Kapitel 7

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Leise summend fuhr Nala mit dem Textmarker über die Zeile, die Zunge zwischen den Zähnen.

Im Hintergrund lief das Radio, welches ununterbrochen Unfälle verkündete und vor den Wetterbedingungen warnte. In den letzten Tagen war die Temperatur viel zu hoch gewesen. Aufgeheizt hatte sich alles und entlud sich nun mit einem Gewitter, welches einem Katastrophenfilm würdig gewesen wäre.

Regen klatschte gegen die Scheibe, ein Donner rollte heran. In der Küche der kleinen WG war es jedoch gemütlich warm und ein sanfter Geruch von frisch gebrühten Kaffee lag in der Luft.

Auf dem Tisch ausgebreitet lagen einige Skripte, alle samt aus den letzten Vorlesungen. Dazwischen fanden sich handgeschriebene Notizen, welche Nala mit einem Seufzen entziffern musste. Ihre eigene Handschrift machte es ihr nicht leicht.

Dunkel wie es war, konnte man am wolkenverhangenem Himmel keine Sonne ausfindig machen. Es war erst Nachmittag, doch war es dunkel wie später Abend.

Völlig versunken in ihren Lernstoff hob Nala erst den Blick, als leise Schritte zu ihr vordrangen. Rose war außer Haus, in der Uni und anschließend beim Chor. Singen war eine Leidenschaft, die sie teilten, nur lebte Rose sie eher aus.

Im Türrahmen zwischen dem kleinen Flur und der, in hellblau gehaltenen Küche mit dem bunt zusammengewürfelt Geräten, stand Mark. Ein wenig neben der Spur und Nala konnte nicht umhin, sich zu fragen wie er trotz der katastrophalen Nacht gut aussah.

Zwar blass und seinen Augen nach zu urteilen wirkte es, als ob er gekifft hätte, aber immer noch überdurchschnittlich attraktiv. Vielleicht war auch sie die mit dem Problem und fand im Grundsatz alles ansprechend, was der Kerl tat. Unbestreitbar war jedoch, dass ihm das ausgewaschene Shirt mit dem Adidas Print und die dazu passende Hose erstaunlich gut stand.

"Hey Dornröschen.", begrüßte sie ihn munter und beschloss sich von ihrem viel schneller schlagenden Herzen nicht beeindrucken zu lassen, "Willkommen zurück bei den Lebenden."

"Ich trinke nie wieder.", verkündete Mark brummend und mit Schreck sah sie zu, wie er sich neben sie setzte.

"Sag niemals nie.", meinte sie schulterzuckend. Ihre Kehle wurde trocken, "Kaffee?"

"Oh Gott, bitte.", erwiderte er sofort und stützte kurz das Gesicht in die Hände. Nala erhob sich, ging zur Theke und schenkte das noch warme Getränk in eine der unzähligen Tassen. Mit dem Rücken zum Tisch bemerkte sie nicht, wie er seinen Blick wieder hob und sie eingehend musterte.

"Ich hatte schon schlimmere Fälle.", erklärte sie ihm schulterzuckend, "Toni hat mal nen kompletten Parkplatz vollgekotzt und Sam hat es geschafft alles zu verlieren und vollkommen nackt im Stadtgraben aufzuwachen."

Ein wenig entgeistert starrte Mark sie, während sie sich wieder setzte.

"Du hast immerhin noch alles angehabt.", grinste sie, uneingeschränkt optimistisch.

"Ja, aber meine Würde hab ich irgendwo liegen lassen.", gab er dumpf zurück und nahm ihr dankend die Tasse ab, "Sonst gehts..-"

Sie lachte. Ein helles klares Lachen und es tat gut. Allgemein hätte es ihn nicht besser treffen können, sah man von seinem Aussetzer und der Tatsache, dass seine Leber Überstunden schob einmal ab.

Schweigen kehrte ein, das Radio lief munter weiter und kündigte den nächsten Hit in der Umgebung an. Unwillkürlich hob Nala den Kopf und lauschte der Ankündigung des Moderators.

In der Nähe fand demnächst ein kleines Festival statt. Unter anderem war Sunrise Avenue der Haupt Act. Dunkel erinnerte sich Nala an ein kleines Desaster von vor ein paar Monate, in dem Rose versucht hatte Karten zu bekommen. Ihr WLAN hatte spontan gestreikt und der Vorverkauf war vorbei, als das Problem endlich gelöst war.

Fifty Shades of ForsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt