Verlustängste

21 2 0
                                    


„Artamiel?! Artamiel!", Emma kam wieder zu Bewusstsein und schaute sich panisch um. Kurz danach auch Lushen. Emma fiel in den meterhohen Schnee und stampfte in der Gegend herum. Sie schrie greller: „Artamiel! Wo steckst du?! Bitte sag mir, du bist hier in der Nähe. Bitte, Artamiel!". Ihr liefen die Tränen die Wangen herunter. Sie fasste sich an die Haare und schrie nochmals: „Artamiel!". Am anderen Ende schleppte sich Artamiel mit Mühe durch den Schnee. Er zitterte. Um ihn herum gefrorene Seen, Frostblumen und eine prächtige Schneewüste. Es war so nebelig, man konnte kaum einen Meter vor sich etwas erkennen. Noch stark angeschlagen durch den Angriff des Phönix, sackte er zusammen. Seine Ansicht wurde immer blasser und plötzlich sah er mehrere Bilder in nur wenigen Sekunden. Er sah seinen Bruder Fermion, als er mit ihm das Bestehen von 100 Jahren Gar'kia feierte, Emma, die mit ihm durch die Straßen Gar'kias lief, als er dort gerade hinzog, Iselia, die ihn lächelnd vor seinem Haus begrüßte und Sigmarus, wie er aus seinem Ei schlüpfte und zu Artamiel gerannt kam. „Nein...", flüserte Artamiel und fiel auf die Knie. Er schloss die Augen und sackte in den Schnee.

Emma schaufelte wie wild im Schnee herum, ihre Handschuhe bereits schon tiefgefroren sodass ihre Hände brannten. Lushen kam auf sie zu und packte sie nach oben: „Emma, das bringt nichts... Er muss wohl bereits über all Berge sein... Hier sind die Überlebenschancen praktisch bei 0...". „Halt die Klappe, sei still! Artamiel ist hier und er wird es überleben!", Emma heulte und presste den Umhang Artamiels, den sie trug, fest an sich. Sigmarus war selbst traurig darüber und streckte seinen Kopf vor Emma und umschlang seinen Hals um sie und Lushen. Nach einer halben Stunde Trauer setzte sich Emma wieder auf Sigmarus Hals, Lushen pflanzte sich hinten auf den Sattel und sie machten sich nun still auf die Suche nach Artamiel.

Sie suchten bereits drei Tage am Stück nach ihm. Bisher keine einzelne Spur. „Wir sollten wohl zum Wald umkehren...", Lushen sah dem Sonnenaufgang entgegen. Emma gab ihm keine Antwort. Mit tiefen Augenringen starrte sie müde und unkonzentriert in die Schneewüste Ragons. „Emma, hast du gehört...?", Lushen kam langsam auf sie zu. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und setzte Sigmarus auf, um nach Süden zu fliegen. Zurück, zum Wald. „Es tut mir Leid Artamiel...", Emma drehte ihren Kopf leicht zur Seite. Lushen senkte seinen Blick. Nach einem weiteren Tag Flug entdeckten Emma und Lushen im Wald von Telain eine kleine Rauchwolke. Es war eine dünne, schwache Rauchwolke, wahrscheinlich von einem längst erloschenen Lagerfeuer. Und es war tatsächlich eines, der restlichen Gruppe. Auf dem Boden gelandet empfingen Katarina, Iselia, Nicki und Icaru die beiden aufgeregt. „Habt ihr was entdeckt?", fragte Iselia aufgeregt. „Hey, wo ist Artamiel?", Nicki sah sich um. Emma begann, wieder zu weinen. „Emma... Was ist passiert?", Katarina versuchte, sie zu trösten. Lushen kam dazwischen: „Wir wurden von einem anderen Wasserphönix angegriffen, er wirbelte uns in der Gegend herum und wir verloren Artamiel bei dem starken Schneesturm...". Iselia fasste sich an den Mund. Alle waren sprachlos. „Aber er könnte noch leben, so ist es ja doch oder?", fragte Katarina, während sie Emma umarmte. Lushen schüttelte langsam den Kopf und sah sie stumm an. Stille kehrte in der Gruppe ein. Emma beruhigte sich wieder und schniefte: „Wir müssen trotzdem weiter machen... Egal, was nun auch noch passieren mag... Wir haben ihm versprochen, seine Bruder zu finden und die Dimensionen vor dem Grauen zu bewahren... Das schulden wir ihm nun!". Iselia nickte: „Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Es ist nun ein schwerer Verlust für uns... und wahrscheinlich auch für seinen Bruder. Wir müssen schweren Herzens da durch...". Sie versuchte ihre Tränen zu unterdrücken und begab sich bedrückt zurück zu ihrem Zelt. Die anderen wandten sich langsam auch zu ihren Plätzen und bauten alles ab. Anschließend aßen alle eine Kleinigkeit und gingen weiter durch den Wald. Obwohl die Landschaft unbeschreiblich schön war, durch die gigantischen Bäume, verwachsenen Blüten-ranken oder auch nur einzelnen prächtigen Blüten, alle waren niedergeschlagen durch den Verlust Artamiels. Selbst Lushen hat es stark mitgenommen, trotz dass er ihn erst seit einigen Tagen kannte. „Lushen", Katarina war nun die erste, die etwas nach langer Zeit wieder sagte, „du sagtest, du suchst hier nach einer Chimäre...". Er nickte: „Ja, Lagmaron. Chimäre des Windes.". „Und was hast du mit ihm vor?", Katarina lief mit den anderen weiter. Lushen blieb stehen und antwortete: „Naja, eigentlich wollte ich ihn bloß wieder ausfindig machen... Mehr eigentlich nicht...". Katarina lief zu ihm und schlug ihm auf den Kopf: „Und dafür wandern wir tagelang hier durch den Wald, um die Bestie zu finden?!". „Ich wollte eigentlich ihn alleine suchen, dann wollte Artamiel mich begleiten und somit ihr alle!", gab er mürrisch zurück. „Er hat Recht...", sagte Emma leise. „Na schön. Suchen wir diesen Lagmaron.", Katarina ging weiter und Lushen folgte ihr.

Summoners War: Kristallleuchten (Teil 2/3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt