Fünfzehn

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Ich betrachtete das nächste Bild. Es war ein paar Wochen nach ihrer Ankunft entstanden. Sie trug Leggins und einen weiten Pullover. Sie trug immer diese schlabberigen übergroßen Pullover und sie wirkte immer noch traurig, aber es hatte sich noch etwas anderes in ihr Gesicht geschlichen, fast unmerklich, aber ich hatte es gesehen. Da war ein neues Strahlen, das von ihr ausging. Es reichte mir bald nicht mehr sie nur über die Kameras zu betrachten. Ich musste näher ran. Musste einfach näher bei ihr sein. Unauffällig in Arbeitsklamotten streifte ich durch die Gegend, ging an der Bank vorbei oder setzte mich sichtgeschützt in das Gebüsch. Ich konnte fast ihren Duft riechen. Ihren Atem hören, ihre traurigen Augen sehen, in denen sich so viel Leid und Schmerz spiegelte. Aber auch wieder dieses leichte Funkeln. Ich glaube es war Hoffnung und ein bisschen Freude. Und sie strahlte jeden Tag ein wenig mehr.

Auf einem weiteren Bild, sah sie ziemlich glücklich aus. Ein zartes Lächeln auf den Lippen, ihr Gesicht war ein bisschen weicher geworden, und sie schien etwas zugenommen zu haben, wenn auch nur ein wenig. Diese XXL-Pullover kaschierten einiges, sie schien sie absichtlich zu tragen. Sie versteckte sich hinter ihnen und ich glaubte eine leichte Wölbung an ihrem Bauch ausmachen zu können. Ganz sicher war ich mir allerdings nicht gewesen. Vielleicht hatte sie ein bisschen Speck angesetzt?! Immerhin war der Herbst bereits fortgeschritten und für den Winter benötigte sie definitiv Reserven, mein kleiner zierlicher Engel.

Dann sah ich sie ein paar Tage nicht. Es fehlte etwas. Sie fehlte mir. Sie war wie von Erdboden verschluckt. Die Kameras hatte sie nirgends auf dem Gelände erfasst. Ich dachte schon, sie hätte die Schule verlassen. Zu schade, dass ich nur den Außenbereich hatte filmen dürfen, aber da waren die Nonnen streng gewesen. Ich hätte zu gern gewusst, ob sie in ihrem Zimmer war, oder vielleicht war sie krank gewesen. Ich wusste es nicht und das hatte mich fertig gemacht.

Ein paar Tage später jedoch sah ich sie dann wieder. Sie wirkte erschöpft und unglaublich müde. Es war kälter geworden, der Herbst neigte sich dem Ende. Und etwas stimmte nicht. Ich sah es in ihrem Blick, in ihrem Verhalten. Sie starrte wieder ins Nichts. Das Glänzen in den Augen war fort. Sie waren matt und leer. Schließlich war es Winter geworden und damit waren meine Möglichkeiten sie zu sehen gesunken, denn je schlechter das Wetter wurde, je kälter es wurde, desto weniger sah ich sie. Sie zog sich komplett zurück, entzog sich damit meiner Sicht. Plötzlich fühlte ich mich einsam und verlassen. So wie heute.

Heute war Angelina weggefahren, verreist wie es mir scheint. Ich hatte sie gesehen. Zwei große Koffer, morgens in der Frühe. Sie waren mit dem Auto losgefahren. Wohin wusste ich noch nicht, aber sie hatten sicherlich Hinweise für mich da gelassen. Ich schloss auf und betrat die Wohnung. Ich ärgerte mich, dass es nicht ihre Wohnung war, in die ich ging, sondern seine. Sie war einfach aus ihrer Wohnung ausgezogen und hatte sich hier häuslich eingerichtet. Ich hatte gehofft, dass sie für sich sein wollen würde, so wie damals in der Schule. Und dann hätte ich sie kennenlernen können. Ein kleines Geschenk hatte ich ihr schon gemacht, die Rose auf ihrem Kissen. Ich wollte ihr eine Freude machen. Das hatte wohl nicht so ganz funktioniert. Ich würde trotzdem nicht aufgeben. Eines Tages wird sie MEIN sein.

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Der Tag neigte sich bereits dem Ende, Justin hatte den ganzen Tag im Haus gewerkelt, er meinte er müsste die Räume inspizieren und gegebenenfalls die Sicherheit erhöhen. Fenster abschließen und Schlösser wechseln und was weiß ich noch alles. Ich hatte nichts dagegen. Genau dafür hatte ich ihn mitgenommen, damit ich mich sicher fühlen und abschalten kann. Er würde mir außerdem zuhören und mein Therapeut sein, wenn ich über meine Vergangenheit sprechen möchte. Das hatten wir so besprochen und wir waren uns einig geworden, dass wir gute Freunde sind. Er würde mir und Jeremy ein wenig Freiraum lassen, damit ich mir über meine Gefühle für ihn klar werden konnte.

Ich wollte an den Strand. Weit hatten wir es ja ohnehin nicht. Die direkte Strandlage hatte ich unbedingt gewollt und die würde ich jetzt nutzen. „Jeremy, komm wir gehen schwimmen", entschied ich und zog ihn von der Couch hoch. Er schien einen leichten Jetlag zu haben, aber darauf wollte ich gerade keine Rücksicht nehmen. Vielleicht machte ihn das Wasser ja auch wieder munter. Ich zog ihn einfach raus in den Sand und lief auf das Wasser zu. „Hey, wir haben doch aber gar keine Badesachen an, Sweety". „Macht nichts", rief ich grinsend, „immerhin sind wir barfuß". Und so waren wir einfach inklusive Klamotten im Meer. Ich freute mich einfach und genoss das erfrischende Gefühl. Ich schaute zu Jeremy. Er schien jetzt etwas vitaler als eben noch, es hatte also funktioniert.

Ich hielt mich an Jeremy fest. Er hob mich hoch und drehte sich mit mir im Kreis. Ich lachte und schaute dabei in seine Augen, sie hatten fast die gleiche Farbe, wie das Meer. Ich spürte die Anziehung zwischen uns. Er ließ mich wieder runtergleiten, legte seine Arme um meine Taille und umarmte mich fest. Meine Hände legte ich um sein Gesicht und beugte mich näher zu ihm. Streichelte vorsichtig seine Lippen mit meinen, schaute dabei die ganze Zeit in seine Augen, die sich jetzt schlossen. Seine Lippen eroberten nun meine mit einem intensiven Kuss. Und so küssten wir uns im Meer, absolut gefühlvoll und ich klammerte mich stärker an ihn, wie eine Ertrinkende. Ich ertrank in meinen Gefühlen. Sie ließen mich erschaudern und ich zitterte. Hatte eine Gänsehaut überall auf meinem Körper.

 Hatte eine Gänsehaut überall auf meinem Körper

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„Sweety, du zitterst ja, lass uns wieder rausgehen. Nicht dass du dich noch erkältest", sagte Jeremy. „Ja wir sollten aus den nassen Klamotten raus", bemerkte ich nun etwas schuldbewusst. Aber es hatte sich definitiv gelohnt. So viel war sicher. Ich hatte es sehr genossen. „Es war sehr schön und du siehst nicht mehr ganz so müde aus", stellte ich fest, als ich ihn grinsend betrachtete. Wir hatten uns auf der Terrasse bis auf die Unterwäsche ausgezogen, sodass wir drinnen nicht alles komplett nass machen würden. Wir trafen uns nach dem Duschen wieder draußen auf der Terrasse.

Es war ein friedlicher Moment und ich döste ein wenig vor mich hin. Es waren erst ein paar Stunden seitdem wir angekommen waren, aber ich fühlte mich gerade so als wären wir schon Wochen hier. Ich sah den Wellen zu, wie sie sich am Strand brachen und schließlich wieder zurückrollten. Ich könnte mich an diesen Anblick gewöhnen. Vielleicht würde ich eines Tages hier wohnen. Das wäre wunderschön. Durch den räumlichen Abstand hatte ich schon beinahe vergessen, warum wir überhaupt diesen Urlaub machten. Ich wollte gerade auch nicht darüber nachdenken. Also ließ ich einfach gedanklich los und trank genüsslich von meinem Eistee. Lecker.

Wir saßen nebeneinander auf der Terrasse und schauten dem Sonnenuntergang zu. Es wehte ein herrlich lauer Wind und ich fühlte mich gerade unglaublich gut. Ich kuschelte mich an Jeremy an, der mich anlächelte. In seinem Blick lag eine Wärme, die ich in diesem Moment nur zu gerne zurückgeben wollte. Er legte sachte eine Hand an meine Wange und zog mich näher zu sich. Ich schloss meine Augen und genoss das Gefühl, als seine warmen weichen Lippen auf meine trafen. Er küsste mich sanft und zärtlich. Leicht strich er mit der Zungenspitze über meine Lippen, welche sich wie von selbst öffneten. Unsere Zungen trafen sich, streichelten sich gegenseitig. Es war ein sinnlicher und gefühlvoller Kuss. Keine Hast oder Verlangen. Ich fühlte Verbundenheit und Geborgenheit. Mir wurde gerade klar, dass ich ihn liebte. Ja, ich liebte Jeremy.

Ich löste mich von ihm und flüsterte „Ich liebe dich auch" an seine Lippen. Ich spürte, wie sie sich zu einem Lächeln verzogen. Er rückte etwas ab und schaute mir tief in die Augen. „Dann hast du es doch mitbekommen im Flugzeug. Ich dachte du hättest schon geschlafen", sprach er ganz leise, „Ich weiß nicht, wann sich diese Gefühle entwickelt haben, aber es ist so. Ich liebe dich Angelina"

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