Notlösung

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Verschlafen erwachte Paul auf dem Beifahrersitz des Autos. 

"Du bist wach Schatz" sagte Kai leise. Dieser fuhr das Auto. 
Paul wollte sich bewegen, doch er konnte nicht. Selbst das Atmen viel ihm schwer. 
"Bitte entspann dich Liebling. Wir haben es doch bald geschafft. Ich hatte nämlich eine Idee. Weißt du noch damals? Wir wollten doch immer an diesen See fahren. Wo wir uns kennengelernt haben" lächelte er. 

"Fick dich" antworte Paul erschöpft. 
"Sei nicht so ein Arschloch!" schrie Kai wütend und nahm ein Messer vom Armaturenbrett. 
"Genieße doch einfach die Zeit mit mir!" forderte er verzweifelt. 
"Das ist nicht fair! So lange hab ich nach dir gesucht" fuhr er in ruhiger Stimme fort. 

"Erinnerst du dich noch an damals? Es war im Sommer gewesen" sagte er und kam auf das Gesprächsthema zurück. 

Paul interessierte dies jedoch nicht. Er wollte doch einfach nur hier weg. Weit weg von diesem Geisteskranken Menschen. 

"Damals hatte ich mein Lieblings T-Shirt an und du warst im Wasser glaube ich" kicherte er. 
"Du sahst so süß aus mit den nassen Haaren" 

"Ich bin nicht dieser Junge" sagte Paul schwer und atmete tief ein und aus. 
"Du kannst mit diesen Witzen jetzt aufhören" sagte der andere Tod ernst und blickte zu Paul hinüber. 

"Hast du eigentlich noch die Kette? Hab mein Teil noch. Schau" sagte er und zeigte Paul eine Kette. Es war eine hälfte eines Herzens. Paul kannte solche Ketten vom Schulhof. Viele Paare tragen sie. 

"Wo ist deine?" fragte er wütend.
"Hab ich verloren" sagte Paul erschöpft. 

Denn in diesem Moment entschloss Paul sich dieses Psycho Spiel mitzuspielen. Warum? 
Er wartet nur auf den richtigen Moment um diesen Kranken Idiot zu töten. 

"Wirklich? Ohje. Dann muss ich dir mal eine neue kaufen" lächelte er. 

"Wie weit fahren wir noch?" fragte Paul welcher bereits anfing seine Kraft zu sammeln. 
"Ungefähr eine Stunde mein Herzblatt. Aber ich möchte die Autobahn nehmen. Das geht noch schneller" erklärte er und lächelte immer wieder kurz zum anderen Jungen. 

"Gut" sagte Paul nur erschöpft. 
"Freust du dich auch so wie ich?" fragte Kai glücklich. 
"Ja" sagte der andere leise und dachte daran diesen Wichser endlich zu bestrafen. 

"Wie lange waren wir bei dir?" fragte Paul. 
"Ich hab vorhin geschaut. Nur sechs Monate" sagte Kai frei heraus. 

Und genau in diesem Moment realisierte Paul wie viel Zeit er in der Gefangennahme verbracht hatte. Wie oft Kai ihn missbraucht haben muss... 
Ob noch jemand nach ihm sucht? Der Junge... Wie hieß der Junge... 

Das Auto fuhr derweil auf die Autobahn. 

"Kai? Können wir Kuscheln?" fragte Paul selbstsicher. 
"Natürlich Schatz!" antworte der andere Euphorisch. Er konnte gar nicht ahnen was Paul vorhatte. 

Er legte seinen Kopf auf Kai's Bauch. Dieser streichelte mit der linken Hand vorsichtig seine Haare. 
"Ich finde es schön das ich dich endlich gefunden habe" fuhr Kai fort. 

"Versprichst du mir das du mich nie wieder alleine lassen wirst?" fragte er unsicher. 

"Nein Kai... Ich werde bis zu deinem Tod bei dir bleiben" antworte Paul sanft. Sein Herz fing an schneller zu schlagen. Der Effekt des Giftes hat nachgelassen. Jetzt oder nie. 

"Das ist so schön gesagt" antworte ihm Kai. 
"Ja. Ich werde solange bei dir bleiben bist du jämmerlicher Wichser in diesem scheiß Autowrack abfackelst!" brüllte Paul und ehe Kai irgendwie reagieren konnte packte der Junge das Lenkrad und zog es nach links. 

Der kleine Wagen kam von der Spur ab und fuhr direkt in die Gegenspur wo ein LKW das Auto in der rechten Seite rammte. Zu Pauls Glück erwischte er nur die hintere Seite des Autos. Der Wagen wurde jedoch mit der anderen Seite gegen die Leitplanke geschleudert so dass diese kaputt ging und der Wagen im Straßengraben zum stehen kam... 

Am andern Bildschirm: Mein schlimmster AlbtraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt