Kapitel Siebzehn

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Carters Sicht:

Als ich am Morgen die Treppe herunterlief, hörte ich meine Mom in der Küche summen. Ich blieb auf der Treppe stehen und hörte ihr zu. Es war nicht so, dass ich wusste, was sie da summte, aber irgendwie musste ich dort stehen und zuhören. Meine Gedanken waren immer noch völliger Matsch und ich musste immer wieder an gestern Abend zurückdenken. Mein erster Kuss. Mit Charlie. Mein erster Kuss überhaupt. Mit Charlie.

Ich hatte ihr ganz schön harte Sachen an den Kopf geworfen und als sie sich nicht verteidigt hatte, hatte ich Angst gehabt, ich hätte sie verletzt. Ich meine, ich hatte Angst um sie. Ich schluckte und trat in die Küche. Meine Mom häufte gerade einen Haufen Rührei auf einen der zwei Teller auf dem Tisch und ich sah ihr dabei zu, sie zuckte zusammen als sie mich bemerkte. Sie lächelte und ich betrachtete sie.

Sie merkte, dass etwas nicht stimmte und bevor sie überhaupt fragen konnte, sagte ich: „Ich hab Charlie geküsst." Ihr Mund formte sich zu einem Oh. Sie setzte sich und zeigte auf den anderen Stuhl. Ich setzte mich darauf und wir fingen beide an zu essen. Ich mochte es, dass meine Mom mir Zeit gab, zu überlegen, was ich sagen konnte.

Ich schluckte trocken mein Ei herunter: „Es war bei einem Spiel." Meine Mom sah mich ein wenig streng an. Ich wusste, dass sie nicht sehr viel von diesem Spielchen hielt. Ich ja auch nicht, aber gestern hatte ich mich so sehr auf Charlie konzentriert, dass ich auch noch mitgespielt hatte. Tja, das Leben halt. Meine Mom konzentrierte sich auf ihren Teller: „Und habt ihr darüber geredet?" Ich dachte an das Gespräch nach der Party: „Mehr oder weniger."

Ich lehnte mich zurück und spielte mit meiner Gabel: „Ich denke, ich hab es verkackt." Ich erkannte meine Augen in ihren: „Was genau hast du verkackt?" Es war komisch, dieses Wort aus ihrem Mund zu hören. Ich zuckte mit den Schultern: „Weiß ich selbst nicht genau." Ich wusste auch nicht, warum ich mit meiner Mom darüber redete. Sonst redeten wir nie über solche Sachen.

Ich starrte eine ganze Weile auf meinen Teller. Meine Gedanken waren bei dem gestrigen Abend, besser gesagt bei dem Kuss. Ohne wirklich zu bemerken, dass ich etwas sagte, sagte ich: „Ich glaube, ich mag sie." Ich sah fast schockiert meine Mom, als hätte sie das gerade gesagt. Meine Mom schmunzelte und sah mich mit lächelnden Augen an: „Tatsache?" Ich stützte meinen Kopf in meine Hände: „Verdammte Scheiße."

Meine Mom räusperte sich. Ich atmete tief durch. Als ich die kalte Hand meiner Mom spürte, zuckte ich zusammen. „Sag ihr das." Ich lachte ironisch: „Du hast ja keine Ahnung, wie Schiss ich vor diesem Mädchen habe." Meine Mom lachte leise: „Das ist doch positiv. Aber je länger du wartest, desto unsicherer werdet ihr beide." Ich sah sie an: „Sie hängt noch an Jasper." Meine Mom zuckte mit den Schultern: „Dann tu gefälligst was dagegen." Sie aß weiter. Ich sah sie halb belustigt, halb beeindruckt an.

Nach dem Frühstück richtete ich mich für die Schule und als ich gerade aus dem Haus laufen wollte, schaute meine Mom nochmal um die Ecke: „Sei bitte kein Mann." Ich runzelte die Stirn, sie schmunzelte: „Sei einfach der Junge, der du bist, okay?" Ich verstand nicht wirklich, was sie von mir wollte, aber ich lächelte sie an. Dann ging ich aus dem Haus und mein Herz machte einen kleinen Satz, als ich ihren Mini auf der Straße sah.

Ich hatte schon Angst gehabt, sie würde nie wieder mit mir reden. Ich lief ein wenig langsamer als sonst und als ich Einstieg, sah sie mich vorsichtig an. Als wir losfuhren, sagten wir gar nichts. Ich hatte eigentlich einen Plan ausgeschmiedet, dass ich einfach mit der Wahrheit herausplatzen sollte, damit ich keinen Rückzieher machen konnte, aber irgendwie sagte ich gar nichts.

Ich schielte zu ihr. Sie sah müde aus, aber gleichzeitig fand ich sie wirklich niedlich, mit ihren wilden Locken und den grünlichen Augen. Ich versuchte mich mit Small-Talk: „Bist du müde?" Sie drehte sich ein wenig zu mir: „Ehrlich gesagt, müssen wir reden." Ja, Small-Talk war nie eine gute Idee. „Über gestern?" Sie sah mich kurz genervt an und ich lächelte unsicher. Als sie mein Lächeln nicht erwiderte, wurde ich noch nervöser.

"Ich hasse dich mehr."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt