Sonntag, 10. Juni 2018 - 1 Monat, 4 Wochen nach meinem Tod

211 21 0
                                    

Jimin war gestern nicht gekommen und ich hatte mir schon echt Sorgen gemacht, aber wie sich herausstellte hatte er einen guten Grund.

„Ich habe jetzt einen Nebenjob. Ich bin eine Wochenendaushilfe im Supermarkt am Marktplatz. Du weißt welchen ich meine, oder? Der mit den großen orangenen Leuchtbuchstaben. Jetzt arbeite ich Freitagabends nach dem Training und samstags auch. Deshalb war ich gestern auch nicht da...", er hielt kurz inne und strich seine Haare aus dem Gesicht. Seine Haare waren jetzt länger, er war wohl schon lange nicht mehr beim Friseur gewesen. Die dunklen Strähnen fielen ihm sofort wieder über die Augen und ließen die dunklen Schatten unter seinen Augen noch schwärzer wirken. Er sah müde aus.

„Aber es ist schon okay irgendwie. Es ist kein besonders spannender Job, aber die Bezahlung ist in Ordnung. Außerdem waren sie die Einzigen, die jemanden nur für das Wochenende gesucht haben. Ich war schon echt verzweifelt. Ich habe sonst nur Absagen bekommen, weil ich nicht flexibel genug war. Aber wenn ich unter der Woche hätte arbeiten müssen, hätte ich nicht mehr trainieren können. Ich weiß, ich brauche diesen Job um mich über Wasser halten zu können, aber das ist auch der einzige Grund warum ich das mache. Lass mich ehrlich sein, ich hasse den Job. Ich will tanzen. Das ist das Einzige was ich will."

Er seufzte und schaute in die Ferne. Er schaute weder auf mein Grab, noch zum Himmel als er weitersprach. Er starrte einfach in die leere Luft, tief in Gedanken versunken. „Ich konnte letzte Woche den Bus nicht bezahlen. Mein ganzes Geld ist für die Miete und Essen drauf gegangen. Mein Kontostand war genau bei zehn Cent. Kannst du dir das vorstellen? Wie ist es auf einmal dazu gekommen Kook? Ich bin die ganze Woche eine Stunde lang zu Fuß zum Training gelaufen, weil ich mir den Bus nicht mehr leisten konnte.", seine Stimme brach beim letzten Wort. Offensichtlich kämpfte er mit den Tränen, aber er schluckte seine Gefühle einfach runter und schaute mit entschlossenem Blick wieder zu mir. „Aber das wird jetzt besser! Ich habe einen Job und außerdem habe ich vielleicht noch eine Idee, wie ich das alles regeln kann. Ich bekomme das wieder hin. Du hast keinen Schwächling geliebt, Kook. Ich bin ein Kämpfer und auch ich bekomme das wieder hin! Das verspreche ich dir!", mit diesen Worten verabschiedete er sich und ging festen Schrittes durch das kleine, quietschende Tor. Mit diesen Worten ließ er mich komplett verwirrt zurück, während tausende Emotionen durch mich hindurchflossen. Ich wusste wirklich nicht was ich tun sollte. Ich wollte ihn umarmen und sagen, dass er schon immer stark war, dass ich ihn liebe und alles wieder gut werden würde. Aber andererseits hatte mir sein fest entschlossener, ernster Blick einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen. Jimin konnte die liebenswürdigste, süßeste Person auf der Welt sein, aber er hatte auch diese andere Seite. Wenn er wütend war oder er etwas unbedingt wollte, konnte er regelrecht gruselig werden, denn dann schreckte er vor nichts zurück. Das war das, was mir in diesem Moment große Sorgen machte. Was hatte er vor?

Ghosted [Ger]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt