Bluterbe

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Begrenzt ist das Leben - doch unendlich die Erinnerung

Es gab noch so viele Dinge, die er erledigen musste, doch dazu blieb ihm viel zu wenig Zeit. Die Zeit rann sprichwörtlich durch seine Finger. Tief in Gedanken versunken rieb Itachi den Daumen an den Zeigefinger, so als würde dort Sand haften, der nun zu Boden rieselte. Während sein Blick sich verfinsterte und aus dem Fenster schweifte. In dieser Sekunde flog eine schwarze Krähe an der Scheibe vorbei. Sie schien ihn durch das Glas mit ihren pechschwarzen Augen anzustarren, ja förmlich zu fixieren. Auf unerklärliche Weise starrte Itachi zurück. Je länger er die Krähe anstarrte, desto mehr ergriff ein Gefühl von ihm Besitz.

Ob das ein gutes Omen war?, begann er sich zu fragen. Allmählich fragte er sich, ob die Rückkehr nach Konoha so eine gute Idee gewesen war. Vielleicht hätte er lieber fernbleiben sollen. Aber hätte er das überhaupt gekonnt? Der Gedanke an Sasuke zuckte wie ein Blitz durch seinen Geist. Genauso, wie der Schmerz.

Die Sonne brannte bereits unbarmherzig auf Konoha hinab, während sich Itachi, wie üblich, in seinen dunklen vier Wänden verschanzte. Die dicken Vorhänge, aus schwerem Stoff, hatte Itachi soweit zugezogen, dass das Tageslicht nur durch einen winzigen Spalt in das Zimmer drang. Doch heute würde - kurz hielt Itachi in seinem Gedankengang inne - Nein, musste einer der wenigen Tage sein, in denen er seine selbst gewählte Isolation verließ, um in das Zentrum des Dorfes zu gehen. Diese Tatsache stimmte Itachi etwas missmutig. Tief seufzend erhob er sich, um es nicht länger hinauszuzögern, schließlich war Zeit ein kostbares Gut.

Als er endlich hinaus ins Freie trat sog Itachi die frische Luft förmlich in seine Lungen. Unwillkürlich streckte er sein Gesicht der Sonne entgegen. In diesem Licht, das seine Haut so warm streichelte, tanzten die Bäume, jeder von ihnen in einem nur ihm gehörenden Kleid. Sie bewegten sich, vom Wind gelenkt, in perfekter Harmonie miteinander. Sie waren das Leben dieses Frühsommermorgens, und Itachi fragte sich, wie viele Grüntöne seine Augen sehen würden. Während sie sich nach oben und außen zum Licht streckten und so reine Strahlen wie der Regen trunken, streckte er auch seine Arme aus, die Finger zur Sonne gespreizt. Diese Wärme, die ihn nun erfüllte tat gut. Nach einer Weile setzte er sich in Bewegung.

Als Itachi durch den Eingang des Uchiha-Viertels schritt, um das Dorf innere zu erreichen, fiel sein Blick auf das Clansymbol der Uchiha. Das Symbol ließ ihn wehmütig innehalten. Für einen langen ausgedehnten Moment betrachtete er es. Es stellte einen Fächer dar, der zum Entfachen von Feuer benutzt wurde. Der japanische Name dieses Fächers war Uchiwa, was so ähnlich ausgesprochen wurde wie Uchiha. Außerdem sollte das Symbol auf die Katon-Künste des Clans hinweisen. Allmählich stiegen Bilder in seinem Kopf empor, je länger er es betrachtete und verweilte. Der Schmerz begann auf seine Brust zu drücken. Abrupt wandte Itachi sich ab, um seinen Weg fortzusetzen.

Die Schritte hallten auf dem Weg wieder, während die regen Gespräche um ihn herum erstarben. Natürlich wusste Itachi warum. Stur ließ er seinen Blick geradeaus gerichtet. Es war etwas, an das er sich bereits gewöhnt hatte. Mittlerweile ignorierte er die hasserfüllten Blicke, die ihm die Bewohner Konohas zumeist zu warfen, wann immer er sich durch die Straßen des Dorfes bewegte. Sie hassten ihn, sie würden ihn immer hassen. Niemand versuchte nur ansatzweise seine unerwartete Rückkehr in das Dorf zu akzeptieren, oder gar zu verstehen. Es war leichter für sie ihn weiterhin für seine Taten zu hassen oder ihn für eine Bedrohung zu halten. Man betrachtete Itachi Uchiha, als einen eingedrungenen Fremdkörper, den sie schnellstmöglich wieder loswerden wollten. Schließlich war er einer der verhassten Uchiha, die nur Tod und Zerstörung für das Dorf brachten.

Hinter vorgehaltener Hand flüsterten ihre leisen Stimmen immer wieder Mörder, als ob er taub wäre und sie nicht hören könnte. Doch es war ihm egal, es prallte einfach an Itachi ab. Schon vor langer Zeit hatte er gelernt mit seinen Taten zu leben und den Hass anderer zu ertragen, auch wenn jene Menschen ihn dafür verachteten.

Itachi - Story of a broken Heart Part ZweiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt