Carters Sicht:
Okay, eigentlich hasste ich den Prom. Ich meine, warum sollte ich mich für die Schule schick machen, um dann noch nicht einmal Spaß zu haben? Ich seufzte und als ich nach einer Stunde, nachdem Charlie hier gewesen war, noch immer am Küchentisch saß, war ich ein wenig verzweifelt. Ich wusste ich hatte noch einen Anzug, aber dieser Anzug war von der Beerdigung meines Vaters und ich hatte wenig Lust, den ganzen Abend daran denken zu müssen.
Ich schlürfte hoch in mein Zimmer und stellte mich vor den Spiegel. Sollte ich vielleicht noch zum Friseur? Okay, übertreiben musste ich ja auch nicht, ich meine, dann dachte Charlie bestimmt, ich wäre extra ihretwegen zum Friseur gegangen. Zwei Minuten später fiel mir auf, dass das genau der Grund gewesen wäre. Ich stöhnte genervt auf. Dann zog ich das Jackett vom Anzug an darunter ließ ich mein weißes Shirt an und meine lockere schwarze Jeans. Ich sah aus wie einer dieser lächerlichen Computerstudenten.
Und doch mochte ich es irgendwie. Es war einfach. Es war Carter. Es war ein bisschen Freak. Und das war fast das Beste daran. Es klopfte und ich zuckte zusammen. Meine Mom streckte den Kopf durch die Tür und als sie mich erblickte, lächelte sie: „Für wen machst du dich denn so schick?" Ich spürte meine Wangen brennen und als meine Mom das bemerkte, lächelte sie noch mehr. Dann trat sie ganz in mein Zimmer und als ich Tränen in ihren Augen bemerkte, zögerte ich mit meinem Lächeln.
Meine Mom ließ sich auf mein Bett sinken, ich stand mit hängenden Armen vor ihr. Sie starrte ein wenig verloren in die Luft: „Ich hoffe, dein Dad kann dich so sehen." Ich schluckte, ich hasste es, wenn wir über ihn redeten. Ich weiß, das klingt super hart, aber es war einfach wortwörtlich zum Heulen. Meine Stimme war staubtrocken: „Ich bin sicher, das kann er." Meine Mom lächelte zu mir hinauf und ihre Augen waren glasig. Wie konnte man so etwas Schreckliches einer so tollen Frau antun? Meine Mom küsste meine Hand und mir machte das absolut nichts aus. Ich setzte mich neben sie und legte meinen Kopf in ihren Schoß.
Sie strich sanft über meine Haare und als ich mich vollkommen sicher fühlte, weinte ich leise. Meine Mom sagte nichts. Sie streichelte weiter meine Locken und summte leise. Ich war noch nie so krass glücklich und traurig zugleich gewesen und ich hatte irgendwie Angst. Nur das Summen meiner Mom übertönte diese Angst und so lagen wir eine gute halbe Stunde auf meinem Bett. Dann fragte meine Mom: „Wie hat sie reagiert?" Ich musste fast lachen: „Sie hat geweint." Ich setzte mich auf und meine Mom sah mich neugierig an. Ich lachte gegen meine Bettdecke: „Sie hat behauptet, dass meine Gefühle nicht echt sind und dass ich mir sie nur so einbilde wie ich sie gerne mag."
Die Augen meiner Mom waren ruhig: „Beunruhigt dich das?" Ich zuckte mit den Schultern: „Ich weiß, was ich an ihr mag. Vielleicht merke ich ja, dass sie das nicht ist. Aber im Moment mag ich sie genauso wie sie gerade erscheint." Irgendwie lag ein gewisser Stolz in ihren Augen: „Das Leben ist schwer, Carter. Und es ist okay, wenn man mal einen Fehler macht. Daraus besteht das Leben." Ich boxte sie in die Seite: „Du bist noch nicht so alt, Mom."
Sie lachte und boxte mich zurück: „Aber älter als du." Ich lachte kopfschüttelnd und drehte mich dann zu ihr: „Selbst wenn das nichts mit uns wird, finde ich es ganz schön was wir haben." „Und was genau habt ihr?" Ich seufzte zufrieden: „Eine tiefe Abneigung gegeneinander, die wir wohl nie im Leben loswerden." Meine Mom lachte: „Das ist doch etwas." Ich lachte leise mit. Das stimmte. Das war etwas. Und etwas war für mich mehr als genug.
Charlies Sicht:
Als ich am Morgen aufwachte, hatte ich Angst, dass ich alles nur geträumt hatte. Aber als ich das rote Kleid an meinem Kleiderschrank hängen sah, lächelte ich. Heute würde ein guter Tag werden. Hoffentlich. Also, das wünschte ich mir zumindest. Optimismus lag mich offensichtlich nicht. Ich rollte mich aus meinem Bett und stieß mir meinen kleinen Zeh an meinem Bettpfosten. Sollte das ein Zeichen sein?
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"Ich hasse dich mehr."
RomantizmKompliziert. Das war vielleicht gerade das richtige Wort, um Charlotte Hamptons und Carter Jones' Leben zu beschreiben. Herauszufinden dass der eigene feste/beste Freund schwul ist und Charlie ein ganzes halbes Jahr betrogen hat und das jetzt so zi...