Kapitel 24: Der Tag danach

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Der Duft von schwarzem Tee stieg mir in die Nase. Langsam öffnete ich meine noch schweren Augenlieder, um zu schauen wo der heimische Duft herkam. Durch einen dichten Schleier sah ich eine Tasse auf einem Tisch stehen und daneben eine Person sitzen. „Er ist wach...", sagte diese Person erleichtert und strich mir durch die Haare. Auf meinen Körper bildete sich eine Gänsehaut. Die Stimme kannte ich. Nur zu gut. Ich wusste nicht mehr wann es war, aber diese Stimme hatte mich in Arm genommen. Diese Stimme hat mir geholfen. Diese Stimme hat mich verletzt.

„Ein Glück! Harry du hast uns echt Angst eingejagt", ich konnte Nialls Stimme hören, die immer näherkam. Bis ich letzten Endes merkte, dass er sich auf das Bett setzte.

„Was ist passiert?" mit Kopfschmerzen setzte ich mich auf. „Ehrlich gesagt würde ich das gerne von dir hören..." Ich versuchte meine Augen auffällig zu drehen und seufzte „Kannst du bitte weggehen?", fragte ich genervt. Louis sah mich mit einem müden Lächeln an „Hättest du gerne" „Ja, sogar sehr gerne"

„Ich habe dir Tee gekocht, bedank dich mal" Louis deutete auf die weiße Tasse aus der noch immer Dampf aufstieg. „Habe ich danach gefragt? Nein..." Ich scheiterte kläglich bei dem Versuch, mich „cool" gegenüber Louis zu verhalten „Aber danke..."

Mit einer kurzen Handbewegung strich Louis mir meine Locken zurück, die zuvor vor meine Stirn gefallen waren. Ehrlichgesagt wusste ich nicht wirklich, was ich davon halten sollte. Einerseits ist er so führsorglich und kümmert sich; macht sich Sorgen. Andererseits hat dieser Arsch mich verlassen. Er war derjenige der mich zu oft verletzt hat und ich war derjenige der zu oft so naiv war und im verziehen hat. Aber sein Charme, sein Lächeln, sein Charisma...er war perfekt.

Ein perfektes Arschloch.

„Du warst gestern anders drauf...beziehungsweise heute Nacht. Du meintest, dass Simon dich verfolgen würde." Es herrschte eine kurze Stille. Mir wurde gerade erst klar, dass Niall schon das Zimmer verlassen hatte. „Ich...weiß nicht wovon du sprichst" „Harry lüg mich nicht an. Du hast den ganzen Parkplatz zusammengeschrien und sagtest, dass du Simon gesehen hattest. Außerdem, dass du mit ihm geredet hattest"

Es brachte nichts, sich aus dieser Sache herauszureden. Aber ich wollte auch Louis nicht erzählen, wieso Simon da war. Ich meine, er war da – ich hatte ihn ja gesehen – aber, wenn ich Louis jetzt erzählen würde, was er gesagt hatte, dann würde ich wieder so naiv werden und mich auf ihn einlassen.

„Ich meine...ja er war da aber war nicht wichtig" „Harry, Simon war nicht da" „Doch war er, Louis. Ich bilde mir sowas doch nicht ein" „In letzter Zeit, hast du dir so viele Sachen eingebildet, also das glaube ich jedenfalls..." Ich verdrehte die Augen „Dass du mit mir Schluss gemacht hast, habe ich mir aber nicht eingebildet. Also lass mich"

Ich versuchte aufzustehen, erhob meinen Oberkörper; wurde aber sofort zurückgedrückt. Louis sah mich mit einem traurigen, verletzten Blick an. Seine Hand ruhte auf meiner bebenden Brust. Seine blauen Augen gefüllt mit...Sorge. Wieder einmal herrschte die Stille. Ohne meinen Blick von ihm zu lösen, näherte ich mich ihm. Ganz langsam. Er erwiderte meine Handlung noch bevor ich sie überhaupt richtig ausführen konnte.

Plötzlich spürte ich seine Lippen wieder auf meinen. Wieder einmal war ich zu naiv. Er hat mich rumgekriegt. Aber wieso musste es zu einem Kuss kommen? Wieso geschah genau das gerade, was geschah? Er begann seine Lippen gegen meine zu bewegen. Mit leichten Tränen in den Augen erwiderte ich den Kuss.

Ein Kuss voller Geborgenheit, Führsorge, Vergangenheit...Liebe. Als ich realisierte, was ich genau tat, stieß ich Louis von mir weg und sah ihn mit böse-funkelnden Augen an „Bist du noch ganz dicht?", fragte ich schweratmend

„Wieso tust du sowas? Du weißt genau, was du mir angetan hast. Bin ich dir so unwichtig, dass du mit meinen Gefühlen spielen musst? Du weißt, ich liebe dich immer noch. Wieso tust du mir das an? Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?"

Er schaute beschämt zu Boden und spielte mit dem Saum seines Shirts. Seine Wangen waren gerötet und auf seiner Wange lief eine Träne runter. Er schwieg. „Louis...ich will doch nur, dass es zwischen uns nicht noch mehr auseinander geht..." „Ich will das doch auch nicht, Harry. Aber...es ist so kompliziert" „Egal. Egal, vergiss es. Lass uns einfach nicht mehr drüber sprechen"

Louis willigte auf meinen Vorschlaf ein und lächelte leicht. Noch nie hatte ich in einer Situation so viele Gefühlssaltos und Gedankenwenden erlebt wie in dieser.

Louis und ich entschieden uns, uns vor den Jungs als einfach Freunde zu verhalten und ihnen zu sagen, dass zwischen uns alles gut sei. Aber das war es nicht. Aus der Tatsache, dass wir verheimlichen mussten, dass wir in einer Beziehung waren, wurde also die Tatsache, dass wir verheimlichen mussten, dass wir getrennt waren.

Es war verrückt. Während wir mit den anderen drei in einem Café saßen, erinnerte ich mich an die Zeit zurück wo Louis und ich abends zusammen eingeschlafen und morgens zusammen aufgewacht waren. Es war eine schöne Zeit, aber hoffnungslos eine solche wiederherzustellen.

Dazu fühlte es sich aber auch gut an, Louis zu sagen, dass ich ihn immer noch liebte. Louis ein letztes Mal küssen zu können und sein Lächeln zu sehen. Sein Lächeln brachte automatisch auch mich zum Lächeln.

„Was war das eigentlich für eine Situation im Bus gestern? Niall...Liam...", lenkte ich vom Thema ab. Niall weitete die Augen und Liam räusperte sich. „Nichts, wieso?" „Jetzt wo wir bei euch sind...ihr seit gestern zu spät zum Aufnehmen gekommen? Wo wart ihr?", fragte Zayn und trank einen Schluck seines Tees.

„Liam und ich hatten einige Komplikationen, die wir besprechen mussten. Nichts Besonderes...es...", begann Niall und wurde von Liam unterbrochen „es ging einfach um Nialls Freundin. Ich hatte ihm Tipps gegeben, wie er sie auf ein Date einladen kann und so. Das übliche"

Louis verschluckte sich an seinem Tee und begann zu husten. „Du hast ne Freundin?", brachte er gerade eben noch hervor und sah verwirrt in die Runde.

„Das ist deprimierend...nicht wahr? Der, der nur sein Essen liebt, kriegt als erstes eine ab" „Liam red' nicht so", seufzte Zayn und stieg ihm leicht gegen die Seite.

„Wie heißt sie?", fragte ich neugierig und lehnte mich zu Niall vor. „Sie heißt Alexandra...Ist so alt wie ich und ich hab' sie mal in der Stadt gesehen. Da war ihr nicht dabei" Liam grinste, genau so wie Louis „Mensch...unser Niall wird erwachsen"

Der Ire verschränkt beleidigt die Arme. „Ihr seid gemein" 

flashlight | l.s. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt