Kapitel 03 ❀ accusations

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ALIÉNOR

„Ihre Majestäten, Kaiser Louis XVII. von Frankreich, und Seine Gemahlin, Kaiserin Aliénor, Prinzessin von Savoyen-Piemont."
Unter tosenden Beifall schritten Antoine und ich in den Spiegelsaal von Versailles, in dem sich etwa die Hälfte des Hofstaates sowie viele Adelige und berühmte Gäste des Landes versammelt hatten.

Hier und da schenkte ich unseren Gästen ein freundliches Lächeln und trennte mich etwa in der Mitte des Saales von meinem Gemahl, woraufhin ich gefolgt von meinen Hofdamen hinüber zu einer Sofaecke schwebte, in der ich mich meistens etwas fernab eines spießigen Balls aufhielt. Die Festlichkeiten begannen und die Musiker setzten an. Es wurde getanzt, gegessen und wie so oft selbstverständlich um Umsummen an Geld gespielt.

„Ich setze 100 Livres auf Monsieur Álvarez", teilte ich meiner Gruppe, die aus einigen meiner Freunde und natürlich meinen Hofdamen bestand, mit, als Rafael und zwei meiner Freunde aus dem niedrigeren Adel eine Runde Bouillotte, was ein französischen Glückskartenspiel war, begannen. „Er verliert niemals."

Rafael zog etwas überrascht über meine Worte eine Augenbraue in die Höhe.
Zugleich stieß ich mit zwei Freunden an, ehe ich meinen Sekt nippte. Normalerweise würde ich ihn in einem Zug leeren; jedoch wollte man ja noch etwas Haltung bewahren.

„Der Marquis de Valois ist ja so ein Charmeur", ertönte Emilies verträumte Stimme und wir wandten uns zu der Blondine, die geradewegs auf uns zukam und ihren Fächer anmutig vor ihrer Brust bewegte.

„Ihr müsst uns etwas von ihm erzählen!", forderte Liliette sie augenblicklich auf und legte den Kopf schief. „Er hat große Ländereien in der Normandie, n'est-ce pas?"

„Genauso ist es", stimmte de Polignac zu und ließ sich neben uns auf dem hochwertigen Polster aus goldenem Brokat nieder. „Und er ist wirklich gut-aussehend..."

„Und etwas klein", mischte ich mich scherzhaft ein. „Ansonsten ist er aber eine freundliche und geduldige Persönlichkeit... Ihr habt ihn sicherlich für Euch allein..." Kurz musste ich schmunzeln. „Ich habe ja meinen Gemahl, und zudem scheint sich hier keine andere Dame für ihn zu interessieren..."

„Wo ist Seine Majestät eigentlich?", wollte Prinzessin Liliette neugierig wissen und schaute sich um. Ich tat es ihr nach und sah mich ebenso nach meinem Gatten um. Etwas betrübt musste ich jedoch feststellen, dass er in diesem Moment mit seiner Tante väterlicherseits tanzte. An diesem Abend sah er ausgesprochen entspannt aus. In mir kam der Gedanke auf, dass er unsere kleine Diskussion vor zwei Tagen schon wieder vergessen haben musste.

Ich konnte mich nur selten von unseren Eheproblemen ablenken... er hingegen schien die Situation als normal abzustempeln. Vielleicht glaubte er auch, dass sich meine Aufregung schon bald wieder legen musste.

„Verdammt", hörten wir ein Fluchen neben uns und ich blickte hinüber zum Spieltisch, an welchem Rafael sich die dunklen Haare raufte. Heute lief es wohl doch nicht so gut für den jungen Spanier.

„Entschuldigt mich... ich muss kurz etwas erledigen...", unterbrach Liliette auf einmal die Stille und erhob sich.

„Etwa bei deinem neuen Liebhaber?", entgegnete Emilie breit grinsend und strich sich zwinkernd ihr Kleid glatt. Die Spanierin verdrehte kurzzeitig die Augen und verschwand anschließend in der Menge, sodass ich die Stirn kraus zog. Eben hatte sie noch sehr entspannt gewirkt. Seit wann störten sie denn solche Bemerkungen von Emilie?

PRINCESS OF LILIES  ᵗᵉⁱˡ ᵛⁱᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt