❀ 𝐅𝐑𝐀𝐍𝐊𝐑𝐄𝐈𝐂𝐇 ─ 1821
Es hätte alles perfekt sein können. Doch selbst das Gebären eines lang ersehnten Thronfolgers birgt neue Probleme in der kaiserlichen Familie. Der Kummer Aliénors nimmt zu, sodass sie sich in das...
LUSTSCHLOSS PETIT TRIANON , ZUGEHÖRIG DEM SCHLOSS VERSAILLES , NAHE PARIS , KAISERREICH FRANKREICH
- 17. September, 1821
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ALIÉNOR
Funkelnd, glatt geschliffen und in einem tiefen Rot erstrahlte der Diamant, den ich mit meinen Fingern umschloss. Er war wunderschön - keine Frage. Nachdenklich zog ich die samtenen Vorhänge zur Seite, blickte durch das bodentiefe Fenster hinaus in die Gärten, in dem Gärtner die Gehwege von den bunten Blätter zusammenkehrten.
Inzwischen war der Herbst in die Welt eingekehrt und zeigte sich in all seinen Farben. Es war kühler geworden in den letzten Tagen, sodass das übliche Vogelgeschwitzer mit der Zeit immer mehr verklang. Die Welt bereitete sich auf den Winter vor. Und auch ich hatte die harten Tage hinter mir.
Noch vor einem Monat hatte ich Tag und Nacht hochschwanger in meinen Gemächern im Nordflügel des Palastes von Versailles verweilen müssen, bis ich letztendlich einem Jungen das Leben geschenkt hatte. Der langersehnte Thronfolger, der Dauphin, hatte alle Mitglieder des Hofes in helle Aufregung und Entzückung versetzt.
Meine Tochter Marguerite war noch weiter in den Hintergrund gerückt - und es erschien mir, als sei ich plötzlich beliebter bei den Bewohnern des Schlosses geworden.
Ich war natürlich auch hocherfreut gewesen. Louis-Antoines Erleichterung konnte man ihm jeden Tag nach der Geburt ansehen. Unser eigentliches zweites Kind war eine Fehlgeburt gewesen, und somit hatten die Chancen schlecht gestanden, dass ich überhaupt noch ein weiteres Kind gebären konnte.
Dieses Ereignis hatte vor ungefähr einem Jahr stattgefunden, und mich ebenso schlecht fühlen lassen wie damals, als mein Vater und meine ältere Schwester verstorben waren. Zu wissen, dass man es versäumt hatte, einem Kind das Leben zu schenken, zerriss einem die Seele.
Für Tante Marie-Thérèse hingegen war diese Unannehmlichkeit wieder schnell aus der Welt geschafft worden. Es war bloß ein Kind. Und wenn dieses nicht überlebte, wurde nunmal ein Neues gemacht. Genau jenes Kind war sofort nach seiner Geburt im August in die Obhut meiner Schwiegermutter gegeben worden, um richtig erzogen zuwerden.
Alles in meiner Macht stehende hatte ich versucht, mein Kind zurückzubekommen. Ich hatte es geschafft, mein kleines Mädchen zu erziehen... ich wollte nicht, dass der kleine Louis-François zu einem herzlosen, strengen Tyrannen aufwuchs.
