Sieben

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Ich lächelte traurig und schon wieder bildete sich Wasser in meinen Augen. Ich versuchte es zurückzuhalten, wusste aber, dass ich daran scheitern würde. Ich schaute ihn hilflos an, eine einzelne Träne lief stumm an meiner Wange runter. Ich wischte sie hastig weg, schloss meine Augen, um mich zu sammeln, überlegte was ich sagen sollte. Ich wusste es nicht. Wie sollte ich ihm sagen, was mir selbst schwer fiel in Worte zu fassen.

Er sah mich abwartend, aber sanft an. Ich räusperte mich, hoffte, dass meine Stimme nicht zu schwach klingen würde. „Du... Ich...", stotterte ich unbeholfen. Ich schlug die Hände vors Gesicht, ich fühlte mich gerade echt dämlich, so unglaublich erbärmlich. „Kannst du mich bitte in den Arm nehmen?", fragte ich durch meine Hände hindurch. Er sagte nichts, aber ich hörte es rascheln und dann leise Schritte, die auf mich zukamen. Dann spürte ich seine Arme um meinen Körper. Jetzt fing ich erst richtig an zu Schluchzen, konnte mich nicht mehr aufrecht halten und sackte gegen Justins Brust. Er streichelte behutsam über meinen Rücken. Hielt mich einfach fest, bis ich mich etwas beruhigte.

Er rückte etwas von mir ab und ich konnte ihm wieder in die Augen schauen, war wieder einmal gefesselt von diesem wunderschönen Blau. Ich musste mich ermahnen ihn nicht einfach zu küssen. Ich schämte mich noch, dass ich ihn einfach verlassen hatte, ohne mich richtig zu verabschieden. „Angelina...", er stockte, die Erkenntnis war jetzt deutlich auf seinem Gesicht abzulesen. „Ich bin doch ein Idiot", entfuhr es ihm. Ich erschreckte mich, zuckte zusammen. „Tut mir leid", sagte er zerknirscht, blickte mich dann aber schließlich enttäuscht an. „Du hast dich verändert, eigentlich wusste ich, dass du es bist, ich wollte es nur nicht wahrhaben... Angelina, warum bist du damals abgehauen? Vom einen auf den anderen Tag warst du weg, ohne ein Wort. Ich hab mir Sorgen gemacht, habe dich gesucht...", er sah mich müde an, raufte seine Haare. „Justin, ich... ich kann... nicht ... darüber sprechen, es... es ist einfach... zu viel passiert", ich wollte es ihm sagen, ihm alles erklären, aber ich war noch nicht bereit dazu.

„Du hättest zu mir kommen können, egal was los war. Ich dachte, das hätte ich dir damals verständlich gemacht. Wir hätten es zusammen schaffen können", er sagte es ruhig, aber ich wusste er war wütend und verletzt. Ich hatte ihn sehr enttäuscht, aber ich musste einfach weg. „Bitte Justin.. Verurteil mich nicht zu schnell, ich brauche einfach noch ein bisschen Zeit, dann erkläre ich es dir", flehte ich ihn an. „Ich weiß nicht, ob es klug wäre, wenn wir uns weiterhin treffen", sagte er, schaute dabei auf den Boden. Ich wusste, ich würde ihn verlieren, wenn ich ihm nicht einen Hinweis gab.

„Ich werde dir jetzt etwas erzählen, weiß aber noch nicht wie weit ich es schaffen werde...", fing ich an, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

Flashback

Ich ging zum Einkaufen, Dad wollte essen und wir hatten nichts mehr da. Dad war mal wieder zu betrunken. Schnell hatte ich die Flucht ergriffen, denn wenn er im Rausch war, dann konnte er wirklich grausam sein. Und er hatte Hunger, das war keine gute Kombination. Ich lief mit gesenktem Kopf die Straße entlang, stieß mit jemandem zusammen, sofort fühlte es sich so an, als hätte ich mich verbrannt. Er grinste mich an, als ich hochschaute. Der Schock saß tief, mein Mund klappte auf, ich schnappte nach Luft, wollte schreien. Aber nichts. Kein Ton, kein Laut. Ich fing an zu zittern. Plötzlich war es eiskalt, obwohl es ein recht warmer Frühlingstag war.

„Na, hast du mich vermisst, Schwesterherz?", er schien mich zu verhöhnen. „Mason?!", ich war einfach nicht fähig einen ganzen Satz rauszubringen. Er lachte. „Ich wusste, du würdest mich erkennen. Aber seine Erste Liebe vergisst man ja auch nicht so leicht, habe ich Recht?", wieder dieser Ton in seiner Stimme, der mich erschaudern ließ. „Das war sicher keine Liebe", spuckte ich ihm nun entgegen. Er machte mich wütend, obwohl auch Angst mit dabei war. Aber, dass er von Liebe sprach, das war mir einfach zu viel. „Wie konntest du nur? Ich war noch ein kleines Kind...", ich brach ab. „Ach es hat dir doch gefallen. Wie du mich immer mit deinen Kulleraugen angesehen hast, so traurig, du wolltest doch berührt werden, ich hab es dir angesehen", behauptete er, dabei dreckig grinsend.

big girls don't cryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt