Kapitel 11

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Die Lichter der Stadt verschwammen vor ihren Augen, wurden so einem hellen, leuchtenden und immer wechselnden Streifen.

Die Hotpants kniffen unangenehm an ihrer Hüfte und unruhig wollte Nala auf dem Autositz rutschen. Funktionierte nur nicht. Der Bezug war aus Leder und ihre nackte Haut klebte unangenehm daran fest. Sie verzog das Gesicht und seufzte unwillkürlich.

"Das wird toll!", meinte Rose neben ihr. Sie war völlig hibbelig und bedankte sich garantiert schon zum fünften Mal bei Michael. Dieser arbeitete zwei Straßen weiter und fand nichts dabei seine Freundinnen mitzunehmen.

"Ich freu mich schon!", antwortete Nala und versuchte der Sache wenigstens etwas abzugewinnen. Sie waren Studenten, Dauergäste auf Partys und normalerweise hatte Nala damit als Letzte ein Problem. Heute jedoch fühlte sie sich grundlos ausgelaugt, erschöpft.

Sie schob es auf John. Rose und sie waren gut mit ihm befreundet, obwohl klar war, dass er bei ihr mehr als nur Freundschaft im Sinn hatte. Tatsächlich wurde er auf eine diskrete Art und Weise langsam zudringlich, was Nala unangenehm wurde. Ganz verdaut hatte sie Marks spontanen Abgang nach wenigen Stunden nicht, was die Sache erschwerte.

Michael parkte vor dem riesigen Haus, verabschiedete sich. Nach einem weiteren Dank winkten die Mädchen noch kurz. Die Musik dröhnte von der anderen Straßenseite zu ihnen herüber. Betrunkene Mädchen torkelten entfernt über den Bürgersteig, lauthals lachend.

Angewidert verzog Nala das Gesicht. Ihr fester Vorsatz einen wunderbaren, ausgelassenen Abend zu erleben schmolz dahin.

"Wir bleiben auch nicht lange.", meinte Rose skeptisch, "Vielleicht, wenn Samu kommt gehen wir."

"Solange gehe ich John aus dem Weg.", bestimmte Nala als sie eintraten. Kaum ging man durch die offene Haustür, fand man sich in einer Menschenmasse wieder. Beinah wie im Bus.

Entschieden drängelten sie sich durch. Allein sein wollte sie auf keinen Fall, so griff Nala nach Rose Hand, welche ihr entglitt.

"Da bist du ja.", raunte plötzlich eine sehr tiefe Stimme an ihrem Ohr und sie schrak zurück.

Hoch gewachsen, mit schimmernden grünen Augen und einer unnatürlichen Blässe ragte er vor ihr. Braune, leicht lockige Strähnen umrahmten sein wie gemeißeltes Gesicht, kitzelten seine Wangenknochen. Völlig glattrasiert, ein Lächeln spielte um seine rosafarbenen Lippen.

"Ich freue mich dass du da bist.", begrüßte John sie gut gelaunt und zog sie direkt zu sich heran. Ohne zu fragen, ohne Schüchternheit.

"Ja.-", meinte Nala unkonzentriert, sah verzweifelt zurück, in der Hoffnung Rose würde sie direkt mitschleifen, sobald sie auftauchte. Doch die blieb verschwunden zwischen den sich aneinander drängenden Körper und den wummernden Bässen.

"Willst du was trinken?", schlug er unmittelbar vor und reichte ihr einen Becher, mit einer roten Flüssigkeit, hielt ihn ihr direkt unter die Nase.

"Ich mag keine Kirsche.", lenkte Nala ab, kam aber nicht weit.

"Ist Himbeere.", protestierte er, "Probier, ein spezielles Rezept!"

Skeptisch beäugte sie die schwappende Flüssigkeit. Anders als angeheitert war das hier wohl kaum zu ertragen. Unter seinem lüsternen Blick, welcher sie ein weiteres Mal auf eine widerliche Weise erschauern ließ, nahm sie einen großen Schluck.

Es war widerlich süß. Keine Sekunde später gewann Nala den Eindruck ihr Mund sei zugeklebt. Eventuell war dies auch der beabsichtigte Effekt, denn John führte sie sogleich weiter, ohne auf ihre halblauten Proteste einzugehen.

Sie kannte niemanden. Es waren zum größten Teil Schüler privater Universitäten, ebenso wie John selbst. Warum er sich mit dem gewöhnlichen Volk abgab, hatte nur einen Grund; irgendjemanden musste er zu seinem Fußvolk erziehen und die traurige Wahrheit war, dass dies tadellos funktionierte.

Fifty Shades of ForsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt