Kapitel 18

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Ein letztes Mal atmete Nala tief durch. Der kleine Taschenspiegel in ihrer Hand zitterte. Sie blickte sich selbst ängstlich entgegen, war blass, trotz dezenten Make Ups.

Zweifel kochten in ihr hoch. War der Lippenstift nicht zu knallig? Ihre dunkle Jeans war eng, das  Oberteil luftig geschnitten und die Schuhe flach. Ein normales, alltägliches Outfit und doch erschien es ihr gleichzeitig zu wenig und doch zu overdressed.

Bebend steckte sie den Spiegel ein, zog ihre Tasche enger über die Schulter. Samu wartete bestimmt schon.

Ohne dass Nala sich etwas anmerken ließ, ging sie die letzten Meter von der S-Bahn Station, durch die Seitenstraße zum Studio. Die Altbauten wirkten abgenutzt, Plakate und angeklebte Flyer zierten ihren Weg. Von irgendeinem Fast Food Restaurant wehte ein köstlicher Duft, doch schlug ihr Magen Saltos. 

Das große graue Gebäude kam in Sicht zwischen den Fassaden. Die Aufnahmen waren vorbei und dementsprechend viele Leute tummelten sich. Sie fiel kaum auf. Mit schnellen Schritten schritt sie in die erste Einfahrt, vorbei an einem kleineren, angrenzenden Gebäude aus Glas. Der Parkplatz war voll, irgendwo weiter hinten hupte jemand.

Angespannt wie eine Feder, bog Nala um die Ecke und bekam beinah eine Herzattacke. Dort stand, in sein Handy versunken Samu Haber. Als ihre Schritte sich näherten, sah er auf. Selbst eine so einfache Geste hatte bei ihm etwas derartig faszinierendes, dass sie stehen blieb. Die blonden Strähnen wippten bei der Bewegung.

Die strahlend blauen Augen munterten sie, nicht kühl, nicht abschätzig, sondern freundlich. Das Jeanshemd lag eng an seinem Bizeps an und lockerte sich kaum als er seine Hand ausstreckte, um sie zu begrüßen. Warm, weich, viel kräftiger als der von Mark war sein Händedruck.

„Alright, you can go.", meinte er und wies zu der Tür hinter ihm. Sie führte in einen beigefarbene  Flur. Niemand war zu sehen.

„Wo muss ich hin?", erkundigte sich Nala, so offenkundig nervös, dass sie sich wunderte, warum Samu sie nicht mitleidig anschaute. Was tat sie hier? Es erschien ihr surreal einfach im Studio aufzuschlagen und Mark auf eine skurrile Art und Weise zu überraschen. 

„Go left.", wies Samu sie mit seiner dunklen Stimme an. Gänzlich unhilfreich, wenn man sich bemühte seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, „First door, you will see."

Nala nickte, bedankte sich bei ihm noch einmal, was er abtat, ehe sie eintrat. Leise schlich sie den Flur entlang und kam sich dabei vor wie eine Einbrecherin. Hier gehörten Leute wie sie nicht her. Hier liefen Menschen wie Samu herum, Perfektionen in Person. Stars schlenderten hier lang, traten auf den erstaunlich sauberen Teppich, aber nicht Studenten wie sie, deren Leben aktuell von Zufällen bestimmt wurde.

Mit jedem Schritt stieg die Anspannung. In Nalas Ohren rauschte es bereits als die Tür in Sicht kam. Da war Mark. Es wäre beinah schon töricht zu behaupten, dass sie seine Anwesenheit mit ihrem rasenden Herzen förmlich spüren konnte. Wollte er sie überhaupt sehen? Die komplette Zeit war sie fast überzeugt gewesen.

Nun stand sie jäh doch im Gang und kaute auf ihrer Lippe. Zumindest solang bis ihr einfiel, dass sie Lippenstift aufgetragen hatte und wenn sie ihm schon gegenüber trat, sollte sie nicht wirken wie ein Clown, den man in eine Torte gedrückt hatte.

Ob Mark sich absichtlich nicht gemeldet hatte, weil er keine Lust auf sie hatte? Für seine Vorlieben, egal welcher Art, konnte er quasi jede haben. Jede Frau lag einem Mann wie ihm zu Füßen, was sollte er da mit einer kleinen feigen Studentin?

Zweifel drohten sich in ihr einzunisten, doch ihr Körper handelte ohne zustimmen. Voller Unsicherheit näherte Nala sich der weit offen stehenden Tür. Nichts war zu hören, einzig weit entfernte Stimmen. Wenigstens einen Blick sollte sie wagen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 28, 2018 ⏰

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