Charlies Sicht:
Als wir wieder in unserer Auffahrt standen und mich Carters Mom ziemlich fest umarmte, fühlte ich das erste Mal keine unglaublichen Schuldgefühle mehr. Und irgendwie freute ich mich auf das Treffen nachher. Was mich irgendwie auch ziemlich verwirrte. Carter sah mich an und hob kurz die Hand, ich lächelte ihn tatsächlich auch noch an.
Als die beiden langsam die Straße herunterliefen, lief ich ins Haus und hoch in mein Zimmer. Jetzt war erstmal Gefühlsortierung angesagt. Als ich Carters Blick auf meine Lippen bemerkt hatte, hatte ich dieses komische irgendwie wohltuende Unwohlgefühl gespürt und es klang jetzt sogar noch nach.
Okay, vielleicht war es einfach die Tatsache gewesen, dass meine Lippen eben gerade da gewesen waren und ich meine, wer schaute denn nicht andauernd darauf? Ich wählte seine Nummer. Seine Stimme klang amüsiert: „Wow, du bist seit drei Minuten Zuhause und du hältst es schon nicht mehr ohne mich aus?"
Ich verdrehte die Augen: „Hach, ja, wie hoffnungslos romantisch, nicht wahr? Wann soll ich rüberkommen?" Carter lachte: „Du hättest ja gleich mitkommen sollen, wenn es so dringlich ist." Ich schluckte: „Ich wollte nur den Plan endlich fertigstellen. Ich bin ungeduldig."
„Oh ja, das bist du. Ich ruf dich zurück, wenn ich erst Mal Zuhause bin, in Ordnung?" Ich presste das Handy ans Ohr: „In Ordnung." Ich hörte das Lächeln in seiner Stimme: „Bis dahin, versuch nicht allzu oft an mich zu denken, okay?" Ich legte auf.
In den nächsten zwanzig Minuten saß ich an die Wand starrend auf meinem Schreibtischstuhl. Ich fühlte mich blöd und erbärmlich, aber mein Handy hielt ich in der Hand. Als es anfing zu vibrieren, hätte ich es fast fallen gelassen. „Wie langsam seid ihr eigentlich gelaufen?"
Carters Stimme war irgendwie flach: „Hättest ruhig noch mit mir duschen können..." Ohne es wirklich zu wollen, schoss mir das Blut in die Wangen.
Ich fragte: „Bist du fertig?" „Nein, ich telefoniere in der Dusche." „Du klugschießerst schon wieder." „Kann ich das nicht einfach viel zu gut?" „Mhm. Ich bin ich fünf Minuten da." „Willst du her sprinten, oder was?" Ich schnappte meine Autoschlüssel: „Ich habe ein ganz nützliches Transportiergerät." „Du brauchst trotzdem mehr als fünf Minuten." „Ich werde jetzt bestimmt nicht mit dir darüber diskutieren, wie lange ich zu dir brauche." „Doch, ich habe das Gefühl, das wirst du." „Nein, ich lege jetzt auf." „Mindestens acht Minuten." „Ich hab es schon in fünf geschafft, okay?" Er lachte leise.
Ich bemerkte, was er da getan hatte und verdrehte die Augen: „Schätze ich schulde dir einen Kaffee." „Ich fände eine Wohltätsfahrt besser." „Ähm, wenn ich dir was schulde, dann ist das keine Wohltat." „Sieh es als eine an. Am Montag holst du mich zur Schule ab." „Aber du..." „Bis gleich, Charles." Er legte auf.
In diesem Moment hasste ich ihn wieder. Dieser arrogante Klugscheißer, der immer das letzte Wort haben musste. Ich schnappte mein Handy und lief aus dem Haus, stieg in meinen Wagen und fuhr los.
Ich sah ungefähr jede dritte Minute auf die Uhr und als ich vor Carters Haus parkte und feststellte, dass ich tatsächlich neun Minuten her gebraucht hatte, weigerte ich mich auszusteigen. Carter lehnte lässig in der Wohnungstür und sah mich von weitem belustigt an. Ich ließ meine Schultern sinken und stieg aus.
Ich lief nicht zu ihm, sondern lief geradewegs auf das Gartenhaus zu. Als ich ankam, war die Tür schon offen und als ich eintrat, war ich überrascht. Es war irgendwie sauberer und ordentlicher und auf zwei der Vorsprünge lagen saubere Decken und Kissen.
Der Tisch war freigeräumt und stand nun mittig im Raum. Es wirkte irgendwie lebendiger und freundlicher. Ich drehte mich um und sah Carter an. Dieser zuckte mit den Schultern, lief an mir vorbei und ließ sich gegen den Tisch senken.
DU LIEST GERADE
"Ich hasse dich mehr."
RomanceKompliziert. Das war vielleicht gerade das richtige Wort, um Charlotte Hamptons und Carter Jones' Leben zu beschreiben. Herauszufinden dass der eigene feste/beste Freund schwul ist und Charlie ein ganzes halbes Jahr betrogen hat und das jetzt so zi...