Kapitel 25: Seine letzte Bitte

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Alexandra hieß sie also. Klar freute ich mich für Niall, dennoch kam mir das ganze etwas merkwürdig vor. Ich hatte ihn noch nie mit einem Mädchen irgendwie schreiben gesehen. Dazu kommt, dass er sich ganz „normal" verhielt und es nur Liam erzählt hatte. Gut, Letzteres kann ich vielleicht sogar noch nachvollziehen; trotzdem war es merkwürdig.

Ich lag in meinem Bett, im Bus und dachte nach. Neben mir eine heiße Tasse Tee. Jedes Mal, wenn ich versuchte über andere Dinge als Louis nachzudenken, schlich er sich doch in meine Gedanken und sorgte für Unruhe und Diskussionen. Ich vermisste es, mit ihm nachts einzuschlafen und morgens in seinen Armen aufzuwachen.

Die Hoffnung, dass ich genau das bald wieder erlebe, schwand jedoch immer mehr. Mit jedem Tag. Mit jeder Stunde. Es war wie verhext.

Kälte überflog meinen Körper. Kälte und Einsamkeit. Ich fühlte mich so einsam, im Bett liegend, an die Decke starrend. Das Gefühl, dass das Ende kam, hatte begonnen und jetzt war auch noch mein Tee kalt.

Ich hatte heute versucht noch etwas zu essen, aber der Kloß in meinem Hals kam mir in den Weg. Ständig lagen Louis' Blicke auf mir. Nicht ein einziges Mal hatte er woanders hingeschaut. Dazu kamen seine schnippischen Bemerkungen, die er, wie so häufig, nicht unterdrücken konnte. Er nahm das „wir-tun-auf-Freunde" wohl ein bisschen zu ernst.

Jetzt gerade war er mit Zayn draußen, vor dem Bus. Zayn meinte es würde nur eine Zigarette werden, aber für eine waren sie schon ziemlich lange weg. Knapp 45 Minuten.

Wieso interessierte mich das überhaupt? Ich wollte doch an etwas Anderes denken, also wählte ich auf meinem Handy YouTube und schaute die Trends durch. Eigentlich sollte es mich nicht überraschen, dass auf Platz drei ein Crack Video von freddieismyqueen schlummerte und darauf wartete geguckt zu werden, aber den Gefallen tat ich ihr nicht. Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht heute.

Ich entschied mich dazu, DIY Videos zu schauen. Die Videos waren unterhaltsam. Die meisten zeigten ganz einfach, wie man mit etwas Fantasie und Hilfe von Photoshop, kleine Kinder überzeugen konnte diesen Firlefanz nachzumachen und ihren Eltern somit das Geld aus den Taschen zu saugen. Aber sonst unterhaltsam.

Louis

Mit meinem Kopf zwischen den Schultern gesenkt, meine Hände in meinen Jackentaschen versteckt und meinen frierenden Füßen trat ich die Zigarette auf dem grauen, nassen Asphalt aus. Zayn tat es mir gleich, jedoch schien er nicht so, als würde er frieren.

„Hast du schon mal überlegt, dir eine Jacke anzuziehen?", fragte er mit einem verständnislosen Lächeln und Kopfschütteln. „Ja", begann ich „Jedoch nicht jetzt. Ich gehe jetzt sowieso rein"

Leicht zitternd drehte ich mich zur Bustür. Zayn sah mir nach. „Ich werde noch zu Niall und Liam gehen...beziehungsweise, ich werde sie erstmal suchen" „Mach das", sagte ich knapp und verschwand im warmen Bus.

Es war wirklich warm und dazu duftete es auch noch gut. Es duftete nach Tee, was bedeutete, dass irgendjemand sich wohl welchen gemacht hatte; und anhand nach welcher Teesorte es duftete, wusste ich sofort, wer sich hier in den hintersten Ecken versteckte. Ich dachte, er sei im Hotel. Gott weiß, warum er hier war.

„Ich hatte gehofft dich hier zu treffen", sagte ich leise, aber hörbar, als ich die Tür zu dem Schlafbereich aufschob. Er zuckte kurz zusammen und schreckte hoch.

Das flackern seines Displays brachte sein verängstigtes, aber doch erleichtertes Gesicht zum Vorschein und ließ es in den verschiedensten Farben aufleuchten.

„Louis...erschreck mich nicht so" „Tut mir leid" ich setzte mich gegenüber von ihm auf ein anderes Bett. Neugierig spähte ich auf sein Handy und musste schmunzeln

„Du schaust dir DIYs an?"

„Immerhin lernt man da mehr als im Kunstunterricht in der Schule..."

Er verzog seine Lippen zu einem leichten Lächeln „Wusstest du, dass sich Heißkleber besser eignet, um Anspitzer an Tic Tac Dosen zu kleben, als Flüssigkleber vom Supermarkt?" Er machte sein Handy aus und legte es auf sein Kopfkissen.

Mit der einen Hand griff er nach seiner Teetasse und mit der anderen zog er den kleinen Teebeutel hin und her. Ein gemurmeltes „Oh verdammt..." entfloh dabei seinen Lippen.

Ich beobachtete ihn bei jeder seiner Bewegungen, bei jeder seiner Atemzüge. Er war so harmlos und doch hatte ich Angst vor ihm. Angst, die man nicht mal als Angst beschreiben konnte. Ich hatte Angst, er würde mich auf ewig verurteilen. Angst, er würde mir das, was in den letzten Wochen bis jetzt passiert war, auf ewig nachtragen. Angst, er würde mir nie mehr verzeihen. Angst, er würde anfangen mich zu hassen. Wozu er jetzt schon alles Recht hatte.

„Wolltest du mir irgendetwas sagen, Louis?", fragte er mit seiner süßen, müden Stimme. „Ich äh..." seine grünen Augen durchlöcherten meine mit Vorwürfen und Schuld. „Ich wollte nur fragen, wie es dir geht oder ob ich dir etwas bringen kann"

Verlegen kratzte ich mir am Hinterkopf. Ich spürte die Hitze in mein Gesicht steigen. Zu meinem Glück erkannte er meine – jetzt wahrscheinlich feuerroten – Wangen auf Grund der Dunkelheit nicht.

Er hob eine Augenbraue und schaute mich skeptisch an. „Ich denke nicht, aber danke" Ich hatte gehofft, dass so eine Antwort kommen würde.

Ruckartig stand ich auf und ging wieder zurück Richtung Tür. Ich wollte sie gerade zuschieben, da kam von Harry eine letzte Bitte „Kannst du mir einen heißen Tee bringen? Meiner ist leider kalt geworden..."

Schnell huschte ich hinter die Tür, damit er mein erscheinendes Lächeln nicht bemerkte und antwortete: „Sicher. Gib mir zwei Minuten"

Nachdem ich Harry seinen Tee gebracht hatte und er sich herzlich bedankte, kochte ich mir auch einen. Ich trank nicht oft Tee, aber wenn ich es mal tat, dann brauchte ich es einfach. Und das war jetzt einer dieser Momente.

Mit meinem frischen, heißen Apfeltee setzte ich mich an den kleinen Tisch. Nachdenklich zog ich den kleinen Teebeutel durch das Wasser und wartete bis es sich zu einem Dunkelrot verfärbte. Ich merkte, dass ich große Schwierigkeiten hatte, meine Gedanken zu sortieren. Dazu war es schier unmöglich sie so zu formulieren, dass ich selbst überhaupt verstand, was genau in meinem Kopf vor sich ging.

Auf dem Tisch entdeckte ich ein Blatt Papier und einen Stift liegen. Ich nahm den Stift in die Hand und schon besiedelten meine Gedanken mit Bildern und Worten das vorher so unbewohnt gewesene Papier...


Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel. Und - oh mein Gott - Leute! Dankeschön für 1000 Reads! Es ist unglaublich. Ich war gerade bei einer Lesung als ich das gesehen habe, weshalb ich nicht sofort schreiben konnte. Außerdem wollte ich gerne meinen Dank beim nächsten - also diesem - Kapitel aussprechen. Vielen Dank! Es ist unglaublich. Für manche mag es vielleicht nur eine Zahl sein, aber 1000 ist in diesem Fall für mich mehr als "nur eine Zahl". Dazu ist es eine Art Motivation für mich und ich hoffe auch für euch da draußen. Vielen Dank! 

Loads of love, 

Celine  

flashlight | l.s. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt