Kapitel 2

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Am liebsten wäre Nala voller Selbstbewusstsein auf ihn zu geschritten. Ihre Zitterknie hörten mit dem Unsinn nicht auf. In Wahrheit stolperte sie eher über den Holzboden, auf den Tisch zu.

Aufmerksam hob er den Blick, erkannte sie,  erhob sich ohne zu zögern. Das Handy verschwand in der vorderen Tasche. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen trat er ihr entgegen.

Jeder Liveauftritt, jedes Bild in allerfeinsten HD blieb weit hinter dem Original zurück, welches nun vor ihr stand. Groß, nicht kräftig, noch besonders gestylt. Einfach Mark Forster, mit Brille, Cappy, Bart und sofort war man in seinem Bann. Tausende Details prasselten auf sie ein. Es war als wäre sie in Trance.

"Hey..-", begrüßte Mark sie vollkommen offen. Kurz zögerte er, streckte die Hand aus.

Sekundenbruchteile dauerte es, bis Nala diese Geste realisierte. Ein Film lief vor ihr ab und ihr Arm bebte.  Seine Hand war warm und der Händedruck angenehm. Es war taktvoll von ihm sie nicht gleich an der Jeans abzuwischen, denn ihre Finger waren schweißnass.

"Hi..-", krächzte sie zurück. Wo kam der Kloß im Hals her? Als ob das Herzklopfen nicht reichen würde! Unangenehm wurde ihr bewusst, dass ihr automatisch die Hitze in den Kopf stieg. Der Raum war schattig dank der Vorhänge, aber entgegen aller wissenschaftlicher Erkenntnisse, war es vollkommen offensichtlich, dass der Grund für die aufsteigende Wärme Mark Forster persönlich war.

Kurz wippte er auf den Füßen, ehe er, ein wenig fahrig, wieder auf den Platz deutete, wo er kurz zuvor gewartet hatte.

Hinsetzen war eine gute Idee. Ihre Beine begannen den Dienst zu quittieren. Während sie sich einander gegenübersetzten, bemerkte sie den sanften Schimmer von Grün in seiner Iris, welcher etwas seltsam Faszinierendes hatte. Die Brille lenkte nicht im Geringsten davon ab.

Gespannt sah er sie an, blinzelte, sprach aber kein Wort. Jäh wurde ihr mit kalten Schrecken bewusst, dass sie das Interview führen sollte.

"Ich, äh.. Also.", begann sie, ein wenig überhastet und fummelte am Verschluss ihrer Tasche. Das Notizbuch. Oder die Aufnahmefunktion?

Tief holte sie Luft, wagte einen weiteren Blick zu Mark. Er war tatsächlich hier. Wirkte nicht genervt oder spöttisch gegenüber ihrer Planlosigkeit. In seinen Gesichtszügen lag einfach waches Interesse.

"Ich bin Nala.", stellte sie sich vor. Noch immer spürte sie ihr wummerndes Herz an den Rippen, "Ich bin Teilzeit bei unserer Unizeitung dabei..-"

"Teilzeit?", hakte er neugierig nach. Mark sprach leise, nicht flüsternd und war angenehm zu verstehen.

"Ja, ich steuere nur hin und wieder bestimmte Artikel bei.", erwiderte sie, "Mehr schaffe ich zurzeit neben dem Studium nicht."

"Was studierst du denn?", forschte er weiter, noch immer mit derselben Neugierde in der Stimme.

"Musikwissenschaft und Musik auf Lehramt.", erklärte Nala, "Allerdings erst Anfang dritten Semesters."

Mark nickte, kurz und nachdenklich. Die Unterseite der Cappy war tatsächlich grün.

"Gefällt es dir?", hakte er nach, langsam, bedacht.

Sie nickte, runzelte nun jedoch die Stirn und legte den Kopf schief.

"Sollte ich nicht..-", begann sie ein wenig zweifelnd, "Fragen stellen?"

Er lächelte nicht einfach nur. Tatsächlich handelte es sich bei seinem um ein unglaubliches Lächeln. Gut gelaunt, jedoch auch seltsam gewinnend.

"Dann tu's.", forderte er sie auf, lehnte sich mit einer einzigen Bewegung zurück, verschränkte die Hände im Nacken.
Ihr blieb zum zweiten Mal die Luft weg. Mark wirkte vollkommen entspannt, wippte nur ein weiteres Mal kurz mit dem Bein.

Fifty Shades of ForsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt