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„Ich würde es schön finden, wenn wir alle noch einmal aufschreiben würden für Mom, was wir ihr sagen wollen aber es uns nicht getrauen", sagt Angel leise und schaue von ihrem Toast hinauf. „Diese Idee ist grossartig Angel!", sagt Sky sofort begeistert und ich höre wie ihr Stuhl zurückgeschoben wird. Seufzend verdrehe ich die Augen und lade einen weiteren Löffel der weißen Bohnen mit Tomatensauce auf meinen Toast. Ich bin halt nicht der beste Koch und so bringe ich nichts Besseres zu Stande, aber meine Mom besteht immer dagegen fertig Pizza zu essen, nur, weil man nicht kochen kann. „Hier, jeder kann sich ein Stift und ein Blatt nehmen", kommt Sky zurück und legt Stifte und Blätter in die Mitte. „Also ich wollte Mom schon immer sagen, dass ich eigentlich gerne ein Einzelkind wäre und schon bei einem Test die Unterschrift gefälscht habe, weil ich so schlecht war", sagt Angel und nimmt sich ein Blatt. Es war ja klar, dass Angel ein Einzelkind sein will, es ist halt nicht leicht mit so vielen Geschwistern. Und dass sie schon eine Unterschrift gefälscht hat, kann ich ihr auch nicht übelnehmen, ich selbst habe auch schon mehrere gefälscht und solange es nicht im Zeugnis war, ist alles gut. „Ich bin in einen Jungen verliebt der mich mobbt", sagt auch Summer und nimmt sich ein Blatt. Von dem hat sie mir ja auch schon erzählt. „Gemobbt? Was für Arschlöcher wagen es meine Schwester zu mobben?!", kommt es sofort von Sky. „Lass es gut sein Sky", grummelt Summer nur und Sky lässt es wirklich gut sein. „Also ich wollte Mom einmal sagen, dass ich ihr jeden Monat 100 Dollar aus unserer Haushaltskasse nehme um Reitunterricht zu nehmen", sagt Sky und erntet von mir einen finsteren Blick. Hätte sie meine Mutter nicht bestohlen hätte ich ihr das Geld ohne irgendetwas gegeben. „Ich habe mit Dad Kontakt aufgenommen und mein Trainer ‚Max' ist in Wahrheit unser Dad. Durch ihn bin ich jetzt auch im Ferrari Team", grummle ich und ernte einen erschrockenen Blick von Sky, sie muss ja aber genau nichts gegen mich sagen! Ich dürfte halt keinen Kontakt zu ihm haben. Seit ich sechs bin war er weg und wir hatten ein Verbot ihn zu sehen. Schnell nehme ich auch noch ein Blatt von der Mitte und einen schwarzen Stift und schiebe meinen Teller beiseite um hinzuschreiben. „Also... es ist nicht ganz leicht und so...", fängt Hope an und ich schaue auf, wie sie angespannt auf ihrem Finger kaut. „Hope, wir alle haben etwas erzählt und es fiel sicher nicht allen leicht", muntere ich meine Schwester auf und lächle sie an. „Ich bin schwanger von einem Typen. Er ist schon 19 Jahre alt und ja... ich bin im dritten Monat und ich weiss nicht was ich tun soll... ich habe es erst vor zwei Woche erfahren", sagt Hope schnell und schaut bedrückt auf den Tisch, während ich meine Augen aufreisse, wie auch Sky. Meine kleine Schwester ist schwanger ohne, dass ich das Arschloch kenne mit dem sie sich abgibt? „Hope, wer ist dieser verdammte Typ", seinen nicht vorhandenen Namen betone ich extra scharf. „Er ist halt 18. Jahre alt und ich habe ihn in einem Club getroffen und wir haben ziemlich heftig miteinander geschrieben und seit ich weiss, dass ich schwanger bin habe ich halt nichts mehr geschrieben und jetzt ist er beleidigt wie ich denke und... ich habe keine Ahnung wer er ist", seufzt meine Schwester und sieht hoch. „Falls ich dieses Arsch zwischen die Finger bekomme...", zische ich und balle meine Hände zu Fäusten. Dieser Typ lebt nicht mehr lange. „Nathan! Du kannst nicht jeden zusammenschlagen!", mischt sich Summer ein, doch ich ignoriere sie. Wenn ich will kann ich jeden zusammenschlagen. „Nathan, wenn Hope ihn liebt, dann sei nicht ein Arsch zu ihm und respektiere ihn, auch wenn die Situation gerade scheisse ist", meint Sky, während sie Hope in die Armen nimmt. Ich seufze auf und drehe meinen Kopf weg. Ich weiss, dass Sky schon recht hat, aber ich will diesem Typen am liebsten zumindest in die Eier treten, dafür, dass er meine Schwester geschwängert hat. „Nathan, versprichst du mir, diesem Typen nichts zu tun? Deiner Schwester zu liebe", Sky schaut mir direkt in die Augen. „Ich verspreche nichts. Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann", grummle ich nur. Ich will meine Schwester nicht anlügen.

„Hallo Mom, wie geht es dir?", frage ich und schliesse die Türe hinter uns. „Mir geht es eigentlich gut", grinst unsere Mom uns an. Meine vier Schwestern holen sich Stühle, um sich darauf zu setzen, während ich auf das Bett sitze. „Fühlst du dich schwach?", frage ich sofort nach. Manchmal frage ich mich echt, wieso meine Schwestern nie etwas fragen. „Ja, schwach bin ich auf jeden Fall", seufzt meine Mutter. Ich presse kurz die Lippen zusammen. „Mom ich habe eine gute Nachricht für dich", seufze ich dann. „Dad hat gesagt, er sucht dir ein gutes Krankenhaus und bezahlt dir die beste Therapie, die nur geht", ich bringe es nur schwer über die Lippen und schliesse auch wieder die Augen. Meine zwei jüngsten Schwestern höre ich begeistert miteinander reden. „Logan?", kommt es einige Sekunden später und zögernd von meiner Mutter. Ich nicke seufzend und öffne die Augen wieder. „Richtig, Logan." Meine Mutter nimmt sich schwach die Hand zum Mund und sie dreht ihren Kopf zum Fenster. „Mom! Es ist doch gut! Du hast eine höhere Chance aufs Überleben!", sage ich wieder schnell. „Ich will keine Hilfe von Logan", sagt meine Mutter entschlossen und dreht ihren Kopf wieder zu mir. „Mom! Bitte mir zu liebe! Ich will doch nur, dass es dir gut geht!", stöhne ich und lasse meinen Kopf in den Nacken fallen. „Wieso hast du überhaupt mit ihm Kontakt?", fragt meine Mutter als nächstes und sieht mich neugierig und wütend gleichzeitig an. „Lange Geschichte...", seufze ich. „Mom. Nathan kann dir alles erklären, wir haben dir alle einen Brief mit einem Geständnis geschrieben. Bitte, du musst es dir so erklären lassen, danach kannst du ihn tadeln", sagt Summer langsam und mischt sich endlich auch mal in das Gespräch ein. Dankend schaue ich sie an. „Ihr habt Briefe geschrieben? Ihr hasst doch schreiben?", kommt es leicht verwirrt von unserer Mutter und Angel zieht langsam aus ihrem Beutel die fünf Briefe. Langsam streckt die Jüngste von uns unserer Mutter die Briefe entgegen. Schwach nimmt unsere Mutter die Briefe in die Hand und schaut uns nach und nach kurz an. „Wir kommen in einer halben Stunde, dann kannst du in Ruhe alles durchlesen und dir alles durch den Kopf gehen lassen. Wir kommen dann wieder und du kannst uns darauf ansprechen, wenn du etwas sagen willst", sagt Hope schnell uns steht schon einmal auf. „Ist in Ordnung Kinder, aber kann ich noch einmal mit Nathan kurz reden?", zum Schluss wendet sich unsere Mutter mir zu. Ich nicke einfach. Ich weiss was jetzt kommen wird, wieso ich mit meinem Vater Kontakt habe. „Wir warten auf dich Nathan", meint Sky, während sie ihre jüngeren Schwestern vor sich hinschiebt. Ich nicke ihr nur zu. „Danke Nathan, auch wenn ich es nicht gut finde, dass du Kontakt mit ihm hast", seufzt meine Mutter und schaut mir direkt in die Augen. „Du nimmst also das Angebot an?", frage ich und schaue sie hoffnungsvoll an. „Ja, aber dann ich will, dass ihr alle einmal mit eurem Vater zusammen sitzt und redet, bitte. Es wäre noch ein Wunsch von mir", seufzt meine Mutter nur. „Wenn es das Einzige ist, was du willst, dann machen wir das. Ich werde es den Mädchen erklären und auch mit Dad darüber reden. Lies jetzt einmal die Briefe durch und dann kannst du noch einmal mit uns reden", seufze ich noch und stehe dann vom Bett auf. Ich schaue noch einmal kurz meine Mutter an, bevor ich aus dem Zimmer gehe.

„Mom will, dass wir einmal mit unserem Vater reden, und zwar alle", sage ich meinen Schwestern sofort, als ich aus dem Zimmer bin. „Was sollen wir?", fragt Hope und Sky sofort und ihre Augen weiten sich. „Einmal mit unserem Vater reden", wiederhole ich es noch einmal. „Ja schon klar du Vollpfosten! Aber wieso sollen wir das tun?", fragt Hope und sieht mich mit einer hoch gezogenen Augenbraue an. „Mom will, dass wir mit ihm auskommen, dafür nimmt sie das Geld von ihm an." Seufzend mache ich mich auf den Weg zum Restaurant des Krankenhauses, weil es niemand anderes tut. „Also müssen wir es einfach für Mom tun? Dann schau bitte, dass wir es möglichst schnell hinter uns haben", grummelt Sky nur und schlürft hinter mir her. „Ich richte es Dad aus, aber ich kann nichts versprechen", sage ich nur schulterzuckend. Schliesslich muss es mein Vater einplanen, und nicht ich. „Wieso hast du es ihm nur erzählt? Du könntest das Geld ja sicher auch selbst auftreiben", seufzt Summer nur, die sich sofort auf den Weg zu einem Automaten macht. Wieso hat es bei einem Restaurant einen Automaten? „Ich kann es nicht bezahlten. Soll unsere Mom früher sterben, nur, weil ich das Geld nicht auftreiben kann?", seufze ich kopfschüttelnd über meine Schwestern. „Geld wird überbewertet", grummelt Angel und lässt sich einfach bei einem Tisch auf den Stuhl nieder. Ja, die Kleine hat recht. Geld wird sowas von überbewertet.

„Hast du alles durchgelesen, Mom?", fragt Sky die zuvorderst ins Zimmer geht. Hinter mir schliesse ich wieder die Türe. „Ja", seufzt unsere Mom nur und ihr Blick liegt auf Hope. „Von wem ist es Hope?", die Worte kommen nur leise aus dem Mund unserer Mutter. „Ich... ich weiss es nicht", sagt Hope wieder leise und versteckt ihr Gesicht hinter ihren Haaren. „Kannst du denn sagen, von wem es ungefähr ist? Wie er aussieht, oder Alter?", fragt unsere Mutter vorsichtig nach. „Er ist 19 Jahre alt und hat schwarze Haare... ich kenne ihn nicht einmal recht. Wir haben uns auf einer Party getroffen und haben seitdem auch miteinander geschrieben, doch seit ich weiss, dass ich schwanger bin, habe ich den Kontakt abgebrochen. Ich weiss echt nicht weiter Mom", eine kleine Träne fliesst über die Wage meiner kleinen Schwester. Sofort gehe ich auf sie zu und umarme sie. Klar, ich könnte sie dafür vor Wut töten, dass sie sich einfach so auf einen wildfremden Typen einlässt, aber sie ist immer noch meine kleine Schwester. „Dann schreib ihm doch einmal und frage ihn noch nach dem Namen und all dem, dann triffst du dich einmal mit ihm und ihr könnt über alles reden. Und wenn er nichts mit dem Baby zu tun haben will ist er ein Vollidiot, wie euer Vater", sagt unsere Mutter nur. Meine Schwester würdigt ihr aber keinen Blick, so sehr klammert sie sich an mich. Die Bemerkung mit unserem Vater ignoriere ich desweitern. Er wollte uns ja nicht verlassen, er hat einfach unsere Mutter über etwas wütend gemacht und sie hat ihn verbannt. Wenn er ja unsere Mutter betrogen hätte, könnte ich es noch eher verstehen, aber ansonsten kann ich nicht verstehen, wieso man den Vater des Kindes verbannt. „Lass es gut sein Mom", sagt Sky nur, die mich durchgehend mustert seit der Bemerkung mit unserem Vater. „Sorry Nathan...", grummelt nur meine Mutter und schaut mich dann an. Ich weiche aber ihrem Blick aus. Sie soll sich jetzt nicht verstellen, nur, weil sie weiss, dass ich mit meinem Vater Kontakt habe. Ich musste schliesslich schon Jahrelang anhören wie sie ihn runter redet. „Mom, du musst dich nicht entschuldigen, ich habe schon Jahrelang das hören müssen, dann kannst du auch jetzt noch weitermachen." Mein Blick lasse ich aus dem Fenster des Zimmers schweifen. Ich hoffe bei Hope und ihrem geheimen Typen kommt es besser raus, als bei Mom und Dad.


Driving is my drugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt