Kapitel 6: Simon

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Harry P.o.V

„Ein bisschen mehr Motivation bitte!", rief der Fotograf und funkelte mich böse an. Schon den ganzen Tag hatte ich nichts Besseres zu tun als mich herumkommandieren zu lassen, für das Fotoshooting der Take-Me-Home Tour. Ich verstand ehrlich gesagt nicht, wieso wir das ausgerechnet heute machen mussten, wo doch die Tour erst in ein paar Wochen begann und morgen mein Geburtstag war. Dabei fühlte ich mich noch nicht mal, als würde ich morgen ein Jahr älter werden. 19. 19 und schon so am Ende. „Harry!", schrie der Fotograf wieder und ließ etwas Schweres fallen, womit er mich fast zu Tode erschrak. „Hey! Machen Sie meinen Freund nicht so an, klar?!", griff Louis ein und baute sich vor dem Fotografen auf. Ich lächelte leicht. Es war so süß von Louis. „Ja ist gut Louis. Dann sag deinem Freund mal, dass er sich konzentrieren soll!" Ich verdrehte die Augen und als Louis dann zu mir kam, erahnte ich schon was jetzt käme.

„Du machst das super Schatz, lass dich nicht runterkriegen", sagte er lächelnd und gab mir einen kleinen Kuss. Das war das komplette Gegenteil von dem ich dachte das kommen würde. Der Fotograf blitze mich mit seinen braunen Augen böse an und legte seine Kamera bei Seite. „Vergiss es, Harry. Wir machen nachher weiter" Er verließ den Raum und lies mich verdattert auf der weißen Fläche stehen. Mir war keines Fehlers bewusst. Wirklich nicht. Alles was ich wusste, war, dass er schon vorher nicht mit mir zufrieden war. „Mach dir nichts draus", begann Louis und legte einen Arm um mich „es gibt dumme Menschen, es gibt bescheuerte Menschen und es gibt den...der übertrifft alles" Die Art wie er diesen Dis aussprach war lässig und cool, als würde er sowas jeden Tag von sich geben; was mich einigermaßen zum Lachen brachte. Louis und ich gingen zu dem kleinen Buffet, wo auch die anderen saßen und dem Fotografen hasserfüllte Blicke zu warfen. „Dieser Typ hat sie doch nicht mehr alle", meinte Niall und verschränkte die Arme beleidigt vor seiner Brust. Ich dachte mir schon, dass sie auch irgendwelche dummen Sprüche abbekommen hatten; die Blicke bestätigten Letzteres.

„Ich bin so verdammt froh, wenn dieses Shooting vorbei ist. Dann leg ich mich nur noch in mein Bett und gucke Net-" „Jungs!", wurde Liam von einer erkennbaren Stimme unterbrochen. Simon. Was zur Hölle wollte dieser Idiot jetzt hier? Hier bei uns beim Fotoshooting? Wir alle sahen ihn akkurat an. Wie er auf uns zu kam, mit diesem teuflischen Grinsen auf den Lippen. Louis nahm meine Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. Simons Blick wanderte zu Louis und mir und war auf einmal sehr ernst. „Simon, was machst du hier?", fragte Zayn und stand auf. „Ich wollte eigentlich mal mit Harry reden", sagte er und sah zu Louis ehe er zischte: „alleine" Louis lies meine Hand los und strich mir kurz über den Rücken, bevor ich langsam zu Simon ging. Ich hätte in diesem Moment alles gewollt, außer das. Als wenn das nicht genug wäre legte Simon eine Hand auf meinen Rücken und schob mich sachte durch den Flur in ein großes Büro. Ich hatte das Gefühl, dass er überall sein Büro hatte. Jetzt fehlte nur noch, dass er zu uns in die Villa zog, um uns zu beobachten. „Setz dich", befahl er mir in einem noch höflichen Ton und ich nahm vorsichtig Platz auf dem schwarzen Ledersofa, welches in diesem grauen leerem Raum ohne Fenster stand. Mein Blick huschte über die Bilder an den Wänden, welche mir ein bisschen Angst machten. Auf einem Bild waren fünf Gestalten zu sehen, die von einer sehr großen, stark-gebauten Person auseinandergerissen wurden. Vielleicht war es auch nur meine blühende Fantasie, aber ich hatte das Gefühl, dass dieses Bild uns – One Direction – und Simon darstellen sollte.

Ich schluckte. Dann stellte sich die Frage, wieso er mit mir sprechen wollte. „Harry", begann er und lehnte sich mit seinen Rücken gegen die staubige Schreibtischkante „Du fragst dich sicher, wieso ich nur mit dir reden will" Ich nickte leicht. „Ganz einfach, du passt nicht mehr in die Band", sagte er, faltete seine Hände vor seinem Bauch und grinste mich spöttisch an. So geschockt wie ich von dieser Aussage war sah ich ihn auch an. „Was?!", hakte ich nochmal zusätzlich nach, da ich keines Weges realisieren konnte, was er mir soeben an den Kopf geworfen hatte. „Du hast schon richtig gehört. Dein Gesang wird immer schlechter, deine Stimmung wird immer schlechter während die anderen an die Sache mit Spaß und Freude rangehen. Du harmonierst nicht mit Niall, Louis, Liam und Zayn. Und wo wir bei dem Thema Louis sind. Ständig hängt ihr beide zusammen rum. 24/7 und die anderen vergisst du." Ich biss mir auf meine Zunge, da ich mich etwas zusammenreißen musste, um nicht jetzt sofort rauszufliegen. „Aber es gibt einen Grund!" Ich sprang auf und wurde doch etwas lauter als geplant. „Wie soll es mir auch gut gehen, wenn wir bald Drogen nehmen müssen! Wie soll es mir gut gehen, wenn ich unter dem ganzen Druck zerbreche? Und was hat Louis mit der ganzen Sache zu tun? Ich meine, er ist mein Freund!" Simon verdrehte die Augen und setzte sich hinter seinen Schreibtisch, auf den genauso staubigen Schreibtischstuhl. „Du hast es erkannt Harry, du zerbrichst unter den Gerüchten, Geheimnissen und unter der Band. Das ist ein sehr großer Beweis dafür, dass die Musikbranche nicht für dich geschaffen wurde" Mit jedem einzelnen Wort, welches aus seinem Mund kam wurde ich aggressiver. „Ebenso, wie das Fotoshooting eben", begann er in einem lockeren Ton, als wenn das nicht genug gewesen wäre. „Der Fotograf hat mir erzählt, was für eine schwache Leistung du erbracht hast." Jetzt fiel es mir auf. Der Fotograf war gestört, Simon war gestört, aber beide zusammen konnten durch ihre Dummheit den Weltuntergang verursachen.

„Und jetzt willst du mich aus der Band rausschmeißen, habe ich recht?", fragte ich nach dem Motto Ich-habe-eh-schon-verloren während er wieder aufstand. „Nicht ganz. Ich stelle dich auf Probe", meinte er und ich verdrehte die Augen. Probezeit. Nach drei Jahren One Direction. Irgendetwas lief gewaltig schief in meinem Leben, oder Gott dachte sich, er könne mich einfach ein bisschen verarschen. „Und du hältst dich fern von Louis und machst mehr mit den anderen. Geh doch mal mit Niall essen, er würde sich freuen." „Ich soll mich von Louis fernhalten?!", rief ich aufgebracht und ballte meine Hände zu Fäusten. „Richtig", kam nur von meinem Manager, welcher auch noch höhnisch grinste. „Ganz ehrlich Simon vergiss es!", rief ich und trat den Weg zur Tür an. Mir war die ganze Sache jetzt echt zu blöd. Das mit der Band habe ich noch verstanden, aber, dass ich mich von Louis – meinem Freund – fernhalten musste, ebenso im Privatleben, ging mir eindeutig zu weit. Bevor ich überhaupt die Türklinke mit meinen leicht schwitzigen Händen berühren konnte, spürte ich die Simons an meinen und eine harte Tür im Rücken. Er hielt meine Hände über meinen Kopf zusammen und seine Lippen berührten beinah meine. Ich versuchte mich loszureißen, aber er funkelte mich böse an und verstärkte dadurch seinen Griff. „Hör zu Harry. Alles was in diesen vier Wänden besprochen wurde, zwischen dir und mir, wird auch in diesen Vier Wänden zwischen uns bleiben. Sollte das je jemand erfahren, oder solltest du dich nicht an das halten, was ich dir soeben befohlen habe, so möge dich das Glück verfolgen, denn ich habe die Macht über dich. Die ganze Macht", sagte er was nah an Flüstern grenzte. Meine Atemzüge wurden immer kürzer und schneller und ich begann am ganzen Körper zu zittern. Tränen stiegen mir in die Augen, aber ich konnte diese so gut es ging abwinden. „Lass mich sofort los", gab ich in genau so einem Ton zurück. Er nahm seine Hände von mir und an meinen Handgelenken pochte es. Sie waren sehr Rot und taten ziemlich weh. Bevor er noch irgendetwas tun oder sagen konnte, ergriff ich die Flucht und rannte durch den Flur wieder zurück zu den anderen. „Harry, alles okay?", fragte Louis besorgt und wollte mich in den Arm nehmen aber ich schubste ihn bei Seite, nahm meine Jacke und Schlüssel und ging in schnellen Schritten durch den Flur zum Haupteingang. „Harry warte! Was ist passiert?!", hörte ich noch Niall rufen, aber reagierte nicht weiter darauf. Alles was ich jetzt wollte, war nachhause zu fahren und mich einzuschließen, damit ich über mein Leben nachdenken konnte.

flashlight | l.s. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt