Kapitel 4

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Mit nervösen Fingern strich sie das Kleid glatt. Der lilafarbene, luftige Stoff bedeckte nicht einmal ihre Oberschenkel komplett und automatisch volle Nala es herunterzustreifen.

"Ich habe immer noch keine endgültige Zusammenfassung von gestern!", meinte eine Stimme aus dem Bad.

Rose war in der Lage einen perfekten Lidstrich und ein Verhör gleichzeitig durchzuführen, während Nala drohte in beidem zu versagen.

"Ich hab doch gesagt, dass er anders ist, als man glaubt, aber neu war davon schlichtweg nichts", erklärte sie ein weiteres Mal. Wie schon gestern.

Hohe Absätze klackerten auf dem Parkett als Rose ins Schlafzimmer trat.

Mit kritischen Blick, die Hände in die Hüften gelegt. Das burgunderfarbene Kleid war ebenso kurz, sah an ihr aber besser aus. Dazu umspielten die taillenlangen dunkelblonden Haare ihr schmales Gesicht mit den hohen Wangenknochen.

"Aber wie war er denn nun genau?", bohrte sie nach, "Genervt weil er für ne Schülerzeitung ein Interview geben musste?"

"Nein", meinte Nala langsam. Die Wahrheit war, dass sie Mark selbst im Nachhinein nicht einordnen konnte. 

Seine Aussagen auf einer sachlichen Eben zu betrachten, war leichter, wenn man nicht von blau-grünen Augen taxiert wurde und unter dem Blick erschauderte. Allein beim Gedanken an seinen seltsam ernsten, leicht dunklen Gesichtsausdruck schellte ihr Puls in die Höhe.

"Krieg ich noch eine Antwort?", riss eine vertraute Stimme Nala aus ihren Gedanken. Verwirrt sah sie ihre beste Freundin an. Rose war bereits, wie strukturiert, perfekt gestyled.

Ihre blauen Augen waren perfekt in Szene gesetzt und bildeten einen Kontrast zur Farbe des Kleides. Nala blinzelte nur dumpf, ein wenig verzweifelt.

"Herr Gott", seufzte Rose, jedoch spielte ein Lächeln um ihre mit Gloss betonten Lippen, "Du siehst ihn ja gleich wieder..-"

Entschlossen schüttelte Nala den Kopf, auch wenn alles in ihr schrie, dass ihr Leben davon abging Mark wiederzusehen. Ihr Herz hüpfte bei der Vorstellung seines Lächelns, seiner Nähe, ihm.

"Dan kannst du die ja selbst ein Bild machen", erklärte Nala locker, als wäre es das Normalste der Welt Mark Forster ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen, "Also er sieht definitiv noch besser aus, als man meinen mag..-"

Rose grinste und wies mit einer Geste zum Bad.

"Ich kanns kaum erwarten! Der Typ ist ja sowieso schon ein Knaller, ohne Frage, aber deiner Reaktion nach zu schließen, muss er ja..-"

"Muss er was?", unterbrach Nala sie lachend, "Ich bitte dich, nur weil er überdurchschnittlich gut aussieht?"

"Ja und? Talent und Geld hat er auch und davon eine Menge.", stellte Rose trocken fest, "Und er ist unglaublich. Und Musiker. Quasi die Elite. "

Nervös biss Nala sich auf die Lippe. Das Problem bestand, dass in den Worten reine Wahrheit steckte. Eben deswegen ärgerte es sie noch mehr, dass sie so wenig Zeit für das Interview gehabt hatte.

"Willst du nicht noch ins Bad?", meinte Rose kritisch und musterte ihre Freundin. Zu dem lila Kleid trug diese noch weiße Socken. Die Haare waren ein Chaos und von Make Up keine Spur. Eher wirkte es als wäre sie eine gerupfte Schaufensterpuppe, die im hintersten Winkel des Lagers aufgestöbert worden war.

Da sie nicht zu Beginn der Feier auftauchen wollten, hatten sie genug Zeit. Rose nutzte diese sinnvoll für eine weitere Befragung, welche Nala allerdings verweigerte, da sämtliche Auskunft in ihren Augen unnötig erschien. 

Fifty Shades of ForsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt