Kapitel 6

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Es war furchtbar stickig, das Atmen fiel ihm schwer. Kurz öffnete Mark die Augen, nur um Dunkelheit vorzufinden und sie wieder mit einem Brummen zu schließen. Jemand bearbeitete seine Schläfen mit einem Presslufthammer.

Alles war weich, roch irgendwie nach Lavendel und halb wieder wegnickend, drehte er sich um. Irgendetwas drückte. Ihm wurde, irgendwie im hintersten Winkel seines grade erwachten Verstandes bewusst, dass er die Cappy noch tragen musste.

Die Kopfschmerzen wurden mit einem Ruck stärker und die Luft knapper. Schwach schob er die Decke über sich weg und stellte fest, dass nur ein sanftes Dämmerlicht ihn empfing. Mehr Schwierigkeiten bereitete Mark das Aufsetzen. Sein Körper protestierte dagegen mit Schwindel und ihm wurde unmittelbar schlecht.

Neben ihm stand ein Nachttisch. Zumindest war es ihm möglich den weißen Kasten als solchen zu identifizieren und seine Brille lag genau darauf. Aufgesetzt warf der Anblick mehr Fragen auf als zuvor.

Bei dem, für ihn angenehmen Licht, erkannte er nur Schemen und Schatten. Ein großes Etwas thronte am Ende, direkt gegenüber vom Bett. Vermutlich ein Schrank. Wo ein bezogenes Bett stand, war vermutlich ein Schlafzimmer.

Alles war in einer Mischung aus Grau und Violett gehalten, was ihn irritierte. Die Farbe kam ihm bekannt vor. Der Raum verzerrte sich unangenehm und lieber ließ er sich zurücksinken. Die Frage, wo er war, konnte man später noch klären.

Trotz dass es anstrengend war, versuchte Mark sich an irgendetwas zu erinnern. Da war die Feier, an der Uni. Mit schlechten Gewissen musste er daran denken, wie viel er getrunken hatte. Ungefähr war ihm noch im Sinn, dass er Nala gegenüber in direkter geworden war als ursprünglich geplant. Oder waren das nur seine Gedanken gewesen? Mark wusste es nicht und war sich nicht sicher, ob er das überhaupt wollte.

Ein Spalt Licht fiel ins Zimmer, wurde größer, breitete sich aus, ehe er wieder schmal wurde. Eine Tür fiel leise ins Schloss.

"Gott sei Dank, du lebst noch.", meinte jemand und die Stimme zu hören war eine erstaunliche Mischung aus Erleichterung und Schock.

Nala trat zu ihm. Nicht mehr im Kleid, sondern in schlichter Jeans und Shirt. Ihr Gesichtsausdruck wäre am Krankenlager eines engen Freundes angemessen.

"Morgen.", krächzte Mark, mit staubtrockener Kehle.

"Wie gehts dir?", erkundigte sie sich sofort und er war noch nie so dankbar gewesen, dass jemand leise sprach.

Kurz wollte er mit einem lässigen Gut antworten, hingegen wäre dies von vorn bis hinten erlogen. Sie schien sich die Antwort auch so denken zu können und schüttelte nur den Kopf.

"Das glaubt mir kein Schwein.", stellte sie Nala fest, mehr zu sich selbst, denn ihr Blick ging ins Leere, ehe sie sich wieder ihm zuwandte, "Wenn du dich umziehen willst, ich hab noch Klamotten von meinem Bruder, die müssten dir passen und ne Kopfschmerztablette hab ich auch schon irgendwo gefunden."

Überfordert blinzelte Mark sie an, hatte Schwierigkeiten ihr zu folgen und sich gleichzeitig in eine etwas weniger unangenehme Pose zu bringen.

"Ist gestern Abend..-", rutschte es ihm heraus, da zögerte er schon. Er lag im Bett. Die Seite neben ihm war zerwühlt und er fühlte sich wie überfahren, abgekratzt und ein weiteres Mal überfahren. Eventuell war es besser für sein Selbstwertgefühl nicht zu wissen, was gestern Abend geschehen war.

"Du hast irgendeinen Weltrekord aufgestellt.", bemerkte Nala trocken, "Ich war kurz davor den Krankenwagen zu rufen. Letztendlich warst du dann ein wenig weggetreten und anschließend hast du Goethe zitiert."

Es bestand eine winzige Möglichkeit, dass sich das Bett auftat und die fliederfarbene Bettwäsche ihn verschluckte.

"Letztendlich war das Schlimmste gestern, dass du mich dreimal gefragt hast, wo das Klo ist.", grinste sie breit und er hätte sich schlagen können.

Fifty Shades of ForsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt