Tiefe Narben

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Der Regen prasselte unbarmherzig auf ihn nieder, während er das Gesicht zum Himmel streckte. Die Nässe breitete sich wie ein feiner Film aus Perlen auf seiner Haut aus. Ein Zittern durchfuhr seinen Körper. Doch Itachi war noch nicht bereit umzukehren. Oder sich dem zu stellen, was ihn in der Höhle erwartete. So verharrte er stumm im Regen, um dem noch immer viel zu lautem Klang seines Herzens zu lauschen. Es schlug so heftig und aufgeregt, dass Itachi befürchtete es würde ihm aus der Brust springen. Unwillkürlich fuhren seine Fingerspitzen über seine Lippen, die noch immer kribbelten, ausgelöst durch ihren unerwarteten Kuss. Noch nie in seinem Leben, war er so erstarrt gewesen, wie in diesem Moment. In seinem Kopf herrschte plötzlich nur noch Verwirrung. Er wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Dieses Gefühl hatte ihn unerwartet und mit voller Wucht getroffen. Eine lockere freundschaftliche Beziehung zu führen, Spielchen zu spielen, war für ihn ein Kinderspiel gewesen. Was allerdings nicht so einfach war, war, sich selbst und anderen Menschen gegenüber zuzugeben, dass man wirklich echte Gefühle für jemanden entwickelt hatte. Davor hatte Itachi höllische Angst. Ob er es nun zugeben wollte oder nicht, schon der bloße Gedanke, seine Gefühle zu zeigen und zu riskieren, verletzt zu werden, war für ihn furchterregend. Und da war noch etwas.

Er würde sterben.

Diese Tatsache stand wie eine unüberwindbare Mauer zwischen Tami und ihm.

Ein tiefer frustrierter Seufzer entwich seiner Kehle. Alles an ihr brachte ihn in Versuchung. Noch nie war es ihm so schwergefallen etwas zu widerstehen, wie es bei Tami der Fall war. Sie hatte das Geflecht seiner Lügen sofort durchschaut, hatte die versteckte Wahrheit, die Doppeldeutigkeit dahinter gesehen, die er verzweifelt versucht hatte, zu Verbregen.

Waren es ihre besonderen Augen, die sie mehr sehen ließen, als gut für sie war?

Die Versuche sich gegen ihre unglaubliche Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, zur wehrzusetzen waren kläglich gescheitert. Immer wieder war er zurück zu ihr gekommen. Egal wie sehr er sich eingeredet hatte, fernbleiben zu können. Er konnte es einfach nicht. Sie zog ihn an, wie ein Magnet. Wie das Licht die Motten.

Wütend über seine schwache Selbstkontrolle fuhr er sich durch das durchnässte Haar. Die Situation drohte ihm aus den Fingern zu gleiten, was ihm Angst machte, denn er war jemand der gerne die Kontrolle behielt, aber genau diese war ihm schon längst entglitten. Nichts lief mehr so wie er es geplant hatte.

Tami war wie eine nicht zu kontrollierende Naturgewalt. Diese Frau war wie ein Tornado in sein Leben gefegt. Sie war unberechenbar und aufbrausend, was ihn in den Wahnsinn trieb. Wirklich ... gerade in diesem Moment befürchtete Itachi den Verstand zu verlieren. In dieser verflucht beengten Höhle hatte er den unbändigen Drang verspürt Fuu umzubringen, nur weil er Tami ansah, wie er sie eben ansah. Es war besser gewesen, dass er gegangen war.

Das Gefühl der Eifersucht - er glaube, so hatte es Sasuke einst genannt - war ihm bisher fremd gewesen. Nun hatte er das dumpfe Gefühl, dass jede noch so winzige Faser seines Körpers von Tami Hyuga besessen war. Diese Frau beherrschte seine Gefühle, seine Gedanken und zu seiner großen Angst auch sein Herz.

Plötzlich verspürte er das unangenehme Pochen des Blutes in seinen Venen. Die Umgebung begann vor seinen Augen zu verschwimmen. Ein Keuchen kam über seine Lippen. Der Schmerz brachte ihn zum Wanken, nach Halt suchend stützte er sich an einem Baum ab. Dabei riss er sich ungeschickt die Haut der rechten Hand auf. Kleine Holzsplitter gruben sich tief in die offene Wunde, was ihn kurzzeitig zusammenzucken ließ. Blut tropfte zu Boden. Den stechenden Schmerz, der in seiner Hand pulsierte, ignorierte er, um sich ganz auf das Atmen zu konzentrieren. Es begann schlimmer zu werden. Er brauchte diese verdammten Pillen, wie die Luft zum Atmen.

Seine Füße wollten sich keinen Millimeter vom Boden heben. All seine verbleibende Kraft bot er auf, um sich mit wackeligen Schritten zu zwingen in Richtung der Höhle zurück zu wanken. In diesem desolaten Zustand war es keine gute Idee in einem mir fremden Gebiet umherzuirren. Er wäre eine viel zu leichte Beute für seine Feinde und von denen hatte er weiß Gott viel zu viele. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis Itachi vollkommen durchnässt und mit Matsch beschmiert am Eingang der Höhle ankam.

Itachi - Story of a broken Heart Part ZweiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt