Kapitel Achtzehn

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Carters Sicht:

Es war einfach zum Kotzen. Das Wetter schlug um, ich musste im ekligen Nieselregen nach Hause laufen und dann war noch nicht mal meine Mom da und hatte etwas gekocht. Ich stand also gute zwanzig Minuten vor unserem Ofen und sah meiner Tiefkühlpizza zu, wie sie Farbe annahm.

Scheiß Tag. Vor allem weil ich auch noch gehört hatte, dass Charlie mir Jasper in einem Trainerbüro verschwunden war. Hallo? Ein Trainerbüro? Echt jetzt? Das Schlimmste war die Eifersucht, es tat wirklich weh und ich fragte mich, wie Charlie es in sechs Tagen geschafft hatte, mich so um ihren kleinen Daumen zu wickeln und vor allem interessierte es mich, wann genau sie das geschafft hatte.

Natürlich verbrannte ich mich auch noch an dieser verdammten Pizza, nicht mal am Ofen, an der verfickten Pizza. Ich pfefferte das besagte Ding auf einen Teller und anstatt sie in Stückchen zu schneiden, biss ich einfach ab. Da habt ihr's. Ich saß in der Küche und biss in eine ganze Pizza. Tiefer sinken konnte ich also schon mal nicht. Vielleicht schon, als ich tatsächlich überlegte Charlie anzurufen. Wenn sie eines nicht verdient hatte, dann meine Zuneigung. Und trotzdem hatte sie die.

Ich biss ein weiteres Stück meiner Pizza ab. Es nieselte immer noch und als es plötzlich klingelte, hatte ich Angst es könnte Charlies Mom sein. Ich bewegte mich für fünf Minuten nicht und hoffte der unerwünschte Besucher würde denken, ich wäre nicht zu Hause. Natürlich klingelte er nochmal. Ich legte meine Pizza beiseite und schlürfte gelangweilt zu Tür. Als ich diese öffnete und in grün-braune Augen sah wurde mir irgendwie kurz übel.

Musste sie jetzt wirklich noch die ganze Zeit darauf rumreiten? Erst jetzt bemerkte ich, dass sie ein kleines Bild in der Hand hielt. Eigentlich war es kein Bild, es war eine Collage und auf dieser waren die Bilder so zusammengepuzzelt, dass in verschnörkelten Buchstaben etwas geschrieben stand. POM?

Pom? Als ich verstand was sie meinte, musste ich fast lächeln, ich sagte etwas ausdruckslos: „Da fehlt das R." Der schockierte Gesichtsausdruck und das Rot, das Charlie in die Wangen schoss, war Grund genug um ihr ein Lächeln zu schenken.

Sie sah panisch auf das Bild: „Gott,ich habe das in fünf Minuten geklebt. Ich war mir so sicher, dass es perfekt ist." Sie drückte mir das Bild in die Hand und suchte ihre Taschen ab. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie dort viele kleine Kinderfotos von uns draufgeklebt hatte und auch wenn die Geste noch so niedlich war, wusste ich ehrlich gesagt nicht, was sie bezwecken wollte.

Ich sah sie an: „Was willst du hier, Charlie? Ich denke nicht, dass wir dieses Desaster irgendwie grade biegen können." Charlie wirkte plötzlich unsicher und sie strich sich ihre Haare hinters Ohr: „Ich hasse dich."

Ich blinzelte, sie redete weiter: „Gott, wie ich dich hasse, du bist manchmal echt unerträglich, okay? Du bist einfach überall mit deinen Augen und deinen Klugscheißer-Kommentaren. Aber du bist auch immer da, wenn es schwer ist. Ich meine ich bin und war das nie. Ich war ziemlich bescheuert die ganze Zeit über, aber du warst trotzdem immer da. Viel mehr als ich eigentlich bemerkt habe. Und ich mag dich, okay? Aber ich mag mich nicht, da ich einfach nicht weiß, wer ich bin. Und ja, verdammt noch mal, du hast Recht. Bei dir fühle ich mich mehr wie ich als je zuvor, aber das ist einfach so scheiße schwer zuzugeben, weil du dann derjenige bist der mich rettet und nicht ich selbst. Und das empfinde ich als erniedrigend. Ich mag dich doch auch. Aber ich habe einfach Angst, verstehst du? Es ist irgendwie einfacher zu sagen, dass ich dich hasse. Denn irgendwie tun wir das doch irgendwie, oder? Wir hassen uns so sehr, dass wir ohne den Hass des anderen nicht mal mehr gerade laufen können..."

„Du übertreibst." „Du lässt mich gefälligst ausreden." „Entschuldige." „Jetzt hab ich den Faden verloren." „Ich brauch keinen Faden, ich weiß was du sagen willst." „Ich hatte das richtig schön einstudiert, aber du musst ja wieder alles ruinieren." „Jetzt ruinierst du das irgendwie wieder." „Du lässt mich ja auch nicht ausreden." „Ich habe gedacht, du hast deinen Faden verloren."„Argh. Ich hasse dich." „Ich hasse dich mehr."

"Ich hasse dich mehr."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt