Ghosted [Ger]

Samstag, 26. Mai 2018 - 1 Monat, 13 Tage nach meinem Tod

Jimin kam heute alleine, aber das fand ich überhaupt nicht schlimm. Ich hatte es vermisst, diese Momente der Zweisamkeit zu verbringen. Es hatte etwas so intimes, so aufrichtiges. Jimin erzählte mir Sachen, die er sich sonst wahrscheinlich gar nicht getraut hätte zu erzählen. So sehr ich mich auch gefreut hatte meine Freunde wieder zu sehen, Jimin hatte halt doch einen besonderen Platz in meinem Herzen, den so sonst niemand ausfüllen konnte.

Seine volle Unterlippe leicht vorgeschoben setzte er sich seufzend auf den Boden neben meinem Grab. Ich wusste nicht, warum er schmollte, aber es schmerzte und ich wollte nichts lieber als diese wunderschönen vollen Lippen zu küssen und ihn wieder zum Lachen zu bringen. Ohne zu zögern, setzte ich mich neben ihn und legte meine Hand vorsichtig auf seinen Oberschenkel, nur so leicht, dass ich nicht durch ihn hindurch griff. "Was ist passiert?", flüsterte ich wohlwissend, dass er mich nicht hören könnte.

"Ach Kookie, ich könnte jetzt einen guten Rat von dir echt brauchen oder zumindest deine starke Schulter, an die ich mich lehnen kann. Ich vermisse dich so schrecklich und gerade geht alles den Bach herunter. Ich fühle mich so verloren und das ist ein Gefühl, das ich schon so lange nicht mehr hatte, denn seit dem Zeitpunkt als ich dich getroffen habe, wusste ich, dass ich angekommen war. Du warst alles was ich je wollte. Und jetzt bin ich auf einmal alleine und ehrlich gesagt habe ich unglaublich Angst. Ich habe Angst vor so vielen Dingen, vor der Zukunft. Es war alles immer so klar: Ich heirate dich, wir gründen eine Familie und sind glücklich für immer. Vielleicht werde ich ein erfolgreicher Tänzer, du bringst unseren Kindern Taekwondo bei, damit sie sich gegen all das Böse auf der Welt verteidigen können. Wir hätten noch ein Hund kaufen können oder einen Hasen, wer weiß. Aber jetzt auf einmal ist das alles weg - du bist weg. Ich kann mir nicht vorstellen jemals wieder jemanden wie dich zu finden, aber ich kann mir auch nicht vorstellen für immer alleine zu bleiben. Diese Ungewissheit - das macht mir Angst. Und inzwischen weiß ich nicht mal mehr, ob das mit dem Tanzen jemals klappt. Ich habe wieder angefangen auf Castings zu gehen, aber bisher nur Absagen bekommen. Den einzigen Job, den ich habe ist als Taehyungs Background-Dancer. Aber Tae arbeitet gerade an einem neuen Album, also ist er jetzt gerade mehr im Studio als auf der Bühne. Ich weiß nicht was ich machen soll, das Geld reicht nicht mehr.", er sprach nicht mehr weiter, stattdessen brach er in Tränen aus. Sein ganzer Körper bebte, während er sein Gesicht in seinen Händen vergrub. Wenn es vorhin schon geschmerzt hatte, ihn schmollen zu sehen, dann fühlte es sich jetzt an, als würde mich jemand am lebendigen Leib zerreißen. Aber ich konnte nichts dagegen tun...