Kapitel 12

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Katniss PoV

Ich spüre schon wie die Klinge ihre Haut berührt als eine kalte Hand meine Schulter berührt. Ich blicke zu Gale, der mich erschrocken ansieht und wieder zurück zu Mia. Doch obwohl ich mir mehr als nur hundertprozentig sicher war, dass ich sie mit der Klinge 'getroffen' habe, ist es nicht sie, sondern Stephanie, in deren Schulter ein Messer steckt?! Das kann nicht war sein. Ich hab doch gesehen, dass es Mias Schulter war. Doch es ist nicht Mia, die vor Schmerz aufwimmert, sondern meine Tochter. Ein kalter Schauer zieht über meinen Rücken und es wird mir von der einen Minute auf die andere schlagartig kalt und schlecht.

Wie aus Trance schrecke ich hoch und Tränen bilden sich in meinen Augen. Wie konnte ich nur auf so eine bescheuerte Idee kommen?! Wie konnte ich zu dem werden, das ich nie werden wollte. Jemand, der seine Mitmenschen verletzt, weil sie ihn nicht passen. Wie konnte das nur passieren ?

"Stephanie.. Mia.. Ich- Es tut mir so furchtbar leid.."

Ich falle zu Boden und rolle mich zusammen. Wie konnte ich nur? Mia konnte doch nichts für Lukas' Tod und Stephanie erst recht nicht.

Gale schließt seine Arme um mich und hält mich fest. Er sagt mir mit leisen und aufbauenden Worten, dass alles okay sein wird.

"Warte, Mia, ich hab einen Verband mitgenommen.."

Haymitch. Unter seinen Schritten knarrt kurz das Holz und er scheint sich in die Knie zu beugen und meine Tochter zu verarzten.

"Das wird jetzt kurz ziehen, aber danach müsste es wieder angenehmer sein. Der Schnitt ist nicht tief, das heißt, es wird ziemlich schnell wieder verheilen .. hoffe ich.."

Ich reiße mich von Gale los und setze mich zu Stephanie. Ganz tapfer lässt sie Haymitch den Verband um ihre Schulter und ihren Oberkörper wickeln.

Ich lege meine Hand auf ihre andere - unverletzte-  Schulter. Kurz zuckt sie zusammen, aber glücklicherweise lässt sie meine Hand dort wo sie ist.

"Es tut mir leid, mein Schatz.. Das wollte ich nicht!! Das musst du mir glauben.."

Sie wendet ihren Kopf zu mir. Kleine Tränen in ihren Augen und ein leichtes Lächeln auf ihren zarten Lippen.

"Ist schon okay, tut fast gar nicht weh.. Aber du solltest dich bei Mia entschuldigen .."

Das letzte sagt sie so leise, dass ich es gerade noch verstehe. Ich nicke und blicke zu Mia, die ihre Arme um ihren Mann hat.

"Mia?!"

Sie blickt zu mir und sieht mich fragend an.

"Es tut mir so leid.. Nicht nur, weil ich gerade versuchen wollte mich an dir zu rächen, sondern auch weil ich dich wegen Lukas' Tod beschuldigt habe.. Ich hätte ihn genauso retten und beschützen sollen.. Verzeihst du mir?!"

Zögernd überlegt sie. Verständlich, immerhin war ich nicht 'Ich' die letzten Tage und habe sie mehr als nur unrecht behandelt.

"Ja-okay.. Aber wird werden, sobald wir diesen fremden Kontinent erreichen, reden müssen.. unter zwei Augen.."

Ich nicke.

"Okay.."

Mia PoV

Ehrlich gesagt vertraue ich Katniss nicht wirklich. Doch was soll ich tun? Auf einen erneuten Anschlag warten, sicherlich nicht! Besser ist, wenn ich dafür sorge, dass wir alle wieder ein besseres Verhältnis zu einander haben. Sonst wird das einfach nichts! Wir haben keinen Plan, was uns erwarten könnte. Wie auch. Ich will gar nicht wissen, was alles auf uns zu kommen wird. Es könnte sowohl negativ als auch positiv sein. Aber bis wir dort sind können wir eigentlich nur abwarten und Tee trinken. Tee. Das wäre jetzt wirklich gut. Ein warmes Getränk! Nicht dass es so kalt wäre, aber ich bräuchte jetzt einfach einen. Am besten einen von meiner Mutter. Das wäre einfach zu schön.

Ich lege meinen Kopf auf die Schulter von Matt und seufze.

"Alles okay?!"

"Hmmm.. Ich bin nur etwas müde."

Er nickt und nimmt meine Hände in seine. Könnten wir nicht einfach so verharren? Es ist so schön gerade. Ich mit der Liebe meines Lebens. Die Versöhnung mit Katniss. Das ist einfach alles viel zu schön um wahr zu sein. Irgendwie ist da irgendwas faul. Nicht gerade mit dieser Situation, sondern dass wir eigentlich keinen einzigen Streit haben. Zu ruhig ist es außerdem genauso. Niemand redet.

Katniss liegt wieder in den Armen von dem 'wundervollen' Gale. Haymitch hält Stephanie auf seinen Schoß und Matt und ich sitzen zusammen.

Viel zu schön um wahr zu sein.

Ich lege meine Arme um Matt und nicke schließlich auch ein.

Am nächsten Tag, Tag Nummer fünf, wache ich als letzte auf. Alle anderen essen schon ihr Knäckebrot. Ich verzichte darauf. Denn ich habe weder Appetit noch wirklich Lust etwas zu essen.

Niemand spricht. Niemand blickt sich wirklich an ( ausgenommen den Turteltauben.. ). Niemand wagt es irgendwas zu sagen. Niemand will etwas falsches sagen. Das Verhältnis zu einander gestern war einfach zu ungewöhnlich. Wer geht denn nämlich schon von ich-bring-dich-um zu Friede-Freude-Eierkuchen? Niemand. Deswegen weiß niemand so recht, was er sagen soll. Das scheint auch zu Stephanie übergegangen zu sein. Sie hat sich wieder schlafen gelegt und seufzt einmal kurz auf.

Wir hätten sie nie mitnehmen sollen. Ich hab keine Ahnung wer auf diese beknackte Idee gekommen ist. Die Kinder sind viel zu jung dafür. Es ist schon schlimm genug, dass sie in.die Arena mussten. Und nun das. Lukas ertrinkt. Stephanie hat ihren Bruder verloren und ihre Schwester ist zu weit weg. Toll, nicht? So gesehen, hat sie niemanden in ihrem Alter. Wie soll das dann weitergehen?!

The Life After The Hungergames 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt