Kapitel 5

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Der Schweiß rann ihm mittlerweile übers Gesicht. Klatschnass wischte er die Gläser der Brille kurz am Shirt trocken, auch wenn er damit einen eher gegenteiligen Effekt erzielte.

Längst war es spät in der Nacht. Mark hatte wie verabredet die Wünsche der Mädchen erfüllt und allein ihre strahlenden Gesichter waren es wert gewesen. Zugabe um Zugabe verlangte das uneingeschränkt begeisterte Publikum. Einige waren schon gegangen und nach stundenlanger Performance ging auch ihm die Energie aus, welche er allerdings kompensierte.

Hinter der Bühne hatte er die Flasche mit irgendetwas hochprozentigen fast geleert und die Konsequenzen übernahmen ihn. War er zuerst angeheitert und voller Energie, schwächte ihn der Alkohol nun, lähmte seinen Körper und erschwerte jede Bewegung um das dreifache.

Zitternd lehnte Mark weiter gegen die Wand. Sie war kühl, er selbst glühte. Schlecht war ihm dazu und gegen seinen Willen sackten ihm langsam die Knie weg.

"Noch ein Lied.", flüsterte er, schloss die Augen. Nicht nur um sich zu sammeln, sondern auch um sich nicht direkt auf die Bühne zu übergeben.

Wacklig, mit vernebelten Sinnen ging er ein letztes Mal hinaus, durch den dunklen Vorhang. Der Stoff griff nach ihm, streifte seine Arme. Klatschnass geschwitzt wie er war, hing die Jacke längst über irgendeinem Stuhl.

Das Gegröle wehte ihm entgegen, wie durch einen Schleier. In der Masse waren keine klaren Gesichter auszumachen. Alles waren verschwommene, ineinander übergehende Farben.

Seine Finger krallten sich in der Mikro, welches er in der Hand hielt. Mark blieb keine Wahl. Die Welt wankte, als wäre er auf einem Schiff und ein wenig tollpatschig setzte er sich auf den Rand der Bühne.

"Letzte Show heut Nacht.", sprach er undeutlich, "Auf besonderen Wunsch, auf einer besonderen Sprache für einen besonderen Abend und..-"

Den Rest hatte er vergessen. Egal. Die Menge tobte, als das Intro von Like a Lion erklang.

Die Töne lockten auch Nala und Rose näher an die Bühne. Die restlichen Stunden hatten sie getanzt und genoßen die Stimmung, welche einen direkt in ihren Bann schlug.

"Er singt es tatsächlich!", quietschte Rose sofort los, als Mark den ersten Refrain anstimmte. Wie verrückt zog sie an ihrer besten Freundin, "Wie abgefahren ist das denn?"

Nala nickte, wippte bereits im Takt mit der fetzte, ehe sie innehielt. Einige Details fielen ihr direkt ins Auge.

Irgendetwas stimmte nicht. Nicht nur, dass es ungewöhnlich erschien, dass Mark freiwillig still hielt. Nein. Seine Stimme wirkte schwächlich, er sprach sehr undeutlich und einige Stellen hackte er komplett ab.

"Ich kann kein Polnisch!", brüllte sie Rose zu. Sie standen zu nah an einer der Boxen, "Aber ich bin mir sicher, dass das nicht korrekt ist!"

Das Sprachwirrwarr würde vermutlich verschiedene Kulturen beleidigen und einen Song konnte man nur schwer ausmachen. Die Stimmung dämpfte das nicht. Eher feierten es die anderen, dass Mark sich ähnlich anhörte wie sie.

"Er sieht seltsam aus!", stellte Nala weiter fest, "Der kippt gleich von der Bühne!"

Rose hatte einen kritischen Blick aufgesetzt, stimmte allerdings zu. Längst wirkte Mark, als hätte er mit Klamotten geduscht. Dazu kam dass jede Bewegung zittrig wirkte.

Mit einem letzten Abschiedsgruß erhob er sich, taumelte mehr oder weniger elegant zum Rand und kurz sah es so aus, als würde er die Cappy zum Abschied heben, ehe er sich offenbar besann und einfach nur winkte. Es glich einem Rudern.

"Er sieht dabei immer noch gut aus.", stellte Rose mit einem neidischen Unterton fest, ehe Mark endgültig verschwand.

Mit einer seltsamen Mischung aus Gefühlen starrte Nala auf den Vorhang, welcher sich noch leicht bewegte. Es erschien ihr albern, dass sie sich sorgte. Als ob sie mehr Erfahrung aufweisen konnte als Mark. Viel älter als sie selbst war er.

Fifty Shades of ForsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt