Kapitel 12 ✅

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Harry's Sicht

Da standen wir also nun. Mit über 200 Zauberer als Verstärkung, alle hatten ihren Zauberstab gezückt. Die Stille war beinahe unerträglich. Ron sah mich skeptisch an. Wir hatten uns in einer Hecke versteckt, denn uns durfte niemand sehen. Mein Herz pochte so schnell, dass ich beinahe wahnsinnig wurde.

Ich sah mich auf dem Hof in Hogwarts stehen, die ganze Schule hinter mir, alles in Schutt und Asche, die kalten Hände und knochigen Finger von Voldemort auf meinem Gesicht, das Duell, die vielen Toten...

,,Harry?", fragte Hermine, wie sie es schon früher getan hatte. ,,Alles in Ordnung?"
,,Es holt mich wieder ein", flüsterte ich
,,Ich erinnere mich an alles... ich, ich kann das nicht. Ich will weg von hier" ,,Wir können nicht gehen", Luna hielt mich an meinem Arm fest. ,,Was würde dann passieren? Wir wissen es nicht. Harry, du musst da durch!" ,,Was dann passiert? Ist das euer verdammter Ernst? Ist euch mal aufgefallen, dass wenn wir hier sterben, unsere Kinder nicht existieren?!", zischte ich und spannte meinen Kiefer an.

Bei Bedarf jetzt das Lied einschalten.

,,Ich weiß Harry, ich weiß. Aber wir wissen nicht, was passieren würde oder passieren wird. Wir können einfach nur hoffen, dass wir das hier heil überstehen", meinte Ginny und legte mir eine Hand auf die Schulter.

Ich hätte erwartet, dass Draco etwas sagte, doch er war kreidenbleich und drückte sich so nahe wie möglich an die Mauer, die direkt hinter der Hecke stand, seine Atmung war hörbar schnell. Ich nickte und ließ mich zitternd auf dem Boden nieder. Ich hätte es wissen sollen. Ich hätte wissen sollen, dass das keine gute Idee war. Ich hätte alles wissen sollen. Ich hätte gar nicht erst zu diesem Treffen gehen sollen.

,,Ich hätte...", wollte ich schon anfangen, doch Ginny hielt mir ihre Hand auf meinen Mund. ,,Still", zischte sie und spähte um die Ecke. Grindelwald und tausende Anhänger schritten immer näher. Von weitem sah ich sein bleiches Gesicht, und wenn ich mich nicht täuschte, hatte er sogar zweifarbige Augen. Seine hagere Gestalt bewegte sich majestätisch voraus, und die Luft spannte sich noch mehr an.

Newt's Sicht

Als ich die riesige Menschenmenge sah, die auf mich zukam, sog ich ruckartig die Luft ein. Mein Herz pochte wie verrückt und ich umklammerte meinen Zauberstab noch fester. Ich sah zuerst Tina, dann Queenie an. Sie nickten mir angespannt zu und wir warteten auf das Zeichen von dem Leiter der Schule.

,,Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal die Ehre hätte, dieses Gelände zu betreten!", schrie er wie ein Irrer als er den Hof betrat. Seine Anhänger lachten. "Nun, wo ist Newt Scamander?"

Ich trat hervor, denn, verdammt, sollte er mich doch vor versammelter Mannschaft umbringen. Ich war genauso wertvoll wie jeder einzige hier und nichts besonderes. Ein Toter mehr oder weniger würde in den Blutbad, das bald statt finden würde, eh nicht mehr auffallen.

,,Newt, nicht!", schrie Tina hysterisch. Aber es war zu spät, denn Grindelwald hatte mich bereits entdeckt.

,,Du kannst nicht davonlaufen, Newt. Du kannst dich nicht vor mir verstecken, du kannst niemandem, keinen einzigen auf diesem Gelände vor dem Tod schützen. Das solltest du doch wissen", meinte er, lächelte leicht und drehte sich ein kleines bisschen zu seinen Begleitern um. In dem Moment, als ich meinen Blick abwendete, drehte er sich wiede4 zu mir und schoss mit seinem erhobenen Zauberstab auf mich los. So schnell, wie es meine Reflexe zuließen, feuerte ich dagegen.

Das war also das Zeichen gewesen. Ein riesiger Feuerdrache erschien im Himmel und stürzte sich auf die Menschenmenge. Alle Zauberer und Hexen, die hinter mir standen, feuerten in Richtung Grindelwald und schon herrschte der Krieg.

Menschen fielen um, Leute schrien und überall war das Bild von Verwüstung. Noch immer kämpfte ich mit Grindelwald. Sein Gesicht verzog sich immer mehr als ich ihn zurückdrängte. Er schrie auf und feuerte so gewaltig auf mich ab, dass ich mich zurückziehen musste, und in letzter Sekunde auswich. "Newt!", schrie Tina und kam mir zur Hilfe. Sie baute ein Schutzschild auf, welches die tödlichen Flüche von Grindelwald abhielt.

"Alles okay", ich richtete mich wieder auf. "Bist du bereit? Ich kann das Schild nicht mehr lange halten", sie zitterte schon vor Anstrengung. "Ich bin bereit", ich nickte und feuerte sofort ab, als Tina ihr Schutzschild abbrach. Sie feuerte ebenfalls auf Grindelwald und der war inzwischen so wütend, dass er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ein riesiger Blitz entstand, als Tina an dem Kopf getroffen wurde und Blut herunter floss.

"AVADA KEDAVRA!", schrie er und ein mächtiger grüner Strahl zischte auf Tina zu. "Tina!", schrie ich, doch es war zu spät. Sie fiel mit einem Schrei zu Boden. Ihr Zauberstab fiel aus ihrer Hand und ihre Augen waren weit aufgesperrt.

Für einen Moment stand die Zeit still. Queenie schoss ihren Gegner ab und rannte zu Tina. Ein Schluchzer entfloh ihr und sie fiel zu Boden. "Tina", flüsterte sie. "Tina...", sie sah Grindelwald an. Doch der lachte nur.

"Ich werde wieder kommen", kicherte er. "Ich werde wieder kommen und euch alle vernichten!"

Und schon apparierte er. Auch seine Anhänger verschwanden.

Ginny's Sicht

Während dem ganzen Kampf saß Harry wie benebelt auf dem Boden, sein Gesicht ganz starr. Am liebsten wollte ich zu ihm, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Ich zitterte am ganzen Körper und merkte es erst, als Seamus mir beruhigend seinen Arm über die Schulter legte. "Bald ist es vorbei", er lächelte mich an. "Wie kannst du nur lächeln?", schniefte ich. Mir wurde alles zu viel. Dieser Kampf erinnerte mich viel zu sehr an den in Hogwarts.

Eine Träne lief mir die Wange herunter. "Wieso?", flüsterte ich. "Ich kann es dir nicht beantworten, Gin", er fing meine Träne mit seiner Hand auf. "Seamus, nein", ich stieß seine Hand zurück. "Wir müssen unbedingt in Ruhe miteinander reden. Ich bin sowas von verwirrt."

Seamus nickte und zog sich zurück. Als ich einen lauten Schrei hörte, zuckte ich zusammen. Diese Stimme kannte ich doch. Tina! Ich wollte um die Ecke rennen, doch Harry hielt mich zurück. "Ich will dich nicht verlieren, Ginny", flüsterte er, sah mich bittend an und ich stockte. Seine Augen sahen mich traurig an und ich wusste, dass er Seamus und mich in unserem vertrauten Umgang gesehen hatte.

Ehe ich antworten konnte, kamen Newt und Queenie um die Ecke. Newt trug Tina auf seinen Armen. Sein Gesicht war mit Tränen überströmt, genauso wie das von Queenie. Luna rannte auf die Beiden zu und nahm Tina's Hand. Ich sah sie nur von hinten, doch ich wusste, dass sie weinte. Luna war sensibel. "Queenie...Newt...Es tut uns so leid", meldete sich Ron zu Wort. Hermine nickte zustimmend, stand auf und umarmte Queenie. Diese klammerte sich an ihr fest und weinte herzzerreißend.

Und Newt verschwand. Irgendwohin, niemand sah es genau, aber nachdem er Tina auf dem Boden abgelegt und betrachtet hatte und ich einen Moment nicht zu ihm gesehen hatte, war er verschwunden.

The war of GrindelwaldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt