Kapitel 9: Kein Rendezvous für Niall

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„Also", begann Simon und baute sich vor uns auf. „Es sind noch genau sechs Tage bis zu eurer Tour und jetzt werden wir alles noch einmal genau durchgehen" Es war der 17.Februar und die letzten Tage waren der absolute Horror. Die Sache mit den Paparazzi hatte keines Weges nachgelassen. In den letzten Tagen entdeckten wir immer mehr Kameras, die hauptsächlich in der Hecke im Garten platziert waren. Als wenn das nicht genug gewesen wäre, haben wir auch noch private Bilder von uns auf Instagram gefunden, die keiner von uns je veröffentlicht hatte. Wir konnten uns nicht einmal erklären, wie diese Bilder gemacht wurden. Auf einem Bild sah man uns am Esstisch sitzen und einfach frühstücken. Es wurde langsam echt gruselig und genau das wollten wir auch heute ansprechen bei dem Gespräch mit Simon. Aber er wollte uns erstmal alles über die Tour erzählen. „Jetzt lasst die Köpfe nicht so hängen", begann er und sah uns grinsend an. „Das wird eine super tolle Zeit! Freut euch doch mal!" Jeder von uns schaute auf den Boden und schwieg. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht laut loszuschreien. „Wie sollen wir uns freuen, wenn wir wissen was auf uns zukommen wird?", fragte Louis leise und sah Simon verängstigt in die Augen. „Dafür werde ich schon sorgen, Louis", antwortete er und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Ich traute mich nicht aufzuschauen. Ich wollte sein Gesicht nicht sehen. Ich habe die Macht über dich. Ich konnte nichts gegen die ganze Aktion sagen, denn es war wahr. Er hatte die ganze Macht über mich und ich wollte ungern den Rest meines Lebens unter einer Brücke verbringen. Zwar hatte ich eine Familie, die mich zu jeder Zeit herzlich willkommen hieß, aber selbst die schafft es Simon umzustimmen und in seinen Bann zu ziehen. Er war zu stark. Mein ganzes Leben hing praktisch nur an ihm. Es nützte nichts zu diskutieren, was auch die anderen verstanden haben. „Du Simon", begann Zayn und unser Manager sah uns an. „Also, wir haben momentan sehr große Probleme mit den Paparazzi. Sie kommen sogar in unser Haus oder stellen im Garten Kameras auf, um uns zu beobachten. Kann man das stoppen?" Simon sah uns misstrauisch an und faltete seine Hände. „Nun ja. Das ist allerdings ein sehr großes Problem. Ich werde Mister Higgings Bescheid geben, dass er sich doch bitte darum kümmern soll. Wir wollen ja nicht, dass ihr Tag und Nacht beobachtet werdet. Das würde dem Management schaden" Wieder wollte ich etwas sagen, aber hielt mich zurück. Das würde dem Management schaden ? Das war seine einzige Sorge? Das Management?

Nachdem er uns entlassen hat, fuhren wir sofort nachhause. Ich ging sofort in mein Zimmer, um anzufangen Sachen zu packen, aber weit kam ich nicht, denn Louis kam in mein Zimmer. „Harry?", fragte er leise und ich sah auf. Er schien sehr schlecht drauf zu sein. „Louis", sagte ich und umarmte ihn. Ich wusste nicht, ob das ein Fehler war, denn jetzt begann er zu weinen. „Louis was ist los?", fragte ich leise und setzte mich mit ihm aufs Bett. „Ich weiß es nicht", schluchzte er. Eigentlich war ich immer derjenige, der in jeder Situation zu heulen begann, aber diesmal war es Louis, der die Tränen vergoss. „Beruhig dich", flüsterte ich und gab ihm einen Kuss auf die Haare. Nach ein paar Minuten beruhigte er sich wirklich etwas, aber ich wusste immer noch nicht was mit ihm los war. „Louis, ist irgendetwas passiert?", fragte ich und wischte ihm seine letzten Tränen mit meinem Ärmel weg. „Nein", sagte er und zupfte an dem Saum seines T-Shirts. Er sah auf den Boden. Es kam so rüber, als würde er mir irgendetwas verheimlichen. „Bitte sag die Wahrheit" „Ich sage die Wahrheit! Ich weiß doch auch nicht was los ist! Wahrscheinlich ist das wegen dieser ganzen Scheiße die wir bald durchmachen müssen!" er wurde etwas lauter und sah mich an. „T-tut mir leid", murmelte er, als er sah wie ich ihn leicht geschockt ansah. „Alles gut" es herrschte etwas schweigen zwischen uns. „Du Harry...", begann Louis und sah mich an. „Glaubst du wir dürfen bald gar nicht mehr zusammen sein?" Diese Frage stellte ich mir jeden Tag. Jeden Tag fragte ich mich, wann es wohl vorbei wäre.

„Ich weiß es nicht.", antwortete ich und zuckte mit den Schultern. Wieder herrschte Schweigen. Mir kam wieder dieser Gedanke, was Simon gesagt hatte. Er meinte, dass ich mehr Zeit mit den anderen verbringen solle und nicht 24/7 bei Louis hängen sollte, obwohl er mein Freund war. Ich weiß, ich hätte mich wehren können und einfach nein sagen können, aber mir ist das Risiko zu hoch, dass irgendetwas anderes passieren könnte. Vielleicht sollte ich mal mit Niall irgendwo hingehen. Aber das Risiko, dass Louis sich dadurch vernachlässigt fühlt, ist natürlich auch hoch, aber ich will auch nicht, dass ihm oder mir oder den anderen irgendetwas passiert. „Harry? Alles gut?", fragte er und ich nickte. „Alles gut. Ähm...ja ich muss Sachen packen", sagte ich und setzte mich schnell wieder auf den Boden wo ich meine Klamotten sortierte und in den Koffer packte. „Oh okay", meinte Louis bevor er auf der Tür ging. Man war das alles kompliziert.

Am Abend entschied ich mich Niall zum Essen einzuladen. Nur Niall und ich, ein Abend bei Nandos. „Niall?", fragte ich als ich in sein Zimmer reinkam. Er telefonierte. Wahrscheinlich mit seiner Mom. „Warte mal Mom, Harry will was", sagte er und hielt das Handy gegen seine Brust „Was ist?" „Ich wollte dich fragen, ob wir beide heute zu Nandos wollen. Also, wenn du fertig bist" er sah mich verwirrt an. „Du? Freiwillig?" „Niall bitte, ich muss auch mal hier rauskommen" er nickte skeptisch aber willigte ein. Ich hatte Niall noch nie zum Essen eingeladen; ich wäre genauso skeptisch. „Ja Harry hat mich gerade zum Essen eingeladen", erzählte er seiner Mom und ich lachte leicht bevor ich das Zimmer verließ.

Es war 19 Uhr abends. Ich hatte schon etwas Sorge um Louis. Er ist die letzten zwei Stunden nicht einmal aus seinem Zimmer gekommen und ich habe auch oft versucht reinzugehen, aber es war abgeschlossen. Ich fragte mich, ob Louis und ich wohl unbewusst einen Rollentausch vorgenommen hatten, denn sonst war ich immer derjenige, der sich einschloss. Zu Louis passte das gar nicht. „Ich bin fertig", grinste Niall und stand in Schuh und Mantel vor mir. „Sehr gut" Wir wollten gerade aus der Haustür gehen, da hielten Louis und Liam uns auf. „Wo geht's hin?", fragte Liam und sah uns erwartungsvoll an. „Wir müssen was erledigen", sagte ich und schob Niall aus der Haustür bevor er sich irgendwie verplappern konnte. Ich drehte mich noch einmal um und sah die skeptischen Blicke von den beiden. Schnell machte ich die Tür zu, sonst würden mich noch viel zu viele Schuldgefühle überrollen. Als ich im Auto den Motor startete, fragte Niall: „Wieso hast du nicht gesagt, dass wir zu Nandos fahren?" „Ich wollte nicht, dass sie sich ausgeschlossen fühlen" Niall lachte leicht: „Süß, aber du kennst die. Die fühlen sich nicht ausgeschlossen. So wie ich die kenne, freuen sie sich darüber, dass wir mal weg sind" Ich schmunzelte und fuhr konzentriert weiter. Als wir nach ungefähr Zehn Minuten bei Nandos waren und ich einen Parkplatz gefunden habe, gingen wir rein und bestellten. Ich habe zu Niall gesagt, er dürfe sich alles bestellen was er wolle, und das tat er auch. Während ich mir ein Menü bestellte, bestellte sich Niall gleich drei. Wir brauchten dafür auch einen extra großen Tisch, an den wir uns setzen konnten.

„Also Harry", begann Niall und aß ein Stück von seinem Burger. „Erzähl mal was" Ich sah ihn verwirrt an: „Was soll ich erzählen?" Er überlegte kurz. Dann sprach er ein Thema an, was mich nervös machte: „Wieso kam das so plötzlich? Ich meine mit dem Essengehen?" ich trank einen Schluck von meinem Getränk. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Die Wahrheit, dass das alles mit Simon zu tun hat, konnte ich ihm nicht sagen. Er wäre sehr enttäuscht von mir. Sehr. „Ich wollte einfach mal Zeit mit dir verbringen. Wann sind wir bitte das letzte Mal zusammen irgendwo hingegangen?" Er sah mich skeptisch an. „Ist zwischen dir und Louis alles okay? Habt ihr Schluss gemacht?" „Nein", begann ich „Nein. Zwischen uns ist alles bestens" „Na dann ist gut", grinste er und verspeiste weiter sein Essen. Er war schon fast beim dritten Menü und ich habe es nicht mal geschafft mein erstes zu essen.

„Ich habe das echt vermisst", sagte der Ire auf einmal und lächelte mich kurz an, ehe er sich seinem Essen widmete. „Nandos?", fragte ich leicht lachend und er schüttelt den Kopf: „Nein. Ich meine, dass wir mal was zusammen machen. Nur wir beide. Das bedeutet mir viel" Ich lächelte, aber innerlich brach ich zusammen. Er dachte, dass ich das von alleine entschieden habe, aber, wenn er erfahren würde, dass es wegen Simon war, dann würde es ihm nicht mehr viel bedeuten. Ich redete mir ja ein, dass ich das von selbst entschieden habe, dass ich mit Niall essen ging, aber ich konnte nicht. So hart ich es auch versuchte, es klappte nicht. „Ich auch", meinte ich und er lächelte mich an. Er war inzwischen schon mit seinem Menü fertig und ich auch. „Dessert?", fragte ich und er nickte eifrig. Wir bestellten uns jeweils einen Milchshake und tranken diesen, bevor ich die Kellnerin zum Bezahlen rief. „Getrennt oder zusammen?", fragte sie und Niall sagte: „Getrennt" Ich sah ihn verwirrt an und korrigierte ihn: „Niall, ich lade dich ein. Zusammen bitte" „£60,17" Ich gab der Frau 70 Pfund, damit sie etwas Trinkgeld hatte, ehe wir den Laden verließen. Als wir im Auto waren, wartete ich noch bis ich den Motor anmachte.

„Das war echt schön, danke Haz", meinte Niall und umarmte mich. „Kein Ding", sagte ich lächelnd. Niall gab mir einen Kuss auf die Wange und sagte: „Ich habe dich lieb" „Ich dich auch" Ich startete den Motor und fuhr uns nachhause, zu den anderen. Was die wohl so machten. 

flashlight | l.s. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt