In letzter Sekunde

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„Du hast echt Glück. Das hat nicht jeder. Eigentlich niemand. Was tust du eigentlich hier?". Eine tiefe aber recht junge Stimme plauderte langsam und ruhig vor sich hin. „Hier, wärme dich etwas auf... Moment, ich helfe dir... Du bist aber auch leicht bekleidet bei so 'nem Wetter.". Sein Gegenüber öffnete langsam die Augen. Alles war noch total verschwommen. Er sah eine dunkle Gestalt vor sich, Tee trinken. Die Augen schlossen sich erneut und man hörte die Stimme wieder. „Nein, hier bleiben.". Der Kopf wurde gestützt und man spürte, wie etwas warmes durch den Körper floss. Er hustete. Spuckte die warme Flüssigkeit wieder aus und riss nun die Augen auf. Artamiel atmete tief ein, hustete, hechelte und richtete sich ruckartig auf. Er starrte das Wesen vor sich an. „Guten Morgen, Fremder. Ich hoffe, du hast nichts gegen den Frostblütentee.", sagte dieser und hielt ihm eine Tasse hin. Beide befanden sich in einer kalten Höhle, inmitten der Eiswüste von Ragon. Artamiel zitterte und versuchte ein Wort über die Lippen zu bekommen. Doch er war noch viel zu geschwächt. Er keuchte bei den ersten Versuchen, etwas zu sagen. „Lass dir Zeit.", sein Gegenüber winkte, legte ihm eine dicke Felldecke über und setzte sich wieder an seinen Platz. Tonlos saß Artamiel vor dem anderen Wesen und starrte auf das kleine Lagerfeuer. Sein Gegenüber schwieg auch vor sich hin. Auf einmal stand dieser auf und legte Artamiel eine kleine Platte mit warmen Obst und einem Stück heißen Fleisch. Zögernd griff Artamiel nach dem warmen Obst und biss langsam ab. Das Wesen Gegenüber von ihm hatte eine Menschenähnliche Gestalt, er trug bloß den Bauch abwärts eine Art Gewand. Sein Oberkörper war leicht durchtrainiert, er hatte zwei abgerundete aber Spitze Hörner auf seinem Kopf, die Augen leuchteten hellblau und hinter ihm schwebte eine Art Schild, das mit kleinen violetten Kristallen versehen war. Es war ein Ifrit der Dunkelheit. Seine lila Haut und die kristallklaren Adern machten dies noch deutlicher. Er sah bedrohlich aus, doch schien ziemlich harmlos. Artamiel stotterte leicht: „Wer... bist... Wer bist du?". Sein Gegenüber schlürfte den Tee aus seiner Tasse und rief: „Ich bin Veromos. Aber nenn mich ruhig Vero. Junger Ifrit aus der Schatteninsel.". „Wie hast du mich gefunden?", Artamiel konnte langsam wieder sprechen. „Habe dich zufällig hier liegen gesehen und fragte mich, ob du noch lebst. Ich spürte deinen Puls noch. Es war überaus interessant ihn zu merken, da du wohl gefühlte mehrere Tage im tiefen Schnee lagst. Respekt, normal sterbliche schaffen sowas normalerweise nicht.". „Du scheinst mir noch zu jung zu sein, um dich hier aufzuhalten.", gab Artamiel zurück und fuhr fort, „Was machst du eigentlich hier?". „Ich suche nach Verbündeten für den Krieg an der Grenze. Bin wohl etwas zu weit von Zuhause weg und versuche schon seit Tagen, wenn sogar Wochen hier weg zu kommen... Aber ich finde nicht zurück.", antwortete Veromos. „Du scheinst mir noch zu jung zu sein, um überhaupt so weit zu reisen.", Artamiel biss in das Stück Fleisch. „17 ist nicht mehr all zu jung. Vielleicht doch, vielleicht auch nicht. Ich werde ja bald 18, da ist das ganze nochmal anders.". „Na gut, ich hätte dich so alt geschätzt, wie ich es bin... so um die 20 'rum.", rief Artamiel. Veromos lachte leise: „Du bist nicht gerade älter als ich!". Beide lachten leise. Artamiels Gedächtnis kam wieder langsam zurück und er stand ruckartig auf: „Warte mal, ich habe doch eine Karte und einen Kompass, sollte alles noch ganz sein, können wir von diesem schrecklichen Ort verschwinden!". „Das wäre großartig!", antwortete Veromos. Der Erzengel kramte vorsichtig in seiner Tasche und fand die noch ganz vorhandene Karte und den beschlagenen Kompass. „Na bitte, lass uns so schnell es geht aufbrechen!", Vero stand auf und war ziemlich erleichtert, nun von Ragon zu verschwinden. „Eins steht fest, das ist das letzte Mal, dass ich dieses Gebiet sehe.", Artamiel stand ebenfalls auf und streckte sich. „Geht mir genauso!", lachte Veromos. Artamiel und Veromos liefen zur Höhle hinaus und stampften durch den Schnee. Artamiel schaute auf seinen Kompass: „Hier geht es lang... Und übrigens, danke Veromos! Du hast mir das Leben gerettet!". Artamiel kopfte auf Veromos Schulter. „Du machst es ja wieder wett, du bringst mich hier raus!". Er schmunzelte und beide liefen weiter.

Summoners War: Kristallleuchten (Teil 2/3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt