Kapitel 15

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Warmer Sommerwind vertrieb auch die letzte Feuchtigkeit aus Nalas Haaren. Unangenehm wurde ihr bewusst, dass sie wie eine zerlauste Katze aussehen musste. Zumindest hatte sie es geschafft sämtliche Make Up Reste von der Nacht zu entfernen.

Mark hatte nun die ungelogene Wahrheit vor Augen und trotzdem sah er sie an, als hätte er sie in einer goldenen Kutsche gefunden, anstatt bei den Mäusen im Stall. Der Mann war eindeutig zu höflich, dennoch verlieh es ihrem Selbstbewusstsein zumindest ein wenig Auftrieb.

Gemeinsam gingen sie in ein kleines Waldstück, in dem garantiert schon die ein oder andere Tatort-Folge gedreht worden war. Die Geräusche der Natur, das Knirschen von Kies und die kribbelnde Anwesenheit von Mark verursachten ein wildes Prickeln auf der Haut.

Immer wieder riskierte Nala einen Seitenblick, konnte sich partout nicht satt sehen. Verboten gut sah er in dem großen grauen Hoodie aus, der völlig ausgebeult war. Keine Chance zu erahnen was sich darunter verbarg. Ein gewisser Ernst ging in den heutigen Stunden von Mark aus und ein wenig vermisste sie seine Sprüche. Sein Schweigen hatte etwas ungewohntes.

"M-Mark?"

Ihre Stimme glich einem Piepsen und prompt kam sie sich veralbert vor. Selbst nach einem Räuspern wurde es nicht besser, jedoch sah er sie an.

In dem hellen Licht, welches durch das Blätterdach auf sie fiel, leuchteten seine Augen unendlich tief, gemischt. Der bräunliche Ring um die Pupille trat deutlich hervor.

"Ja?", erwiderte er. Es klang rau, dunkel, verpasste ihr einen Schauer.

"Wie geht es jetzt weiter?", rutschte es Nala heraus. Die Frage brannte ihr auf der Seele. Ihr Kopf war längst wieder klar, auch wenn ihr Verstand in Gegenwart dieses Mannes aussetze.

Kurz schien es, als würde er überlegen, seine Antwort sorgsam abwägen. Die Hände hatte er tief in den Taschen des Hoodies vergraben.

"Das entscheidest du.", meinte Mark dann, sehr langsam. Der Satz hing unvollständig in der Luft, doch da kam nichts mehr. Sein Blick richtete sich nur wieder grade aus. Er ging weiter. Nala schloss unmittelbar auf. Völlig aus Reflex war sie stehengeblieben.

"Inwieweit?", gab sie zurück, sichtlich verunsichert.

"Du kannst gehen.", erwiderte er, völlig ruhig, nach außen hin. Innerlich bebte er, war froh, dass er einfach stumpf geradeaus gehen konnte und somit eine Beschäftigung hatte.

"Ich habe nicht gesagt, dass ich gehen will, ich habe gefragt wie es weitergeht.", erklärte Nala, nun ein wenig lauter. Ihre Schritte hatten sich beschleunigt, bis Mark vollkommen unerwartet stehen blieb.

"Da vorn ist eine Baustelle.", sagte er, völlig neben dem Kontext, als müsse er seinen seltsamen Gang rechtfertigen, "Und wie meinst du das?"

"Ich meine damit, dass ich nicht gehen will, wir aber reden müssen.", murmelte sie, wagte es nicht einmal ihn anzusehen.

Was hatte sie getan? Hatte sie ihm indirekt ins Gesicht gesagt, dass sie bereit für den nächsten Schritt war und dem, was er ihr gezeigt hatte, nicht abgeneigt war? Hitze wallte in ihr auf und absurderweise wurde ihr in jenem Moment bewusst, dass sie außer Marks Klamotten nichts weiter am Leib trug.

Mit glühenden Nerven sah sie zu Mark, erwiderte mit aller Mühe seinen Gesichtsausdruck. Ein wenig verwirrt, vielleicht sogar geschockt und das gefiel ihr definitiv. Für einige Sekundenbruchteile hatte sie es geschafft ihn aus der Bahn zu werfen.

Kurz öffnete er den Mund, ließ es dann aber und schüttelte nur den Kopf.

"Unerwartet.", kommentierte er dann leise, schon wieder hob er die Hand, ließ sie jedoch sinken. Eine Erwiderung blieb aus.

Der Rückweg erwies sich als definitiv zu kurz. Nach wenigen Metern kam das Haus wieder in Sicht. Ihre Knie waren wie Pudding und das Schweigen wurde unangenehm, besonders nachdem sie eingetreten waren. Das Schweigen wirkte erdrückend, als sie in den Wohnbereich zurückkehrten.

Völlig durch den Wind wandte Nala sich den bedauernswerten Pflanzen zu. Trockene Blätter, hängende Köpfe. Die Orchideen blühten nicht, ihre Wurzeln wirkten beinah schon ausgedörrt.

Mit kritischen Blick besah sie sich das Trauerspiel. Zwar besaß sie selbst keinen grünen Daumen, doch verlieh dieser Anblick dem kompletten Raum etwas Trauriges.

"Da kommt jede Hilfe glaub ich zu spät..-", stellte Mark fest. Er trat näher, sie hörte seine Schritte, ebenso wie das leichte Schuldbewusstsein in seiner Stimme.

"Bisschen Wasser wär ein Anfang.", meinte sie tapfer. Absurd. Sprach sie wirklich mit ihm über die Pflanzen? Ihre Verzweiflung nicht in einer peinliche Stille zu versinken war fast greifbar.

"Vielleicht noch..-", begann Nala, streckte die Hand aus und begann ein wenig fahrig die längst gelben Blätter, welche noch nicht zu Boden gesegelt waren, von den Stielen zu trennen.

Wieder traten die Schritte näher. Ihr Herz setzte aus, nur um doppelt so schnell wie zuvor weiterzuschlagen.

Ihre Finger zitterten, als Mark ihr mit voller Absicht seinen warmen Atem in den Nacken hauchte. Er war so verdammt nah. Sie hatte verdrängt, wie gut sich das anfühlte, wie alles in ihr schrie, dass sie mehr wollte.

Niemand war außer ihnen hier. Erzählt hatte er ihr alles und ein klares Nein hatte er nicht bekommen. Eher war das Gegenteil der Fall. Vor wenigen Minuten hatte sie ihm noch versichert, dass sie nicht gehen würde.

Diese Aussage schien zu Mark durch gerungen zu sein. Er wurde mutiger, denn seine Hand lag unerwartet in ihrem Haar, spielte kurz mit einigen Strähnen. Eine Gänsehaut rieselte über ihre Arme, trotz des Pullovers und Nala lehnte sich reflexartig ein wenig nach hinten, zu ihm.

Alles prasselte auf sie ein, ihr Atem ging schneller, als sie seinen heftigen Herzschlag spürte. Die Pflanzen waren ihr endgültig egal.

Mit einer einzigen Bewegung zog Mark sie an sich, legte die Arme um sie. Seine Hand fuhr bereits unter den Hoode, über ihre Hüfte und alle Zweifel waren beiseite geschoben. Ihre Wangen glühten, als sie den Kopf wandte, ihm kurz in die Augen sah, ehe alles verschwamm, da er sich vorbeugte.

Keine Spur von Zärtlichkeit lag in dem Kuss. Das Verlangen übernahm die Oberhand und Nala ließ sich nur zu gern darauf ein. Ohne darüber nachzudenken, lag ihre Hand zwischen seinen Schulterblättern, wanderte höher..-

Zielsicher begann Mark sie in Richtung Flur zu schieben. Nicht grob, ohne den Kuss zu unterbrechen, welcher noch an Leidenschaft gewann. Sein Ziel war ihr bewusst, doch wehrte sie sich nicht. Stattdessen nutzte sie die Gelegenheit und strich ihm endlich durchs Haar. Herrlich weich und widerspenstig, bevor sie an den Verschluss der Cappy stieß. Mark kommentierte dies mit einem Brummen.

Für einige Sekundenbruchteile war Nala erstaunt, dass er es überhaupt zuließ. Dann würde ihr mit einem Schlag bewusst, dass Mark es nur gestattete, weil es im Folgenden nicht mehr möglich war.

Adrenalin pumpte durch ihre Adern, als er sie in das Zimmer schob, am Ende des Ganges, links.

 Zitternd klammerte Nala sich an ihn oder eher in den Stoff seines Pullovers. Gezielt hatte Mark ihren Griff abgeschüttelt, ihre Hände mit sanfter Gewalt umschlossen, während er sie an sich presste. Noch ein Schritt. Sie traten ein. Und die Tür fiel zu ...







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Cliffhanger 😅 😂


Fifty Shades of ForsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt