Längst vergessen

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Den Kopf hielt Itachi gesenkt, während er förmlich durch die Straßen Konohas hastete, als wäre er auf der Flucht. Etwas tief in seiner Brust stach, was ihn seine Schritte beschleunigen ließ. Überstürzt und ohne irgendeine Art Gruß war er einfach weitergelaufen. Diese Tatsache ließ ihn nun innerlich zerrissen fühlen. Nun verstand er diese Zerrissenheit den Zwiespalt, eine Bedrängnis der Seele, einen inneren Konflikt zwischen Wünschen und Wirklichkeit. Der Szene, die sich vor ihm abgespielt hatte, hatte er bereits weitaus mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als er es gesollt hätte. Doch wieder einmal hatte Itachi es nicht geschafft wegzusehen. Es wäre seine Pflicht gewesen weiterzugehen. Beinah hätte das verhassten Gefühl der Eifersucht gewonnen. Sein Körper war für einen flüchtigen Augenblick wie gelähmt gewesen. Doch hatte er sich geschworen, ihrem Glück nicht länger im Weg zu stehen. Wenigstens einer von ihnen sollte glücklich sein. Auch, wenn es ihm schwerer fiel, als gedacht. Schließlich rief er sich ins Gedächtnis, dass alles gegen ihn sprach. Egal wie er es drehte oder wendete.

Erstens, er würde in absehbarer Zeit sterben, zweitens sein Clan, der bis jetzt nur aus Sasuke und ihm bestand genoss kein großes Ansehen in Konoha, drittens, er war noch immer ein Lügner. Und zwar einer der übelsten Sorte. Ein tiefer Seufzer entwich seiner Kehle.

Und er würde bis zu seinem Tod ein Lügner bleiben. Hörte sich verrückt an, war es aber nicht. Die Wahrheit sollte sein dunkles Geheimnis bleiben und je weniger Menschen davon wussten, desto besser. Es war schon beschießen genug gelaufen, dass er Tami in einem schwachen Moment von Izumi erzählt hatte. Den Ausdruck in ihren Augen, als sie die Wahrheit erkannte, hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt.

,,Ich frage mich noch immer, wie du diese unüberhörbaren Stimmen ignorieren kannst, die deine Familie und dich verabscheuen."

Ohne, dass er es überhaupt bemerkt hatte, war Tami neben ihn getreten. Ihre Schritte passte sie seinen an.

,,Weil es mich nicht interessiert, was die Leute über mich denken oder zu wissen glauben", gab Itachi desinteressiert zurück, wobei er versuchte seine Schritte noch mehr zu beschleunigen, um Tami abzuschütteln. Sie sollte ihn endlich in Frieden lassen, doch so leicht wurde er sie nicht los.

,,Oder weil du stirbst. Ich werde nicht zulassen, dass du dich in deiner selbstauferlegten Einsamkeit vergräbst", entgegnete sie scharf.

Ihre Worte ließen ihn innehalten. Itachi wirkte gereizt, als er Tami förmlich mit seinem Blick durchbohrte.

,,Mein Clan war nicht unschuldig an der Situation, also hör endlich auf zu urteilen!"

Ein kurze Stille entstand, in der Tami ihn anfunkelte.

,,Und ist es dir vielleicht in den Sinn gekommen, dass ich keine Gesellschaft möchte", bemühte Itachi sich nun um einen freundlichern Ton. Schließlich wusste er, dass sie es keineswegs böse meinte.

,,Du bist wirklich damit einverstanden, dass dich die Dorfbewohner wie Dreck unter ihren Schuhen behandeln!", empörte sich Tami lautstark, sodass die Menschen in dem innehielten, was sie taten, um stehenzubleiben, und sich nach ihnen umzudrehen. Augenblicklich begann das Getuschel wie ein Lauffeuer. Wieder und wieder schaufelte sich diese eigensinnige Frau ihr eigenes Grab. Wütend funkelte er sie an, was Tami nicht gerade zu beeindrucken schien.

,,Halt dich von mir fern!", zischte er drohend, obwohl Itachi wusste, dass Tami sich nie an irgendwelche Regeln hielt. In diesem Punkt erinnerte sie ihn ein wenig an Sasuke, was ihn innerlich schmunzeln ließ. Einige Sekunden funkelte sie ihn weiterhin wütend an. Der trotzige Zorn sprühte nur so aus ihren Augen. Ihr Mund öffnete sich und schloss sich wieder, als wollte sie irgendetwas sagen, doch beschloss am Ende es nicht zu tun.

Ihr Blick mehr als kalt, als sie schließlich an ihm vorbei ging. Doch nicht, ohne ihn noch einmal hart anzurempeln, um ihre Missbilligung über sein Verhalten Ausdruck zu verleihen. Kein Wort verließ mehr ihre Lippen, so wie Itachi es sich gewünscht hatte. Rasch zwang er sich ihr nicht nachzusehen, sondern eilte zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Die Menschen auf den Straße verfolgten jeden seiner Schritte, als ob er gerade planen würde eine Bombe inmitten des Dorfzentrums hochgehen zu lassen. Endlich kam das Uchiha Viertel in Sichtweite. Kurz überlegte Itachi, aber es zog ihn nicht in sein leeres, stilles Elternhaus zurück, dort wartete nichts auf ihn, dort würde er nur weiter Chancen haben über Tami nachzugrübeln. Lieber schlug er die Zeit in einem Pub tot.

Itachi - Story of a broken Heart Part ZweiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt