Lap 17

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«Hey Mom», hauche ich, als ich ins Zimmer hineinkomme und meine Mutter da so schwach liegen sehe. Jedes Mal, wenn ich sie wieder sehe, sieht sie schlimmer aus. «Hey Nathan», sie hat ein schwaches Lächeln auf den Lippen, als sie mich erblickt, «wie geht es dir so?» Ich antworte zuerst nichts, sondern schnappe mir einen Stuhl, um mich ans Bett zu setzen. «Naja, ziemlich scheiße», sage ich ehrlich. Wieso soll ich eine Maske meiner Mutter vorspielen? Lieber bin ich ehrlich zu ihr. «Wieso denn? Willst du darüber reden?» Ich lasse mich in dem Stuhl zurücksinken und richte meinen Blick aus dem Fenster. «Es läuft alles irgendwie schief. Meine Noten in der Schule werden immer schlimmer und wenn es so weiter geht werde ich im nächsten Semester nicht mehr dabei sein, dazu noch kommt der scheiß Schlafmangel und die Energydrinks die langsam aber sicher meinen Körper zerstören... die Mädchen drehen förmlich durch und verschwören sich gegen mich und mein Dad... der ist gerade mit sich selbst beschäftigt... und ach... keine Ahnung. Das Leben zerstört gerade meinen Kopf», seufze ich. «Och mein Sohn», meine Mutter nimmt meine Hand in ihre, «das ist sicher nur eine Phase, aus der du bald kommen wirst. Wie läuft es denn im Motorsport?» - «Anstrengend. Keine Ahnung, sie sind begeistert von mir, aber es nagt eben einfach an meinen Nerven und langsam aber sicher zerstört die Anstrengung mich auch. Ich muss täglich zu Hause trainieren, für die Schule lernen, danach wieder irgendwas für die Rennen anschauen...», seufze ich und schaue gedankenverloren aus dem Fenster. «Nimm es nicht so streng, Nathan. Nimm dir einmal eine Pause. In den Ferien kannst du ja zum Beispiel einmal abschalten. Du hast ja schliesslich eine Woche frei von der Schule», lächelt meine Mutter mich aufmunternd an. Wäre die Wirkung nur da. «Meine Ferien verbringe ich fast ausschliesslich bei der Formel 1, danach bei einem Camping-Ausflug mit meinen Freunden und schlussendlich noch einem Ausflug mit den Mädchen und Dad», sage ich trocken. Super Ferien, wieder einmal eine Woche, in der ich nicht abschalten kann. «Nathan... du musst dir aber einmal eine Auszeit gönnen. Wie geht es aber eigentlich deinem Bein? Ist die Verbrennung weg?» Als Antwort ziehe ich einfach meine Hose hoch, bis knapp zu den Knien. Zu sehen ist aber bloss ein Verband. Mein Bein wird locker noch eine bis zwei Wochen so bleiben und noch sehr viel Zeit brauchen um vollständig zu verheilen. «Nathan... nimm dir bitte einmal eine Auszeit von all dem. Es zerstört dich doch bloss.» Ja, das tut es, aber es ist meine grosse Leidenschaft.

Mit einem Seufzer trete ich aus dem Krankenhaus und halte zuerst einmal eine Hand vor meine Augen, um mich von den Sonnenstrahlen zu schützen. Die Chemo scheint nicht wirklich zu wirken. Irgendwie will es bei meiner Mutter nicht wirken und dafür gibt es keine Erklärung. Mein vibrierendes Handy zieht mich wieder in die Wirklichkeit zurück und sofort nehme ich es aus der Tasche und nehme den Anruf entgegen. «Nathan?», hallt sofort die Stimmer meiner Schwester Sky in mein Ohr. Oh, sie meldet sich auch wieder einmal bei mir, anstatt mir aus dem Weg zu gehen. Immer wenn ich zu Hause bin, weichen die Mädchen mir irgendwie aus. «Sky», sage ich bloss und setze langsam einen Fuss vor den anderen, um mich langsam zu meinem Auto fort zu bewegen. «Kannst du bitte zur Schule kommen?», fragt Sky beinahe hysterisch nach. «Wieso sollte ich zur Schule kommen? Ich habe verdammt noch einmal frei heute, da will ich nicht aufs Schulgelände gehen», sage ich ihr leicht gereizt. Ich meine, ich hasse die Schule! «Aber Hope hat irgendwie Schmerzen im Unterleib und... ach keine Ahnung!», sagt Sky. Hope hat Schmerzen? Verdammt. «Bin in zehn Minuten da, steht auf dem Parkplatz», weise ich Sky an, bevor ich dann auflege und mit schnellen Schritten zu meinem Auto laufe. Wieso müssen die Mädchen immer Probleme bekommen, wenn ich ein freien Nachmittag geniessen möchte? Das ist ja unerträglich!

Von den Mädchen fehlt jede Spur auf den Parkplatz, als ich ungelogen neun Minuten später auf dem Parkplatz stehe, stattdessen ist dort aber Megan, die mit einem anderen Mädchen streitet, aber die interessieren mich nicht. Ungeduldig trommle ich mit meinen Fingern auf dem Lenkrad und schaue aus dem Fenster. Wo bleiben die Mädchen bloss? Als sie nach knappen zwei Minuten warten immer noch nicht zu sehen sind, steige ich aus dem Audi RS 7 aus und mache mich einmal auf die Suche. Als erstes gehe ich auf den hinteren Teil des Platzes, weil die beiden dort am meisten herumhängen und dort finde ich sie dann auch. Hope auf dem Boden liegend und weinend. Sky kniet neben ihr nieder und schaut sie besorgt an. «Verdammter Scheiß! Was ist hier los?», sage ich sofort laut und knie auch neben Hope. Sorgfältig ziehe ich ihre Hand weg, die ihr Gesicht bedeckt. Sie muss schon eine Weile weinen, die Augen sind komplett rot und glasig, ihre Wangen sind komplett nass. «Hey... kannst du noch stehen oder gehen?», frage ich sie nach und fahre mit dem Daumen über ihre Hand. Leicht schüttelt sie den Kopf. Verdammter Scheiß, was ist hier passiert? Auffordernd schaue ich kurz zu Sky, bevor ich wieder zu Hope niederschaue. «Sie hat gestern Damon gesagt, dass sie von ihm schwanger ist...», sagt Sky leise. Ich könnte gerade durchdrehen. Sie ist schwanger von Damon? Ich presse meine linke Hand zu einer Faust und beisse auf meine Unterlippe. «Und jetzt ist Megan gekommen und hat ihr einen Kick in den Magen verpasst...», beendet Sky ihren Satz und schaut besorgt zu ihrem Zwilling hinunter. «Megan?», frage ich nach und schaue zu Sky. Diese scheiß kleine Schlampe! «Megan.» Jetzt ist dieser Moment da, wo ich nur noch rot sehe. Sofort lasse ich Hopes Hand los, richte mich auf und mache mich auf den Weg. Sie muss immer noch vor dem Schulhaus sein und ansonsten werde ich sie aufsuchen. Die Schreie, die Sky mir nachruft, ignoriere ich einmal gekonnt. Sie soll mich machen lassen. Ich muss Rache nehmen für das, was sie Hope antut!

«Megan!», rufe ich ihr wuterfüllt zu und sofort hebt sie den Blick von dem anderen Mädchen. «Nathan», sagt sie sofort freundlich und lächelt mich an, doch ich lasse mich nicht irgendwie täuschen. «Lass die verdammten Finger von meiner kleinen Schwester», sage ich ihr wütend und gehe näher auf sie zu, dass sie auch zurückläuft, bis sie hinten an der Schulhausmauer steht und sozusagen, von mir in die enge getrieben wurde. «Ich habe ihr gar nichts getan!», sagt Megan sofort und schaut sich leicht panisch um. «Aha, und deshalb liegt sie gefühlt halb tot hinter dem Schulhaus und hat Schmerzen des Jahrtausends? Genau!», sage ich weiterhin wütend und dann kann ich mich echt nicht mehr beherrschen. Meine Faust fliegt nur noch in ihr Gesicht. Erst als ihr Gesicht komplett mit Blut überlaufen ist und sie sich zu Boden gleiten lässt, höre ich auf. Jetzt muss ich wieder zu meiner Schwester und zwar schnell!

«Hey! Hope! Kannst du stehen?», frage ich sie sanft und betätschle sanft ihren Arm. Von ihr kommt nur ein nicht deutbares Geräusch, welches ich als ein Nein deute. Na toll. Kurz schaue ich zu Sky, die besorgt auf Hope niederschaut, bevor ich dann meinen einen Arm in die Kniekehle von Hope und die andere unter den Rücken lege und meine kleine Schwester hochhebe. Sofort stöhnt sie vor Schmerzen auf und lässt ihren Kopf an meine Brust niedersinken. Arme Hope! «Ich habe so Angst um mein Baby», flüstert Hope leise. Meine Angst liegt eher bei ihr, als bei ihrem Kind, aber das behalte ich wohl einmal lieber für mich, bevor es noch ein riesen Drama gibt. «Euch beiden wird nichts passieren», flüstere ich auf ihren Haaransatz und laufe so schnell es nur geht zum Auto, um dann zum Arzt zu gehen. Ab jetzt lässt sich wohl nur noch hoffen, dass nichts schlimmeres passiert ist. Mit Hope und dem Baby.

Driving is my drugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt