, Aurora. Ein und aus», sage ich ruhig und suche aus meinem Turnbeutel mein Trinken hervor. Naja, es ist zwar eher ein Energydrink anstatt eines normalen Wassers, aber sonst würde ich schon nach einem Meter umkippen. Aurora betrachtet die abgefüllte Flasche mit einer hochgezogenen Augenbraue, oder sagen wir so, sie probiert eine Augenbraue hochzuziehen. «Trink», nicke ich zu und deute somit auf die Flasche. «Das ist aber dein Trinken, dann hast du nichts mehr?» Ich zucke bloss mit den Schultern und erwidere knapp: «Wegen drei Kilometer ohne Trinken verrecke ich nicht.» Aurora nickt zögerlich und nimmt dann die Flasche. Gierig trinkt sie davon, ohne das Gesicht zu verziehen. «Ich hasse Energydrinks», sagt sie aber dann dennoch, während sie mir die Flasche entgegen hält. «Naja, sonst würde ich wohl kaum einen Tag überstehen mit Konzentration.» Andere machen Energydrinks hibbelig oder aufgeregt, mich beruhigen aber Energydrinks. Sie füllen die nötige Energie die mir fehlt wieder auf und regen einen kurzen Kontrast an. Natürlich halten Energydrinks nicht so lange wie ein guter Schlaf, aber zumindest etwas. «Du meinst wegen dem Schlafmangel. Stimmt das eigentlich, dass der legendäre Nathan Johnson einen Test verschlafen hat, nachdem er schon drei Tage nicht in der Schule war?», lacht Aurora leicht. «Überleb du es einmal mit vielleicht knapp zehn Stunden Schlaf auf drei Tage verteilt, dazwischen musst du noch Leistung zeigen», brumme ich knapp und wische den Mundverschluss der Flasche an meinem T-Shirt ab, bevor ich auch noch einen Schluck trinke und wieder in meinem Turnbeutel verstaue. «Nein danke. Wann steht dann die nächste Herausforderung ohne Schlaf an?», fragt Aurora nach. «In den Herbstferien. Die ganze Woche bin ich weg. Wie ich meine, vier Tage bei der Formel 1, dort geht es immer bis tief in die Nacht, einen zweitägigen Camping-Ausflug mit meinen Freunden und dann noch mit meinen Schwestern und meinem Vater irgendein Ausflug», meine ich. An unserer Schule bekommen wir je eine Woche Herbst- und Frühlingsferien, dafür aber haben wir im Winter und im Sommer lange Ferien. «Nicht einmal Ferien hast du», sagt Aurora beeindruckt. «Genauso ist es. Und du hast jetzt auch keine Ferien mehr! Weiter geht es!», grinse ich die Brünette frech an und jogge schon weiter. «Du bist so gemein, Nathan Johnson!»

Driving is my drugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt