Samstag, 04. August 2018 - 3 Wochen nach dem ich den Friedhof verlassen habe

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Die Woche war so schnell vergangen. Irgendwie waren wir alle in einen gewohnten Trott verfallen. Unter der Woche verbrachte ich den Tag zusammen alleine mit Jin, während die anderen Beiden bei der Arbeit waren. Wir plünderten zusammen den Kühlschrank, spielten alle möglichen Videospiele und Jin zeigte mir all seine Lieblingsserien, weil er der Meinung war, dass ich - Zitat- „absolut unkultiviert" bin und es eine Schande wäre mit so einer traurigen Persönlichkeit zusammenzuwohnen. Aber auch außerhalb von Popkultur brachte er mit einiges bei. Mittlerweile hatte ich echt den Bogen raus mit all dem Poltergeist-Zeug. Es war wirklich gar nicht so kompliziert, wie Jin das am Anfang dargestellt hatte. Aber übertreiben lag nun mal in seiner Natur. Und auch wenn ich das ein oder andere Mal meine Augen wegen ihm verdrehte, war ich doch unglaublich dankbar für ihn und vielleicht schaute ich doch ein ganz kleines bisschen zu ihm auf.

Auf jeden Fall kam Namjoon immer kurz nach fünf von seinem langweiligen Bürojob zurück, während Jimin jeden Abend noch eine extra Trainingsstunde im Studio einschob und erst so gegen sieben nach Hause kam. Den restlichen Abend verbrachten wir dann damit kleine Streiche zu spielen, Gläser umzuschmeißen und Gegenstände zu verstecken.

Die Wochenenden verliefen ein bisschen anders, weil Jimin und Namjoon da meist zu Hause waren. An diesen Tagen hatte ich aber meist die schlechteste Laune. An den Wochenenden musste ich die ganze Zeit mit ansehen wie Jimin und Namjoon sich näher kamen, wie sie jeden Samstag miteinander auf dem Sofa kuschelten, während sie ihre Pizza aßen oder wie sie miteinander lachten, als wären sie die glücklichsten Menschen auf dieser Welt. Es war deprimierend zu sehen, wie schnell Jimin mich doch ersetzt hatte.

Andererseits waren die Wochenenden die perfekte Zeit für größere Streiche. „Wäre es nicht mega witzig, wenn wir uns mal etwas offensichtlicher machen würden und sie glauben lassen, dass es hier drin spukt?", hatte Jin mich am Freitag gefragt und natürlich hatte ich sofort zugestimmt.

Also warteten wir heute bis es Abend wurde. Die beiden Mitbewohner hatten den Tag wie immer faul auf der Couch mit Pizza und verschiedenen Filmen verbracht. Jetzt für den Abend hatten sie entschieden einen Spieleabend zu machen. Ich persönlich finde ja, dass ein Spieleabend zu zweit ein bisschen erbärmlich ist, aber okay... Naja, es passte auf jeden Fall perfekt in unseren Plan. Sie fingen ganz einfach an mit Mensch ärgere dich nicht und komischerweise fielen die Figuren die ganze Zeit wie von selbst um.

„Jetzt! Schau dir sein Gesicht an!", forderte Jin und gespannt tat ich was er von mir verlangte. Ich hörte ein bisschen Rascheln und auf einmal wurden Jimins Augen groß. „Hast du das gesehen?", fragte er Namjoon seine Stimme plötzlich ganz hoch. „Vielleicht steht das Brett nicht ganz gerade.", beschwichtigte dieser. „Okay ja das wird es sein.", lachte Jimin, doch die Nervosität war noch deutlich hörbar in seiner Stimme.

„Was hast du gemacht?", fragte ich. Jin grinste mich nur frech an, griff nach einer Spielfigur und lies sie genau die Anzahl von Feldern weiterziehen, die Namjoon gerade gewürfelt hatte. Dieses Mal gab Jimin ein kleines Quietschen von sich. „Joon, das ist nicht normal.", sagte er besorgt. Dieses Mal runzelte Namjoon nur die Stirn. Jins Aktion zeigte jetzt auch bei ihm seine Wirkung.

„Du bist ein Genie, Jin!", jubelte ich. „Ich bin ein bisschen beleidigt, dass du so lange gebraucht hast um das einzusehen.", gab Jin mit gespielt gekränkter Stimme von sich, aber sein weites Lächeln auf dem Gesicht sagte was ganz anderes.

„Jetzt ich", grinste ich zurück. Jimins Spielfigur war nur drei Felder von Namjoons entfernt, doch leider würfelte er eine fünf. Gerade als Jimin nach der Spielfigur griff um seinen Spielzug zu machen, griff ich nach dem Würfel und drehte ihn so, dass nun die drei oben lag. Während Jimin und Namjoon noch mit geweiteten Augen den Würfel anstarrten, nahm ich Namjoons Figur und schob sie vom Spielfeld. „Namjoon ärgere dich nicht.", kicherte ich vor mich hin.

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