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«Guten Morgen Jungs», begrüsst uns Kyle Larson, den ich schon aus dem Fernseher kenne. Kyle Larson ist amerikanischer Automobilrennfahrer der ziemlich gut bei der NASCAR drin im Geschäft sitzt. «Guten Tag», seufze ich und mustere halbherzig meinen Kameraden, der die gleiche Einführung wie ich bekommen hat. «Also ihr seid ja heute hier, auf einer typischen NASCAR Rennstrecke. Ich werde euch einfach kurz das wichtigste über die NASCAR kurz erklären, bevor ihr dann selbstständig hinter die Wagen sitzen dürft. Ihr seid beide schon Auto gefahren, oder?», fragend schaut uns Kyle an. Also ich bin definitiv schon Auto gefahren, und ich denke der Mann neben mir auch, denn ich würde ihn auf die Mitte zwanzig schätzen. Als auch der Typ neben mir nickt fährt Kyle weiter: «Gut dann sage ich euch einmal das wichtigste. Also, ihr werdet mit Einheitschassis fahren, die von der NASCAR entwickelt wurden. Ihr denkt euch zwar sicher was dann die Marken wie Ford, Chevy oder Toyota darauf suchen. Es ist ganz einfach. Toyota, Ford und Chevy sind die Hersteller der Wagen, aber entwickelt wurden sie von der NASCAR und die bestimmt auch wirklich alles über die Wagen. Die Motoren sind V8 Motoren mit 5.5 Liter, allerdings handelt es sich dabei nicht gerade um die neuste Technik. Das Rennen wird dann über 3 Stunden hinüber hinausgezögert. Ihr werdet heute jedoch nur knapp eine Stunde fahren.» Ich nicke bloss. Kurz gesagt: Wir werden eine Stunde in einem oval herum fahren und uns fragen, was wir hier genau tun. «Habt ihr es einigermassen kapiert, und wir können zu den Autos gehen?» Von meinem Kameraden und mir kommt nur ein einheitliches nicken, weshalb Kyle dann den Weg zu den Boxen begeht. Der Duft von Diesel schwebt schon jetzt in meiner Nase. Das ist ein Punkt für die NASCAR, definitiv. «Also, weil ihr beiden ja heute an einem Spezial Kurs seid, bekommt ihr einen Overall und einen Helm, den ihr danach auch mit nach Hause nehmen dürft», sagt und Kyle und schaut uns begeistert an. Wow, so etwas seltenes, es ist ja nicht so, als hätte ich zu Hause schon etwa zehn Anzüge und Helme.

«Vorsichtig Gas geben und zuerst einfahren, bevor du vollkommen aufs Gas drückst», sagt Kyle ruhig während er neben mir in einem Ford sitzt. Ich verdrehe nur meine Augen über seinen Kommentar. Das weiss ich erstaunlicherweise auch, mein Lieber. Mit viel Sorgfalt begebe ich mich an das Gas und spiele zuerst ein bisschen damit, um mich daran zu gewöhnen, bevor ich dann vollkommen hinunter drücke. Zuerst bleibe ich auf der Stelle stehen, weil die Räder noch am durch drehen sind, was zu ich einer Qualm Wolke hinauszögere, bevor ich dann endlich losfahre. Mit einem Seitenblick sehe ich Kyle an, der mich nicht gerade begeistert ansieht. Sind die Räder hier so schnell abgefahren, oder was ist genau sein Problem? Als ich in die erste Kurve hinein fahre, bin ich noch voller Sorgfalt. Aber es kommt mir ziemlich leicht hinüber. Man muss einfach genug einlenken und dann klappt es auch mit der Neigung in die Höhe. «Auf der Gerade kannst du voll aufs Gas drücken, Nathan», schreit mir Kyle zu und ich verdrehe die Augen. Das hatte ich auch vor, mein Lieber. Ich fahre selbst auch Rennen, nicht nur du. Knapp eine Sekunde nachdem er mir dies gesagt hat, drücke ich das Gas vollkommen hinunter und brettere über die Piste. «Fahr jetzt noch eine Runde, danach fahr wieder zu den Boxen!» Wieso darf mein Kamerad fünf Runden fahren und ich nur zwei? Ist das nicht unfair? Ohne auch nur etwas dazu zu sagen, steuere ich in die nächste Kurve ein. Ich hätte mir ehrlich gesagt mehr von diesem Tag erwartet.

«Nathan Johnson!», ich wende meinen Kopf zu einem Reporter, der sofort ein Foto von mir schiesst, als ich ihn anschaue. «Kann ich mit Ihnen ein Interview führen?» Verwirrt nicke ich. Noch niemand wolle je ein Interview führen, und vor allem, wie hat er mich hier gefunden? Wäre dieser Reporter an einer Formel 1 Piste gestanden, hätte ich es verstehen können, aber nicht bei einer NASCAR-Piste. «Was tun Sie hier bei der NASCAR?», fragt er mich sofort, während ich mich an die Betonmauer hinter mir lehne und meine Hände in die Hosentasche tue. «Ich bin an einem Schnuppertag», sage ich sofort nach und blase entspannt eine Blase aus meinem Kaugummi. «Und wer ist ihr Lehrer? Es sind hier ja ein paar Bekannte Fahrer dabei, als Lehrer?» - «Kyle Larson.» Der Reporter notiert sich alles aufs Genauste. «Und wie gefällt es dir bei der Formel 1? Findest du die NASCAR ist besser als die Formel 1?» NASCAR und besser als Formel 1? Ein kurzer Lacher kommt aus meinem Mund: «Die Formel 1 ist tausend Mal spannender als die NASCAR. Schon nur, wenn man mit dem Menschen, also den Fahrern oder Mechaniker redet. Bei der NASCAR sind alle einfach so mit dem Motto; ja ich muss den Regeln folgen. Bei der Formel 1 sind einfach die Leute entspannter und man hat auch Abwechslung mit den Pisten, dort gibt es ja immer andere Pisten, während es bei der NASCAR immer das Gleiche ist. Ein oval.» Eifrig nickt der Reporter: «Und was tun Sie ausserhalb des Rennsportes?» Ich seufze kurz, ich wusste das diese Frage eines Tages auftauchen würde. «Naja, ich gehe wie ein normaler 17. Jähriger Junge zur Schule, fahre nebenbei noch Motorrad und sonst bin ich bei der Rennstrecke.» - «Ihr Vater ist Logan Johnson, oder?» Was erwartete er jetzt von mir, dass ich die ganze Lebenslaufbahn meines Vaters erzähle? Stattdessen gebe ich bloss ein trockenes «Ja» von mir. Der Reporter schaut mich gar nicht zufrieden an und fragt weiter: «Haben Sie das Fahren von Ihrem Vater gelernt?» - «Ja.» Dieser Typ nervt mich. Ich dachte echt, es gäbe bessere Fragen bei einem Interview. «Und die letzte Frage für Heute, haben Sie eine Freundin oder sind sie noch in offenen Händen?» Ist das die Frage, die man ernsthaft einem Motorsportler stellt? «Ich habe keine Freundin und momentan auch keine Zeit für eine.» Der Reporter nickt mir bloss zu, und auch ich nicke, bevor ich weggehe. Scheiß Reporter.

«Hattest du gerade ein Interview?», fragt mich Kyle auch schon. Von wo weiss er Das denn jetzt? «Leider», meine ich und schaue ungeduldig dabei zu, wie mein Kamerad seinen Helm probiert zu öffnen. Wie dumm ist er denn bitte? «Es ist ein nerviger Moderator, dieser Finlo oder wie er auch immer heisst,» Das kannst du echt laut sagen, mein Freund! «Wurdest du auch schon von ihm moderiert?», frage ich Kyle und schaue ihn neugierig an. «Ja, auch als ich noch frisch im Rennsport war. Dieser Typ dreht dir alle Worte im Mund zehn Mal um, bevor er sie dann zur Zeitung bringt und man als Arschloch in der Welt dasteht. Ich muss echt sagen, das Sportmagazin von Motospot bringt echt gute Qualität hoch. Ausser eben die Interviews die sie von diesem Kobolden haben.» Toll, wenn schon Kyle die Worte im Mund gedreht werden, wie wird es dann bei mir herauskommen? «Wenn ich du wäre, würde ich schon einmal meine angehörigen informieren, was sie erwartet.» Meine Mom weiss ja gerade einmal, dass ich jetzt bei Ferrari fahre und jetzt soll ich ihr noch sagen, dass ich ein Interview mit einem Psychopathen hatte, der mir die Wörter im Mund umdreht? Darauf kann ich ehrlich gesagt auch verzichten. «So schlimm wird es schon nicht. Ich wüsste nicht, was ich schlimmes gesagt hätte.» - «Hast du etwas zu deinem Privatleben erzählt? Denn dann kommt es kritisch hinaus.» Ich zucke mit den Schultern: «Ich habe halt gesagt, dass ich keine Zeit und Lust auf eine Freundin habe.» Kyle schaut mich vielsagend an, was hat er jetzt für ein Problem. «Dann kann ich dir eines sagen. Du wirst als Schwuler Rennfahrer betitelt.» Na danke. Als ob ich schwul wäre, nur weil ich momentan keine Freundin haben will. «Dann sollen sie mich halt als Schwul betiteln. Solange ich weiss, was ich bin ist alles in Ordnung.»

Driving is my drugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt